PÖNIs: (4/5)
Es ist schon komisch, wenn heute in einem amerikanischen Film im Vorspann darauf hingewiesen wird, dass die folgende Geschichte v o r der Ära Gorbatschow angesiedelt ist. Zu einer Zeit und in einer Epoche also, in der noch der Kalte Dauerkrieg zwischen West und Ost existierte und wo Moskau und Umgebung für den Westen noch „das Reich des Bösen“ bildete. Zu einem solchen Zeitpunkt, präziser: im Spätherbst 1984, spielt der neue amerikanische Spannungsfilm:
„JAGD AUF ROTER OKTOBER“ von John McTiernan (USA 1989; B: Larry Ferguson, Donald Stewart; nach dem gleichn. Roman von Tom Clancy; K: Jan de Bont; M: Basil Poledouris; 134 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.08.1990); JOHN McTIERNAN ist der Regisseur von Hits wie “Predator“ und “Stirb langsam“.
Thema: Die Russen haben ein Super-U-Boot gebaut. Das ist technisch so perfekt konstruiert, dass es für den Unterwasser-Gegner praktisch nicht zu orten ist. Folglich geht Kapitän Ramius (SEAN CONNERY) auch sehr optimistisch und vollmundig auf „Jungfernfahrt“. Natürlich kriegt Amerika doch mit, was passiert ist und was da für ein modernes Ungetüm in Richtung ‘Haustür‘ unterwegs ist. Aber man ist verunsichert. Planen die Russen wirklich einen atomaren Angriff? Oder ist alles nur eine militärische Übung? Oder handelt es sich gar, wie der CIA-Analytiker Dr. Jack Ryan (ALEC BALDWIN) vermutet, um den Versuch eines hochkarätigen russischen Offiziers, zu den Amerikanern überzulaufen und als Geschenk quasi gleich noch das moderne Schlachtschiff mitzubringen? Ryan wird mit den Ermittlungen beauftragt und soll schnelle Aufklärung bringen. Doch das Unternehmen erweist sich als heikel, zumal plötzlich die ganze sowjetische Flotte ebenfalls alarmiert wirkt. Was geht dort unten wirklich vor? Ein dramatisches Va-Banque-Spiel beginnt, über wie unter Wasser.
“Jagd auf Roter Oktober“ ist ein klaustrophobischer Thriller mit immer neuen Varianten und wundersamen technischen Mätzchen. Und mit der alten, aber immer wieder aufregenden Kino-Frage: Wer eigentlich ist Jäger; wer der Gejagte? Oder plumper ausgedrückt: Wo sind die Guten; wo die Bösen!? Dass dafür allerdings hier die Antwort von Anfang an leicht fällt, liegt am Hauptakteur, an SEAN CONNERY. Denn wer wollte ernsthaft annehmen, dass solch ein vor Kraft und Autorität nur so strotzender Typ wie sein Kapitän Ramius nicht auf der Seite der Guten steht? Es bewährt sich zum wiederholten Male auch in diesem Film: Der Ire Sean Connery, einst der beste Bond-Darsteller überhaupt, zählt zu den faszinierendsten Heldenfiguren des modernen Kinos. Weil er nicht übertreibt und herumalbert, immer mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors ausgestattet ist und eine faszinierende Ausstrahlung à la Humphrey Bogart besitzt. Ihm alleine zu begegnen und zuzuschauen, ist schon das ganze Eintrittsgeld wert. Obwohl sich um ihn herum namhafte Akteure wie Alec Baldwin, Scott Glenn oder James Earl Jones auch nicht gerade schlecht verkaufen.
„Jagd auf Roter Oktober“ ist ein hervorragender Unterhaltungsfilm, der verteufelte Ähnlichkeit mit dem guten, alten “Schiffe-Versenken“-Spiel besitzt. Und das hat uns doch wohl allen irgendwann einmal einen Riesen-Spaß bereitet, oder? (= 4 PÖNIs).