DER HYPNOTISEUR

DER HYPNOTISEUR“ von Lasse Hallström (Schweden 2012; B: Paolo Vacirca; 122 Minuten; Start D: 21.02.2013); wir haben uns es angewöhnt, beim Auftauchen eines skandinavischen Krimis (egal ob im Kino oder im TV) erstmal sofort „Bravo“ zu juchzen. Dass es aber, neben Stieg Larsson- und Henning Mankell-Verfilmungen, auch ganz schlechte skandinavische Spannungsfilme gibt, beweist, zum Beispiel, dieser Thriller. Mit DEM der 66-jährige schwedische Regisseur nach 25 überwiegend erfolgreichen Hollywoodjahren, mit Filmen wie „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“, „Chocolat“, „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“ oder „Lachsfischen im Jemen“, wieder mal in seiner Heimat arbeitete (zuletzt dort: „Neues von uns Kindern aus Bullerbü“/1987). Lasse Hallström, einst mit „ABBA – Der Film“ (1977) populär im Kino eingestiegen und für „Mein Leben als Hund“ (1985) hoch gelobt und „Oscar“-nominiert, adaptierte hier einen Roman von Lars Kepler, einem Pseudonym für das Schriftsteller-Ehepaar Alexander Ahndoril und Alexandra Coelho Ahndoril, die ihren Roman „Hypnotist“ 2009 veröffentlichten. Dieser avancierte in Schweden zum Bestseller und wurde inzwischen in 25 Länder verkauft. Mittlerweile sind vier Romane von „Lars Kepler“ erschienen, der vierte Band im Dezember 2012, und allesamt erreichten sie zuhause Platz 1 in den Bestsellerlisten. Im Mittelpunkt sämtlicher Krimis: Der Stockholmer Kriminalkommissar Joona Linna, ein mitteljunger Typ, dessen Leben sich in der Hauptsache um die kriminalistische Arbeit dreht. Marke – verschlossener, verbissener Solo-Ermittler.

Wir befinden uns in der Stockholmer Weihnachtszeit, als Joona Linna (TOBIAS ZILLIACUS) in einem Vorort auf einen ermordeten Sportlehrer in einer Turnhalle stößt, übel zugerichtet durch zahlreiche Messerstiche. Im Haus des Lehrers findet er auch dessen Ehefrau und die kleine Tochter ermordet vor. Nur der Sohn Josef (JONATAN BÖKMAN) hat schwerverletzt überlebt. Um in diesem mysteriösen Fall weiterzukommen, kontaktiert der Polizist den Arzt und Hypnotiseur Erik Maria Bark (MIKAEL PERSBRANDT), der Josef unter Hypnose „erreichen/ansprechen“ soll. Doch dieser Erik ist selber eine traumatisierte Person, nimmt ständig selber Schlaftabletten, um seine inneren Dämonen unter Kontrolle zu halten und einigermaßen schlafen zu können. Und auch seine Ehefrau Simone (LENA OLIN) ist eine, sagen wir mal, „nicht unschwierige“ Person. Hat schon mal unkontrollierte Ausbrüche. Von wegen Ehe-Krise. Und als beider kleiner Sohn Benjamin eines Nachts aus ihrem Haus entführt wird, rasten beide natürlich enorm aus. Während der „etwas schlichte“ Polizist nun auch noch einen weiteren, aber offenbar zusammenhängenden Fall „am Hacken“ hat.

Kompliziert? Irgendwie irrational? Ja. Und bald uninteressant. Weil die Story ebenso völlig unglaubhaft wie psychologisch fahrig gehandhabt wird: Hier ein unverständlicher Happen Seelenpein, dort ein völlig unbegreiflicher Handlungsfadenmoment. Nix und niemand kriegt richtig „die Kurve“ in Sachen passende Zusammenhänge und spannende Stimmung. Alles wirkt, alle wirken grobmotorig, banal, beliebig, und die Schlussaufklärung ist dann völlig an den dussligen Haaren herbeigezogen. Ganz offensichtlich: Lasse Hallström hatte seinen ersten Thriller nie richtig im sinnvollen, akzeptablen Griff. Stattdessen hier eine Prise lahme Aufregung, dort eine missverständliche „Regung“ des nicht sehr nahe gehenden Personals. Mal ist „Hypnotis“ ein kriselnder Beziehungsfilm, mal ein bemühter Düster-Krimi. Nie aber ein wirklich packender Thriller. Im kriminalistischen wie gesellschaftlichen schwedischen Spannungssinne von deren Spitzenautoren. Tobias Zilliacus als Polizist Joona Linna wirkt wie dahingestellt und fade, „pappig“; das Ehepaar Bark irgendwie bekloppt, aber dann doch nicht „richtig“. Mal wach, mal doof. Immer sich mit eigener Krise und/oder Verzweiflung „schüttelnd“. Eben noch hysterisch, dann plötzlich wach. MIKAEL PERSBRANDT, 48, ist neben Lena Olin (die Ehefrau von Lasse Hallström; unvergessen in „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“/1988), der für uns Bekannteste im Ensemble. Als Gunvald Larsson war er in der TV-Erfolgsreihe „Kommissar Beck“ der „aggressive Assistent“, und neulich erst trat er als „Agent Hamilton“ per DVD bei uns „Im Interesse der Nation“ auf (s.Heimkino-KRITIK). Hier aber muss er zwischen „beknackt“ und „ernsthaft“ unentschieden blöd hin- und hertaumeln. Wirkt zumeist deplatziert. Dusslig orientierungslos.

Ein matter, schaler Schweden-Streich: Zu klischeevoll, eindimensional, mit viel zu plump agierenden wie reagierenden Beteiligten und deren mehr lächerliche denn plausible Bewegungen, der geschätzte Lasse Hallström hat sich mit/bei seinem ersten Thriller gründlich vertan. „Der Hypnotiseur“ ist ein verhunzter Schweden-Krimi (= 1 ½ PÖNIs).

 

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