PÖNIs: (3/5)
„DIE JAGD“ von Thomas Vinterberg (Co-B + R; Dänemark 2011; Co-B: Tobias Lindholm; K: Charlotte Bruus Christensen; M: Nikolaj Egelund; 111 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.03.2013); der 44-jährige gebürtige Kopenhagener schloss 1993 als jüngster Absolvent aller Zeiten die „Danske Filmskole“ ab. War Mitte der 1990er Jahre Mitbegründer der „Dogma 95“-Bewegung. Für seinen ersten Kinospielfilm „Das Fest“ erhielt er 1998 bei den Filmfestspielen von Cannes den „Spezialpreis der Jury“. Und viele weitere internationale Auszeichnungen (wie 7 „Roberts“, die dänischen „Oscars“). In seinem neuen Werk „Jagten“ spielt der dänische Star MADS MIKKELSEN, 47, die Hauptrolle. Mads Mikkelsen, bekannt durch die einheimischen Filme „Open Hearts“, „Dänische Delikatessen“, „Adams Äpfel“ sowie durch internationale Produktionen wie „Coco Chanel & Igor Stravinsky“, „Die drei Musketiere“ oder als Gegenspieler von 007 im ersten Daniel Craig-Bondfilm „Casino Royale“, spielt Lucas. DER hat soeben eine „üble“ Scheidung hinter sich. Zudem wurde seine Schule in einer dänischen Kleinstadt geschlossen, so dass er einen Job im örtlichen Kindergarten angenommen hat. Gerade ist der friedliche Typ dabei, sich einigermaßen wieder zu fangen, als er schon wieder vom Schicksal eins mächtig auf die Gusche bekommt. Weil die fünfjährige Klara, Tochter seines besten Freundes und Nachbarn, ihn einer „unzüchtigen Handlung“ bezichtigt. Klar: Kindermund gibt Wahrheit kund. Von wegen. Wir wissen, es ist nur das Dahingeplapper eines gekränkten kleinen Mädchens, das sich von Lucas emotional benachteiligt fühlt. Doch damit löst Klara geradezu eine Lawine aus. In der kleinen Region. Die „Jagd“ ist eröffnet. Auf einen der ihren. Der normale Menschenverstand wird umgehend außer Kraft gesetzt.
Die Stärke des Streifens ist eindeutig seine Absicht. Zu zeigen, WIE in einer überschaubaren Gemeinde die „verdächtige Bemerkung“ eines Kleinkindes einen abscheulichen zwischenmenschlichen „Brand“ auslöst. WIE alleine der Verdacht zu unheilvollem, aggressivem Misstrauen führt. WIE aus Eben-noch-Freunden erbitterte „Feinde“ werden. Können. Die „Logik“ dorthin allerdings hinkt. Gewaltig. Nicht sehr glaubwürdig entwickelt. Dass ein Zusammenhalt plötzlich dermaßen schlagartig auseinanderbricht, wirkt befremdlich. Konstruiert. Thomas Vinterberg, der in „Das Fest“ die scheinbare Harmonie eines umfangreichen Familienbeisammenseins plausibel platzen ließ, bietet hier arg überzogene wie vorhersehbare, dünne Allgemeinplätze von Angst und Jammern an, um den dramaturgischen wie psychologischen Krimifaden ansetzen zu können. Allerdings kann er auf einen vortrefflichen darstellerischen Erfüllungsgehilfen wie Mads Mikkelsen bauen. Als sowieso schon gebeutelter Lucas lotet er brillant seelische Tiefen aus. Erweist sich erschreckend nahe und beklemmend dicht-präsent als in die Enge getriebener und zum Abschuss freigegebener Mensch. Wie ein wildes Tier aus dem Wald, das dort täglich genüsslich „beseitigt“ wird. Gekillt wird. Von den „amtlichen“ Jägern.
Der charismatische Mads Mikkelsen ist in der Balance zwischen Resignation, Entsetzen und Dagegenhalten, Aufbegehren großartig. In Mimik und Bewegung. Seinen Lucas so facettenreich intensiv in seinen unterschiedlichen Empfindungen „diskret“ vorzuführen, ist meisterlich. Dass er für diese Rolle auf den vorjährigen Cannes-Filmfestspielen mit dem Preis für den „Besten Schauspieler“ bedacht wurde, ist absolut nachvollziehbar. „Die Jagd“ ist allein SEIN Film (= 3 PÖNIs).