HAUS DES ZORNS – THE HARVEST

PÖNIs: (4/5)

„HAUS DES ZORNS – THE HARVEST“ von John McNaughton (USA 2013; B: Stephen Lancellotti; K: Rachel Morrison; M: George S. Clinton; 104 Minuten; deutsche Heimkino-Veröffentlichung: 23.11.2017); JOHN McNAUGHTON, geboren am 13. Januar 1950 in Chicago, Illinois, hat sich mit einem Film in die cineastischen Geschichtsbücher katapultiert: „Henry: Portrait of a Serial Killer“, im Herbst 1985 gedreht, in 28 Tagen als Low Budget-Produktion (Budget: 111.000 Dollar) und wegen Auseinandersetzungen mit der US-Zensurbehörde MPAA erst 1989 ins Kino gelangt. Der auf internationalen Festivals mehrfach ausgezeichnete Film, der in nüchternen und realistischen Bildern vom Leben eines Serienmörders in Chicago erzählt, war in Großbritannien bis 2003 nur in einer gekürzten Fassung erhältlich und wurde hierzulande indiziert. Erst im August 2012 wurde die Indizierung aufgehoben, eine Veröffentlichung erfolgte am 26. Oktober 2012. Weitere nennenswerte Kinofilme von John McNaughton sind: „Sein Name ist Mad Dog“ (1993), „Wild Things“ (1998) sowie „Meyer Lansky – Amerikanisches Roulette“ (1999). McNaughton arbeitete zwischendurch und danach immer wieder für das amerikanische Fernsehen.

In „The Harvest“, Originaltitel („Die Ernte“), der beim „Münchner Filmfest“ seine Deutschland-Premiere hatte, inszenierte er eine gar schauerlich-starke Spannungsgeschichte. In der zwei Teenies im eigentlichen Mittelpunkt stehen. Wir befinden uns auf dem amerikanischen Land. Der junge Andy (CHARLIE TAHAN) wird von seinen Eltern abgeschottet „gehalten“. Er ist „fast“ gelähmt und wird von Mutter Katherine (SAMANTHA MORTON) und Vater Richard (der immer ausdrucksstarke MICHAEL SHANNON) behandelt, gepflegt, unterrichtet. Als die junge Waise Maryann (NATASHA CALIS) in diese Gegend – zu ihren Großeltern – zieht, „entdeckt“ sie den bettlägerigen Boy, will Freundschaft mit ihm schließen, doch da sei seine garstige Mutter davor. Sie verbietet ihm den Kontakt mit ihr. Und umgekehrt. Doch weil Verbotenes erst recht neugierig macht, begibt sich Maryann auf Spurensuche und kommt einem ekligen Geheimnis auf die grässliche Spur.

Eine mysteriöse Dauerspannung ist annonciert. Die sich ständig wie eine NOCH kalte Lunte anfühlt, die jeden Moment gezündet werden kann. Aber warum? Natürlich, die Mutter ist ein hysterischer Schizo-Satan, mit immer auch mal wieder humanen Bewegungen, und ihr Ehemann tickt emotional eigentlich „anders“, also eigentlich gutmütig, dennoch ist hier „was Übles am Laufen“, dessen Bedrohung förmlich mit den Sinnes-Händen zu greifen ist. Ohne lange zu wissen, warum.

Die Darsteller, das gesamte Klein-Ensemble, funktioniert in seinem geheimnisvollen Blick- und Erklärungs-Zustand. Als „Opa“ darf sich der „Easy Rider“-Oldie PETER FONDA sogar mal wieder filmisch kurz melden. Herausragend aber an der Rampe: DIE VIER = das ungleiche tückische wie angespannte Emotionsspiel zwischen Kids und Erwachsenen. Man duelliert sich auf Augenhöhe. SAMANTHA MORTON („Minority Report“; „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“) als faszinierende Haus-Hexe mimt überzeugend doppelbödig, während Gatte MICHAEL SHANNON („Zeiten des Aufruhrs“; „Shelter – Ein Sturm zieht auf“; „Loving“) einmal mehr unterstreicht, warum er alleine schon mit seiner unverwechselbar-minimalistischen Körpersprache so ungeheuerlich „abgeht“.

Eine prickelnde Entdeckung für Spannungs-Liebhaber: „HAUS DES ZORNS“ ist teuflisch prächtig. Beziehungsweise umgekehrt (= 4 PÖNIs).

Anbieter: „Koch Media“

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