HOTEL MUMBAI

PÖNIs: (4,5/5)

„HOTEL MUMBAI“ von Anthony Maras (Co-B; Co-Produzent + R; Australien/Indien/USA 2016/2017; Co-B: John Collee; K: Nick Remy Matthews; M: Volker Bertelmann; 123 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 25.10.2019); nach den Terror-Anschlägen in den USA am 11. September 2001 veränderte sich die Welt, war nichts mehr wie vorher; wurde der Zustand „Unschuld“ erheblich verschoben in Sachen Misstrauen, (Über-)Prüfungsmaßnahmen, Kontrolle und vor allem – Ängste. In den folgenden Zeiten ging – weltweit – immer mehr „Unschuld“ durch terroristische Attacken verloren. Der 26. November 2008 wurde dafür zu einem weiteren grausamen, fürchterlichen Beispiel.

Das im indischen Mumbai gelegene Hotel Taj Mahal Palace zählt zu den Leading Hotels of the World („Der Gast ist Gott“). Beherbergte Promis wie The Beatles, Mick Jagger, Prince Charles oder Bill Clinton und Jacqueline Kennedy Onassis. Mit seiner großen Kuppel ist dieses Palast-Hotel eines der prägenden Bauten der Skyline Mumbais.

Am 26. November 2008 kommt es in der indischen Metropole an zehn unterschiedlichen Stellen innerhalb kürzester Zeit zu 17 Explosionen und zahlreichen Morden, ausgeführt mit Schnellfeuerwaffen. Eine Gruppe von etwa zehn hasserfüllten muslimischen Angreifern verteilt sich vor Ort in mehrere Teams, um – koordiniert von einem „Befehlsgeber“ über Kopfhörer – so viele Menschen wie „erreichbar“, „Ungläubige“, im Namen Gottes/Allahs umzubringen. In der Region bricht das Chaos aus. Teilen der Gruppe gelingt es, in das berühmte Pracht-Hotel einzudringen, um dort ihr Massaker unverzüglich fortzuführen.

Der Thriller „Hotel Mumbai“, „based on true events“, konzentriert sich weniger auf die stoisch ihre Morde ausübenden jungen Terroristen und mehr auf Personen unter den Hotel-Gästen und Bediensteten im Gebäude. Während die einen verzweifelt um ihr Überleben kämpfen, sind verschiedene Angestellte bemüht, Rettungsmöglichkeiten in dieser Panik auszuloten. Denn die örtliche Polizei vermag kaum einzugreifen, ist für „solche Fälle“ weder instruiert noch ausgerüstet. Zudem völlig unterbesetzt. Die Spezialeinheiten, die sich jetzt auf den Weg machen, befinden sich Stunden entfernt, in Delhi. Für die nächsten 12 Stunden müssen sich die Attackierten selbst helfen. So gut, also so schlecht es geht. Im Fokus des höllischen Film-Alptraums befinden sich unter anderen: eine amerikanische Familie mit ihrem kürzlich geborenen Sohn und ihrer Nanny (ARMIE HAMMER/NAZANIN BONIADI/TILDA COBHAM-HERVEY); der sich als besonnen erweisende Chefkoch des Hauses, Hemant Oberoi (ANUPAM KHER), sowie der junge einheimische Kellner Arjun (DEV PATEL/“Slumdog Millionär“; „Lion – Der lange Weg nach Hause“), der sich aufopferungsvoll „kümmert“. Zu einem der kleinen-großen „Helden“ hier wird.

Menschen, die auf andere, ihnen unbekannte Menschen schießen, um sie zu töten, im Namen einer Religion, eines fatalen Glaubens, unter der „Regie“ eines sie indoktrinierenden „Telefon“-Anführers (aus Pakistan), der ihnen per Gehirnwäsche-Dauerbeschallung „den Himmel“ verspricht: Der Terror-Thriller „Hotel Mumbai“ ist schwer zu ertragen, kriegt zugleich – atemberaubend – die Balance, „daraus“ einen intensiven, nahegehenden Spannungsfilm zu zelebrieren. Dessen Wirkung unter die Haut geht und weit nachhallt. Und der die 174 Toten und 239 Verletzten nicht wegen eines „Spektakels“ verrät, sondern – herzzerreißend – ein filmisches Denkmal setzt.

Mit den Mitteln eines zivilen Unterhaltungsfilms von den widerlichen, bösartigen und mörderischen Auswüchsen unserer kriegerischen Zivilisation zu erzählen, ist ein Spagat. Der hier überzeugt. Innerlich wie äußerlich. Den unangenehm-großartigen Film „HOTEL MUMBAI“, der einen diskutierten Kinoeinsatz verdient gehabt hätte, wird man fortan ziemlich weit vorne in den Annalen der besseren Spielfilme über „Terror“ finden. Der australische Debütant Anthony Maras hat einen mutigen wie überzeugend-verzweifelten Haltungsfilm geschaffen (= 4 1/2 PÖNIs).

P.S.: Im Nachspann heißt es: „Nach 3 Tagen hatten die indischen Sicherheitskräfte alle 12 Anschlagsorte unter Kontrolle gebracht. 9 der 10 Terroristen wurden getötet. Die Hintermänner, die die Anschläge von Pakistan aus steuerten, sind bis heute auf freiem Fuß. Die Hälfte der Opfer im Taj-Hotel waren Mitarbeiter, die geblieben waren, um ihre Gäste zu beschützen. Innerhalb von 21 Monaten erstrahlte das Hotel in seinem ursprünglichen Glanz.“

Anbiter: „Universum Film“.

Teilen mit: