ICH BIN DEIN MENSCH

„ICH BIN DEIN MENSCH“ von Maria Schrader (Co-B + R; D 2020; Co-B: Jan Schomburg; basierend auf Motiven der Erzählung „Bin Dein Mensch“ von Emma Braslawsky; K: Benedict Neuenfels; M: Tobias Wagner; 104 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.6.2021);

Ideenreichtum in einer brillanten, einfallsreichen deutschen Beziehungskomödie. Titel = „ICH BIN DEIN MENSCH“. D 2020; Co-Drehbuch und Regie: MARIA SCHRADER. Die aus Hannover stammende Schauspielerin („Aimée und Jaguar“/1999) und Filmemacherin, die 2020 für die Netflix-Miniserie „Unorthodox“ einen „Emmy Primetime Award“ in der Kategorie „Beste Regie einer Miniserie“ zugesprochen bekam, schuf – nach „Liebesleben“ (2007) und „Vor der Morgenröte“ (2016) – ihren dritten Autoren-Regie-Spielfilm. Basierend auf Motiven der Erzählung „BIN DEIN MENSCH“ von Emma Braslawsky. Versehen mit einer verblüffenden, begeisternden Ausgangsidee. Die im baldigen Berlin angesiedelt ist. Und – vereinfacht angestoßen – von neuen  Forschungsergebnissen handelt. Motto: „Mein Algorithmus ist darauf ausgerichtet, dich glücklich zu machen“. DER, der so spricht, ist der humanoide Roboter Tom (DAN STEVENS). Hergestellt in einer Fabrik des Unternehmens Terrareca. Und mit seiner gesamten künstlichen Intelligenz ganz auf den Charakter und Bedürfnisse der dynamischen Wissenschaftlerin Alma (MAREN EGGERT) „eingestellt“. Sie soll, besser – darf ihn drei Wochen testen und danach begutachten. Dafür winkt eine lukrative Auszeichnung. Tom gibt sich umfangreiche Mühe, den perfekten Lebenspartner zu verkörpern = doch Alma ist nur genervt: „Lass‘ mich in Ruhe, das macht mich am glücklichsten“. Tom: „Kannst du nicht sein, wie du nicht sein sollst“. Ganz klar, Alma mag nicht „mitspielen“. Obwohl Tom sich alle Mühe gibt, ihr perfekt zu gefallen. Er sieht prima aus, ist stets gut und erfüllungswunschbereit drauf. Das Sektfrühstück ist morgens mehr als galant, er vermag sinnvoll zu reden; Alma wittert eine Beziehungsgefahr. Und selbst als sie sich mal „gehen lässt“, sich dem Trunke und dem Sex-Wunsch hingibt, tritt er dagegen. Fühlt sich, so besoffen wie sie gerade ist, mehr missbraucht denn „benötigt“. Lieb gemeint, aber – danke. Doch nun passt sich Alma mit ihrem bestimmenden Verhalten mehr und mehr den empathischen Gesamtverhältnissen etwas an. Interessiert sich für die Fabrikvorlage. Ist vielleicht an der Fabrik-Ankündigung – „Tom ist DER Partner, mit dem SIE die größten Chancen haben, glücklich zu werden“ – etwas dran? Ach was. Lieber zurück ins wahre Leben. Denkt Alma und handelt.

Was für eine verlockende Idee. Es besteht eine Möglichkeit, mitten in BERLIN, einen tollen Menschen zu schaffen. Den man zu einem hundertprozentigen, passenden Partner unauffällig programmieren kann. Ohne das daraus Doch-Nur-Wieder-Stress herauskommt. Was überladen und spinnerhaft klingt, setzt Maria Schrader, die das Drehbuch gemeinsam mit JAN SCHOMBURG schrieb und „alleine“ Regie führte, pointiert, doppelbödig und mit zwei überragenden Akteuren um. DAN STEVENS, Brite des Jahrgangs 1982, trifft die Tonart seiner Figur haargenau, vermeidet Peinlichkeiten und falsche Pausen, ist nicht nur klug im Benehmen seines Toms, sondern auch atemberaubend passend, um den Zuseher = Zuhörer – diskret – in Schwung und bei bester Laune zu halten. Kleinste Nuancen bekommen beide atemberaubend „echt“ hin. MAREN EGGERT, Jahrgang 1974, aus Hamburg, füllt ihre Alma mit inspirierender Klugheit, robuster Beweglichkeit und sensationellem Kampf-Charme. Ich – Frau – habe Mann hereingelassen, für drei Wochen, und genug. Bitte. Das ist zu respektieren. Ich bin schließlich eine moderne Power-Frau. ICH bestimme, wie – wenn denn überhaupt – etwas läuft. Und wenn mir was gegen den Strich geht, dann sage und zeige ich es. Als Alma führt SIE die exzellent pointierte feministische Position. Was Tom nicht nur aushält, sondern auch begreift. Und mag. Und Alma verwundert. „ICH BIN DEIN MENSCH“ wurde im März im Wettbewerb der 71. Berlinale uraufgeführt; MAREN EGGERT erhielt völlig zu Recht den „Silbernen Bären“ für die „Beste darstellerische Leistung“. Und: SANDRA HÜLLER gilt es nebendarstellerisch zu erwähnen, als „Mitarbeiterin“ fightet sie mit listigem Lächeln. Ein deutscher Spielfilm mit berührend-köstlichen Beziehungs-„Wahrheiten“. Und der Frage  –  werden eigentlich auch weibliche Roboter IN BERLIN „gemacht“ und angeboten?  Ab wann? Möchte ES probieren. Benötige Adresse(n) (= 4 1/2 PÖNIs).

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