„HISTORIAS MINIMAS“ von Carlos Sorin (Argent./Spanien 2002; 92 Minuten; Start D: 21.08.2003);
ein wunderbares argentinisches Road-Movie; angesiedelt in PATAGONIEN, tief im Süden des Landes, das ja immer schon beliebte Projektionsfläche der argentinischen Literatur und des Films war und ist: Motive, Bilder der Individualität, der Selbstfindung inmitten einer Landschaft zwischen Wind, Wolken und Gezeiten. Metapher – Stimmung allerorten, dazu hier: Ein Blues-, ein Stimmungsfilm nach dem spirituellen Motto: Der Langsamkeit eine Lebens – Chance.
3 Menschen reisen hier auf den staubigen Straßen alleine. Jeder für sich, niemand weiß zunächst etwas vom Anderen. Aber im Laufe ihres Weges kreuzen sich ihre Wege, überschneiden sich ihre Geschichten. Der 80jährige Don Justo, vom Sohn entmündigt (der leitet jetzt seine Bar), hört von seinem Hund, der vor Monaten entlaufen ist. Er macht sich „heimlich“ auf den Weg, tritt den 400 Kilometer langen Weg per Anhalter an, sinnbildlich für die Suche nach der verlorenen Zeit und die Vorbereitung auf den bevorstehenden Tod.
Roberto, der 40jährige Handlungsreisende mit dem ultimativen Plan, das Herz einer Frau mit Hilfe einer Torte zu gewinnen, einer Torte in Form eines Fußballs aus Marzipan und Zuckerguss. Alles ist geplant, wie auch in seinem Job, doch dann kommen ihm die Tücken patagonischer Landstraßen in den Weg und die Zufälligkeiten des Lebens…
Die 25jährige Maria hat eine kleine Tochter, ist mittellos, lebt verschuldet in ärmlichen Verhältnissen, natürlich. Sie ist auf dem Weg, um bei einem lokalen TV – Sender an der Endrunde in einer Game – Show teilzunehmen, Hauptgewinn: Ein Küchenroboter. Eigentlich hat sie nicht einmal einen Stromanschluss im Haus, aber egal…
Die Träume einfacher Menschen, ganz wunderbar schlicht, skurril, melancholisch, mit vielen kleinen, leisen Einfällen und Wendungen. Warmherzig und humorvoll, mit ehrlichen „Charakteren“, originellen „Spinnern“. Die Suche nach dem Glück oder was man davon hält, im Kontrast dazu das allgegenwärtige „aufgeregte“ Fernsehen bzw. die hektischen TV – Bilder, völliger Gegensatz zum Charme der Menschen und zur Atmosphäre der rauen, weiten, kargen Landschaft.
Ein wunderbar absurder, origineller, schöner Stoff der Beiläufigkeit; mit universellem Lächeln, sehr warmherzig, ganz unangestrengt, mit feinen Zwischentönen – Humor und ehrlichen Charakteren. Die, übrigens, werden fast alle von örtlichen Laiendarstellern beeindruckend – dicht und überzeugend gespielt.
Der bisher schönste Film des Kinojahres 2003. Ein Erlebnis (= 4 ½ PÖNIs).