HERR LEHMANN

HERR LEHMANN“ von Leander Haußmann (D 2003; B: Sven Regener; nach seinem gleichn. Roman/2001; K: Frank Griebe; M: Charlotte Goltermann; 103 Minuten; Start D: 30.9.2003)

1959 wurde er in Quedlinburg geboren. 1991 kürte ihn das Fachblatt „Theater heute“ zum „besten Nachwuchsregisseur“ im ‚Bühnen-Land‘. 1996 war er, als Spielleiter des Schauspielhauses Bochum, der jüngste Theaterintendant Deutschlands. Und spielte in dem Detlev-Buck-Spaß „Männerpension“ den jüngsten Gefängnisdirektor hierzulande. 1999 schließlich feierte der damals 40jährige LEANDER HAUSSMANN mit „Sonnenallee“ ein erfolgreiches Regie-Kino-Debüt. Jetzt kommt sein 2. Spielfilm in die Lichtspielhäuser. Er basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von SVEN REGENER. Sven Regener, Mitbegründer, Texter und Sänger der deutschen Rock-Formation „Element 0f Crime“, schrieb auch das Drehbuch für seine Romanverfilmung. Thema: Die Kreuzberger SO 36-Szene im West-Berlin von 1989.

Hier „residiert“ Frank, den alle aber „Herr Lehmann“ nennen. Er wird bald, am 9. November nämlich, 30 Jahre alt. Kreuzberg, und speziell SO 36, ist in jenen Tagen ein eigener Kosmos in West-Berlin. Denn hier leben vorzugsweise DIE Typen, die; den Ansprüchen von Eltern, Vorgesetzten, Vermietern und Frauen NICHT trauen. Die gerne jedweder Verantwortung ausweichen. Die vehement auf ihr Recht AUF STILLSTAND pochen. Wie eben auch Herr Lehmann. Der ambitionslose Bierzapfer. Der gerade die nicht auf den Mund gefallene Köchin Katrin kennengelernt hat. Und dabei gleich in eine ebenso heiße wie eigentlich unerwünschte Diskussion geraten ist. „Störungsfrei“ sollte doch auch dieser Tag ablaufen. Ohne die vielen Worte. Herr Lehmann und die ganz eigene Philosophie. Schließlich gilt es, das Szene-Terrain zu verteidigen. Und die ganze, schöne Eintönigkeit inmitten der saufenden, koksenden, vor sich hin grummelnden Lebenskünstler. Doch dann kommt ungewollte „Bewegung“ in den Alltag von Herrn Lehmann:
Erst muss ein sich in den Nachhause-Weg stehender Hund mit Whiskey zur Ruhe gebracht werden. Dann kündigen die westdeutschen Eltern ihren Besuch an. Ein unbekannter Kristallweizentrinker erregt Aufsehen; und der beste Kumpel Karl wird depressiv. Viel zu viel Aufregung für den Fast-30jährjgen. Der sich zu seinem eigenen Erstaunen nun auch verliebt hat: In eben jene, resolute Köchin Katrin.

Der Film „HERR LEHMANN“, das sind Mosaiksteine. Eines Puzzles. Über gerne nur herumhängende Kreuzberger Figuren. Im Wendejahr 1989. Episodenhaft, nummernrevueartig und theatralisch inszeniert Leander Haußmann eine Art Foto-Roman: Mit Szene-Kneipen, ebensolchen Typen und viel Nonsens-Gelaber. Anfangs ist das ulkig. Erregt Neugier. Wirkt originell und pointiert. Bleibt dann aber „stehen“: Nach spätestens einer Stunde ist bei diesem 103minütigen Film „Schluss“: Jetzt beginnt der Leerlauf. Schuld daran ist Roman- und Drehbuch-Autor Sven Regener: Was auf dem Buchpapier durchgängig ankommt, der schräge Alptraum S0 36, gerät auf der großen Kinoleinwand zu Banalität und Stillstand: Es wird jetzt nur noch gelabert und gesoffen. Obwohl DETLEV BUCK als Nebenfigur Karl eine geradezu sensationelle Präsenz besitzt: Unglaublich dicht und berührend mimt er das bärige Künstler-Sensibelchen. Während auch MTV-Spezi CHRISTIAN ULMEN als Herr Lehmann seinen ewigen Berufsjugendlichen melancholisch-fein ‚rüberbringt. Doch beide können sie gegen das zunehmend-ermüdende Drehbuch nichts ausrichten: „HERR LEHMANN“, der Film, entwickelt sich mehr und mehr zu einem dieser typischen NA-JA-Späße…(= 2 ½ PÖNIs).

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