IN DER NACHT DES 12.

PÖNIs: (4/5)

„IN DER NACHT DES 12.“ von Dominik Moll (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; Co-B: Gilles Marchand; K: Patrick Ghiringhelli; M: Olivier Marguerit; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.01.2023);

ERMITTLUNGEN. Titel = „IN DER NACHT DES 12.“ von Dominik Moll (Co-B + R; Fr/Belgien 2021; Co-B: Gilles Marchand; K: Patrick Ghiringhelli; M: Olivier Marguerit; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 12.01.2023). Kriminalfilme und ihre Kinotastatur. Ein Verbrechen. Die Polizei bildet ein Kommando und beginnt mit der schwierigen bis komplizierten Recherchearbeit. Ohne Erfolg. Währenddessen geschehen weitere grausame Überfälle. Bei denen Frauen massakriert werden. Die polizeiliche Wut steigert sich bis ins Kinoparkett. Dann wendet sich das Geschehen, und der Täter kann schließlich ermittelt werden. Der normale Spannungsfaden. Bei den meisten Krimis. Doch HIER ist alles ganz anders. Ohne genretypischem Action. Ohne hartnäckige Verfolgungsjagden. Das Krimidrama begleitet einen Polizeibeamten, Yohan Vivés (BASTIEN BOUILLON), der im Mordfall an einer jungen Frau in Grenoble ermittelt. Das Werk, das fiktionale und dokumentarische Elemente miteinander verbindet, wurde vom Sachbuch „18.3: une année à la PJ“ von der Schriftstellerin Pauline Guéna“ inspiriert. Für deren Arbeit begleitete die Autorin ein Jahr lang die Kriminalpolizei von Versailles.

Hier: Eine Kleinstadt am Fuße der französischen Alpen, die Gemeinde Saint-Jean-de-Maurienne. Es ist die Nacht des 12. Oktober 2016. Ein Mädchen ist allein auf dem Heimweg von einer Party. Als sie durch die stillen Straßen läuft, begegnet ihr ein ganz in Schwarz verhüllter Mann. Er übergießt sie mit Benzin und lässt sie bei lebendigem Leib verbrennen. Jeder Kriminalbeamte stößt irgendwann auf ein Verbrechen, das ihm keine Ruhe lässt. Das er lösen muss. Für Yohan ist es dieser Mord an Clara. Mit seinem älteren Kollegen Marceau (BOULI LANNERS) ermittelt er junge und ältere Männer, die mit Clara ein  Verhältnis hatten. Sie alle könnten es gewesen sein. Es waren Beziehungen vollere Missgunst, Besitzdenken oder Gleichgültigkeit. Den beiden Ermittlern eröffnet sich ein Panorama der Abgründe. Für den jungen Yohan wird die Ermittlung zu einer Obsession. Claras Tod hat etwas in ihm berührt, das ihn zweifeln lässt an der Welt, in der wir leben. Doch zu Verhaftungen kommt es nie. Yohan muss einen Weg finden, mit dem Rätsel zu leben und dennoch die Tätersuche nicht aufzugeben.

Drei Jahre nach dem Mord führt eine neue Spur zu einem bisher unbekannten Mann. Und auch die neue Untersuchungsrichterin nimmt den Fall wieder auf. Besteht jetzt, endlich, die Möglichkeit, diesen Fall – endlich – zu klären?

Allerdings bleibt die Skepsis enorm: „Eine Männerwelt; die meisten Verbrechen werden von Männern begangen ; Männer töten, und die Polizisten sind Männer“, resigniert eine Kollegin. „In der Nacht zum 12.“ geht der Anspannung, der inneren Anspannung, nach. Nicht die physischen Bewegungen der Polizeiarbeit stehen im Blickwinkel, sondern die psychischen. Aus dem Polizeialltag. Wenn sich die Aufklärungsjagd mit einem kaputten Drucker bindet. Wie bitte? Ein stürmischer Film Noir über das Elend eines undurchdringlichen, empörenden Rätsels. Diese verdammte Zeitlosigkeit. Oder: Wenn Trockenspannung fasziniert (= 4 PÖNIs).

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