„INTERVIEW“ von und mit STEVE BUSCEMI (Co-B+R; USA 2006; Co-B: David Schechter; K: Thomas Kist; M: 84 Minuten; Start D: 29.05.2008); der 50-jährige Steve Buscemi ( ausgesprochen Buschini) zählt seit vielen Jahren zu den BESTEN AUSSENSEITER- TYPEN im amerikanischen lndependent-Kino. Mit seiner unverwechselbaren Physiognomie und Mimik wird er vor allem für neurotische oder paranoide Charaktere und Verlierertypen besetzt (wie z.B. 1992 in “Reservoir Dogs – Wilde Hunde“, dem Debütfilm von Quentin Tarantino; oder 1998 in “The Big Lebowski“ von den Coen-Brüdern, wo schließlich “seine Asche“ eine wesentliche dramaturgische Rolle spielt, oder 2003 in “Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht“) von Tim Burton. Im Film “FARGO – Blutiger Schnee“, ebenfalls von den Coen-Brüdern (1996), wird der von ihm gespielte CarI Showalter wiederholt als “irgendwie schräg“ beschrieben; und genau für diesen “Quasi-Typus“ wird Buscemi immer wieder gerne engagiert. Der ehemalige Möbelpacker, Eisverkäufer und Feuerwehrmann, der nebenbei Unterricht am renommierten New Yorker Lee-Strasberg-Schauspielstudio nahm, dreht auch selber Kinofilme: “Trees Lounge“, zu dem er auch das Drehbuch verfasste, war 1996 sein Regie-Erstling; im Jahr 2000 folgte “The Animal Factory – Rache eines Verurteilten“. Sein 3. eigener Kinofilm ist das amerikanische Remake des gleichnamigen holländischen Films von Theo van Gogh aus dem Jahr 2003. Der niederländische Filmregisseur, Publizist und Satiriker wurde bekanntlich am 2. November 2004 von einem islamischen Fundamentalisten ermordet. Noch zu Lebzeiten hatte der Regisseur, ein Urenkel von Theo van Gogh, dem Bruder Vincent van Goghs, drei amerikanische Remakes seiner (insgesamt 19 fertiggestellten) Filme geplant: “06“ (von 1994), “Blind Date“ (von 1996) sowie “Interview“, allesamt kämpferische Geschlechter-Duelle. “Das Interview“ ist ein reiner DIALOG-Spannungsfilm. Von Anfang an dominieren WORTE. Wie Gewehrschüsse abgegeben, zielen sie direkt, konsequent und beabsichtigt auf den Anderen. Um ihn zu verletzten, aus der Reserve zu locken oder auch um eine bissige Pointe anzubringen. Ein intellektuelles MACHT-Spiel der Gedanken und der Seelen von 84 Minuten. Wie ein verbaler Boxkampf aufregend angesiedelt. Der Ort: Ein großzügiges New Yorker Loft. Einer der beiden Kontrahenten: Der Journalist Pierre Peders. Der hat sich vor allem als Kriegsberichterstatter seine Sporen verdient. Hat während seiner Reisen um die Welt viele schreckliche, grausame Dinge gesehen, die ihn haben desillusioniert werden lassen. Mit Gewalt und Unmenschlichkeit ist er bestens vertraut. Gerade als er in einem politischen Skandal ermittelt, bekommt er einen “Sonderauftrag“: Er soll die populäre Soap-Darstellerin Katya interviewen. Für ihn eine journalistische Degradierung, was er auch deutlich in Worte und Körpersprache zum Ausdruck bringt. Doch was in einem Lokal beginnt, dann abgebrochen wird, setzt sich in ihrer Wohnung fort. Und dabei erweist sich die vermeintliche HaIb-Blondi-Promi durchaus als schlagfertige Gegnerin. Die ihm gut bis überlegen Paroli zu bieten weiß. Ein “sportlicher“ Schlagabtausch zwischen zwei Kulturen, Welten, Typen, der nie so verläuft, wie man vermutet. Zwischen “echt“ und “gemacht“, zwischen “boshaft“ und “sanft“, zwischen “klug“ und vermeintlich-“doof“. Mit intellektuellem Charme, mit schwarzem Humor und bissigen Intrigen; mit einer geballten Ladung an sexueller Spannung. Mit pikanten Pointen-Fouls. Und wie ein leidenschaftliches Verbal-Schachspiel angelegt, bei dem ständig Verlierer- und Gewinner-Seite wechseln. Bis “die Entscheidung“ verblüffend wie unerwartet feststeht. Ein packendes Kammerspiel, ein reizvoller Darsteller-Wettkampf. Weil “Kontrahentin“ SIENNA MILLER Mal ein GANZ ANDERER, mal ein wirklich außergewöhnlicher Kinofilm (= 4 PÖNIs). |
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