„JACQUES – ENTDECKER DER OZEANE“ von Jérome Salle (Co-B + R; Fr 2015; Co-B: Laurent Turner; basierend auf dem Buch „Mein abenteuerliches Leben auf der Calypso“ von Albert Falco und Yves Paccalet; K: Matias Boucard; M: Alexandre Desplat; 122 Minuten; Start D: 08.12.2016); der Mann mit der roten Mütze war lange Zeit auch – aus deutscher Ferne – ein bekannter und charismatischer Forscher. Immer als „sympathisch“ eingestuft. Schließlich war er auf den Weltmeeren unterwegs, um uns aufzuklären, was so Tolles „Unter Wasser“ „los“ sei. Salopp formuliert. Jetzt, mit diesem Spielfilm, stellen die Franzosen ihm, diesem legendären Pionier der Meeresforschung, JACQUES-YVES COSTEAU (11.6.1910 – 25.6.1997), ein zwiespältiges Lebenszeugnis aus. Er war ein Besessener. Ein ewig rastloser. Narzisst. Der seinem Drang, die Tiefen des Ozeans zu entdecken, um sie eines Tages eventuell sogar „zu besiedeln“, totalen Vorrang gab. Zeitlichen wie emotionalen. Seine Ehefrau wird auf seinem Schiff „festgesetzt“, seine kleinen Kinder ins Heim abgeschoben. Die Sucht nach Erfolg treibt ihn an. Costeau dreht an die 100 „Natur-Filme“. Als erster Dokumentarfilmer erhält er 1956 für „Die schweigende Welt“ die „Goldenen Palme“ von Cannes, gemeinsam mit seinem Partner Louis Malle. Dreimal wird ihm der Dokumentarfilm-„Oscar“ zugesprochen. Costeau wird weltweit populär. Und steckt in kommerziellen, finanziellen Schwierigkeiten. Will immer mehr als er bewältigen kann. Das schwierige Verhältnis zu seinem sensiblen Sohn Philippe (PIERRE NINEY) beherrscht weite Teile dieses Biopics. Als Philippe zu seinem Vater zurückkehrt und erkennt, dass durch dessen unermüdliche Tätigkeit die Ozeane, die Meere, das Wasser mehr zerstört denn erhalten, beginnt das Umdenken. Im Da-Sein des Visonärs. Als sein Sohn bei einem Unfall ums Leben kommt, ist Jacques-Yves Costeau bekennender Ökologe. Optisch ist der Film außerordentlich beeindruckend. Bildgewaltig prächtig. Vor allem natürlich unterhalb der Wasseroberfläche. Da gelingen geradezu sensationelle visuelle Eindrücke. Zu denen sich der französische Spitzenfilmmusiker ALEXANDRE DESPLAT geradezu majestätische Atmosphären-Klänge hat einfallen lassen. Und auch der 57jährige, blendend aussehende französische Star LAMBERT WILSON (erst neulich in: „Unterwegs mit Jacqueline“) zeigt als Costeau packende Präsenz und erreicht mit ihm eine „stimmungsvolle“ Figur. Doch Regisseur Jérome Salle (bekannt durch seine zwei „Largo Winch“-Thriller) verkorkst diese 35 Millionen EURO teure Produktion, in dem er mit „kräftigen“ Zeitsprüngen und kühler Distanz die Lebensdaten dieses eigenwilligen Machers quasi mehr abhakt denn füllt. Erst seine jahrzehntelange Meeres-Ausbeutung, dann erklärt er sich plötzlich zum Fortan-Umweltpapst. Und Meeres-Beschützer. Während die Vernachlässigung seiner pessimistischen Ehefrau Simone (AUDREY TATOU), die Ketten-raucht und Alkoholikerin ist, auch nur angedeutet wird. Ebenso wie seine Liebschaften „draußen“, außerhalb des Schiffes, nur kurz benannt werden. Ein unbefriedigender Spielfilm, dessen Höhepunkte mehr im bildlichen denn im personellen Tiefgang liegen. Die Augen werden prall gefüttert, der Kopf eher nur überschaubar (= 3 PÖNIs). |
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