THE INTERVIEW

THE INTERVIEW“ von Evan Goldberg und Seth Rogen (USA 2013/2014; B: Dan Sterling; K: Brandon Trost; M: Henry Jackman; 112 Minuten; Start D: 05.02.2015); seit 1988 existiert die amerikanische Satire-Zeitschrift „THE ONION“, also „Die Zwiebel“. Sie erscheint heute wöchentlich im Internet und in verschiedenen Städten der USA auch im Druck. „The Onion“ ist als Parodie auf eine Tageszeitung“ (wie „USA Today“) gestaltet. Im November 2012 proklamierte „The Onion“ den nordkoreanischen Diktator KIM JONG-UN zum „Sexiest Man Alive“. (Die chinesische Parteizeitung „People’s Daily“ übernahm diese Darstellung, gratulierte Kim zur Auszeichnung und stellte eine ausführliche Fotostrecke online).

Am 10. Oktober 2013 begannen im kanadischen Vancouver die Dreharbeiten zum Film „The Interview“. Der kanadische Produzent und Drehbuch-Autor EVAN GOLDBERG (33) und sein Landsmann, der 32jährige kanadische Komiker, Schauspieler, Drehbuch-Autor und Regisseur SETH ROGEN, entwickelten in den späten 2000er Jahren die Idee für ihren Stoff. Motto: Wie wäre es, einmal satirischen Schabernack um und „mit“ dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un zu entwickeln. Der amerikanische TV-Produzent und Autor DAN STERLING („The Daily Show mit Jon Stewart“; „South Park“) schrieb nach ihren Ideen das Drehbuch. Der erste Schauspieler, der für „The Unterview“ verpflichtet wurde, war der 40jährige Komiker, Autor und Schauspieler RANDALL PARK, Sohn koreanischer Eltern aus Los Angeles, für den Part als tückischer Nordkorea-Führer-Schelm. Und Spaß-Versteher. Denn:

Kim Jong-un mag US-Fernsehen. Zu seiner Lieblingssendung zählt „Skylark Tonight“. Ein nächtliches Boulevard-Magazin, in dem die – vermeintlichen – Geheimnisse von Promis lautstark, bunt und grell „enthüllt“ werden. Wenn etwa der weiße Rapper Eminem live in der Show verkündet, schwul zu sein, ist die Quote sicher. Oder wenn Hollywoodstar Rob Lowe „zeigt“, dass er Toupet-Träger ist, weil er einen Glatzkopf hat. „Damit“ rastet Moderator Dave Skylark (JAMES FRANCO) am liebsten gerne aus. Während sein Freund und Produzent Aaron Rappaport (SETH ROGEN), der hinter den Kulissen alles lenkt, immer mehr unter der dümmlichen Oberflächlichkeit der Themen und den peinlichen Entgleisungen der Gäste „leidet“. Schließlich hat er als studierter Journalist einmal auf andere, seriöse Medien-„Nutzung“ gesetzt. Und fühlt sich nur noch völlig unterfordert. Als die Beiden hören, dass ausgerechnet Kim Jong-un ihre Pöbel-Show mag, laden sie ihn ein, Interview-Gast bei ihnen zu sein. Die Reaktion folgt prompt, okay, nur – der Produktionsstandort soll nicht L.A., sondern wird Pjöngjang sein. Verlangt der Mächtige. Dave und Aaron reisen also an. Beziehungsweise hin. Nicht ohne – natürlich – vorher von der schmucken CIA-Lady Lacey (LIZZY CAPLAN) unmissverständlich wie amtlich aufgefordert zu werden, wenn schon = denn schon. Heißt, bedeutet: Killt Ihn. Dort. Für Amerika. Und den Rest der Welt. Natürlich läuft vieles schief. Zu vieles.

Allerdings, soviel darf noch verraten werden: Beim Suff-Gelage entdeckt man schon Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel bei und mit dem Song „Firework“ von Katy Perry; da kommen dem Führer schon mal die Tränen („Do you ever feel like a plastic bag? Drifting through the wind, wanting to start again“). Und Dave Skylark geht die emotionale Mucke. Darf man „so einen“ „kalt“ machen? Der so viel Musik-Herz beweist?

Es ist aberwitzig: Zwei erfolgreiche Ami-Vollpfosten auf dem Weg in das abgeschottete Höllen-Paradies. Nordkorea. Wo denn auch die Frage eine komische Diskussionsrolle spielt, ob der erhabene Machthaber auch ein Po-Loch besitzt oder nicht. Und falls ja…, aber lassen wir das. Hier. Bei dieser formidablen Trash-Komödie, die politisch völlig unanständig twisted und dies auch von Vornherein klarstellt. Deutlich macht. Dabei geht es nicht nur um eine unausgewogene, überhöhte Polit-Narretei, sondern auch um die dauerhafte rüde, konsequente Selbstparodie des nur quotengeilen amerikanischen Drecks-Showbusiness. Mit vielen emotionalen wie unwürdigen Jauche-Folgen.

WIE das der intelligente wie gerne Geschmacksgrenzen überschreitende Clown Seth Rogen („Beim ersten Mal“; „Ananas Express“; „Superbad“; „Das ist das Ende“; „Bad Neighbours“) als Co-Regie-Lenker und als ausführender Denker Aaron Rappaport ausbrütet, ist doppelbödige Komik- wie rotzfreche Komiker-Sahne. Wenn die mediale Tollhaus-Hitze über diesen Hollywood-„Kriegsfilm“ aus nordkoreanischer Sicht verglüht ist, wird dies sicherlich zu einer verdienten wie lakonischen popkulturellen Würdigung führen. Wobei dieses ganze Hin und Her und das vermeintliche Gezeter um die „Drohungen“ Nordkoreas gegen diesen Film zum Ende letzten Jahres – und seine damit verbundene, lautstark propagierte öffentliche Absetzung und Kino-Wiederaufnahme in den USA und Kanada – sicherlich eine phantastische kostenlose Werbung für diesen eher mittelprächtigen Hollywood-Jux war. An dem auch Frechdachs und Lästermaul JAMES FRANCO (2002: „Golden Globe“-Preisträger als James Dean in dem gleichnamigen TV-Film von Mark Rydel) seinen Anteil als köstlich schmieriger Fernseh-Macker und Dumpfbacken–Moderator Dave Skylark hat. Mit seinen überkandidelten, aggressiven und herrlich beknackten Verweisen auf aktuelle cholerische „Entertainer“ in aller TV-Bunt-Welt.

„The Interview“ feiert als deftiger Jetzt-erst-Recht-Klamauk prima ab (= 3 ½ PÖNIs).

 

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