„DER KNOCHENMANN“ von Wolfgang Murnberger (Ö 2008/117 Minuten; Start D: 19.02.2009); einem 48jährigen österreichischen Regisseur, der sowohl für das Fernsehen (zuletzt die Trilogie „Brüder“) wie auch für das Kino arbeitet. Nach „Komm, süßer Tod“ (2000) und „Silentium“ (2004) ist dies nun die weitere Adaption eines Kriminalromans des österreichischen Schriftstellers WOLF HAAS (veröffentlicht 1997). Mit wieder JOSEF HADER in der Rolle des grantelnden Schmutz-Typen Simon Brenner (= insgesamt schrieb Haas bislang 6 „Brenner-Romane“). Einem Ex-Polizisten und Behelfs-Privatdetektiven.
Der ist mittlerweile im Inkassogeschäft tätig und wird von einem Freund in die österreichische Provinz geschickt, in die tiefe, verschneite Oststeiermark. Dort soll er das geleaste Auto eines Künstlers zurückholen, der seine Raten nicht mehr zahlt. Brenner landet in einer düsteren Backhendlstation, wo der Wirt Löschenkohl (einmal mehr barock-präsen: JOSEF BIERBICHLER) ein kantiger Saukerl und seine Schwiegertochter (BIRGIT MINICHMAYR) bodenständig-nett ist. Eine bizarre Knochenmehlmaschine erregt die Neugier von Brenner: Sie zermahlt die Knochen der verspeisten Hühner zu Mehl, das dann in der nahegelegenen Geflügelzucht an die nächste Hendl-Generation verfüttert wird. Ein Nahrungskreislauf, der – wie sich herausstellt – gerne auch schon mal „zur weiteren Benutzung“ herangezogen wird. Brenner steckt jetzt mittendrin in einem kannibalischen Kreislauf und schnüffelt nun auch „in weiteren Dingen“ auftragsgemäß herum. Dabei geht es, wie soll es auch anders sein, ums Fressen und Gefressen-Werden.
„Der Knochenjäger“ besitzt sowohl den Anarcho-„Blues Brother“-Charme mit einem Belushi-Hader-Rotz-Typ wie auch die durchtriebene Seelenverwandtschaft zu den dunkelschwarzen „Späßen“ etwa der Coen-Brüder („Fargo“). Allerdings kopiert Murnberger keineswegs, sondern findet durchaus den eigenen melancholischen Erzählton, der stark vom hinterwäldlerischen Milieu und von „eigenwilligen“, exzentrischen Charakteren geprägt ist. Wie in den beiden (vorzüglichen) vorangegangenen Verfilmungen drückt der 46jährige Kabarettist Hader seinem verstörten Brenner-Typen mit seinem spröden Ausdruck und dem köstlichen Phlegma – inmitten der skurrilen Story mit dem politisch völlig unkorrekten Geschehen – seinen „speziellen Schräg-Stempel“ unterhaltsam auf. Dabei geht es ebenso um „Geruchs“-Melancholie, einer Melange aus Backfett, Angstschweiß, Leichenatmo und viel zu lange getragener Unterwäsche, wie vor allem um diesen sarkastischen Weltekel im Allgemeinen; speziell also um Mißgunst, Lebensgier und völlig verkorkste Biographien von unappetitlich-miefig-brutalen Individuen. Eine fein-böse, schaurig-pointierte Wrack-Show, die den nächsten Land-Urlaub in das schöne Österreich ad acta legen läßt (= 3 ½ PÖNIs).