„DER GROßE GATSBY“ von Baz Luhrmann (Co-B + R; USA 2012; C-B: Craig Pearce, nach dem gleichn. Roman von F. Scott Fitzgerald; K: Simon Duggan, M: Craig Armstrong; 143 Minuten; Start D: 16.05.2013); ALLES, wirklich ALLES, schreit hier aufdringlich nach GELD. Viel Geld. Ein einziges Money-Movie!. Das mit einem Budget von rd. 125 Millionen Dollar ausgestattet wurde. Schaut her, wie dekadent-toll DIE damals (in der Fitzgerald-Ära) waren und genießt es satt, wie wir DAS, also SO WAS, Feudales, heute hinzuzaubern verstehen. Hollywood prunkt mal wieder außerordentlich. Dabei aber auch leer, lahm, lau. Charakter –arm. Schon mal vorweggenommen.
F. (Francis) SCOTT FITZGERALD (24.9.1896 – 21.12.1940) hat in seinen Romanen und Kurzgeschichten das („üppige“) Lebensgefühl der „Goldenen Zwanziger“ in den USA beschrieben („Die Schönen und die Verdammten“/1922). Die glanzvolle Welt des Reicht ums und der rauschenden Partys, aber auch die tiefe Entwurzelung einer ganzen Generation nach dem Ersten Weltkrieg spiegelt sich in seinem 1925 veröffentlichten Roman „Der große Gatsby“ wieder. Fitzgeralds stilistisch brillantem Werk um das Scheitern des „American dream“. Die jetzige aufwändige Verfilmung ist bereits die fünfte. Vier entstanden für das Kino, eine (2000) für das (US-)Fernsehen. Die bislang berühmteste Kino-Verfilmung schuf Regisseur Jack Clayton 1973 nach einem Drehbuch von Francis Ford Coppola. Mit Robert Redford als Jay Gatsby, Mia Farrow als Daisy Buchanan, Bruce Dern als Tom Buchanan sowie Sam Waterston als Nick Carraway in den Hauptrollen. Theoni V. Aldregde gewann damals den „Oscar“ für das „Beste Kostümdesign“ und Nelson Riddle für die „Beste Filmmusik“.
Mark Anthony „Baz“ Luhrmann wurde am 17. September 1962 im australischen Sydney geboren. In den Neunzigern tauchte er mit seinem Debütspielfilm „Strictly Ballroom“ (von 1992) weltweit auf und feierte einen Überraschungserfolg. Mit diesem (im Tanz-Milieu angesiedelten) Erstling begründete Baz Luhrmann seine „Red Curtain“-Trilogie, die er danach mit „William Shakespear’s Romeo + Julia“ (1996) und „Moulin Rouge“ (2001/mit Nicole Kidman + Ewan McGregor) abschloss. Als „Roten Vorhang“ bezeichnete er die „Mitnahme“ des Publikums in seine Filme über eine „extrem vereinfachte Handlung“, mit zugleich vielen Musik- und Tanzeinlagen. 2008 schuf er mit „Australia“ einen melodramatischen Antikriegs-„Heimatfilm“ (mit Nicole Kidman und Hugh Jackman in den Hauptrollen). Der im australischen Darwin spielte. Nun also „Der große Gatsby“. Die Dekadenz der Dekadenz, angesiedelt im Sommer 1922 in einer New Yorker „Gegenwelt“. Hierher, hierhin verschlägt es den jungen Aktienmakler Nick Carraway (Ex-Spider-Man“ TOBEY MAGUIRE), zugleich Ich-Erzähler der Geschichte. „Berichterstatter“ der Show. Der in unmittelbarer Nachbarschaft des ebenso (sehr) reichen wie undurchsichtigen Geschäftsmannes Jay Gatsby (LEONARDO DiCAPRIO in extremer Schmink-Pose) wohnt. Gatsby veranstaltet in seinem gigantischen Haus auf Long Island gigantische Partys für die Mondänen und Angesehenen der New Yorker Gesellschaft und wirkt dennoch wie ein „Citizen Charles Foster Kane“-Verlorener. Getrieben, angetrieben von der unbändigen Zuneigung zu seiner Jugendliebe Daisy (niedlich: CAREY MULLIGAN/“An Education“) und doch einsam. Weil Daisy, während seines Kriegsdienstes, den reichen Tom Buchanan (JOEL EDGERTON) heiratete. Und nun zwischen dem Begehren Gatsbys und dem Ehevertrag hin- und hergerissen ist. Wird. Grosse Emotionen. Werden behauptet. Während Nick, der mit Daisy „fern“ verwandt ist, dies alles „überrascht“ bis „verblüfft“ beobachtet. Und notiert.
Die ersten Anderthalbstunden ist eine satte Augen-Orgie annonciert. Üppige Ausstattung, überbordende Optik in Raum, Klamotten und choreographierten Bewegungen. Die Figuren hampeln und stelzen wie Marionetten herum, die „merkbar“ von unsichtbaren Fäden hin- und hergeschoben werden. Ohne Nähe, dafür steril. Clean. Humorlos. Kalt. Dafür bunt, bunt, bunt. Flott, locker, wenig lustig. Mit tollster Kleidung, „gemachter“ Gestik, in starren Posen. Als Possenspiel. Der Außenfilm. Mit viel ästhetischem Brimborium dünn, aber teuer hergestellt. Dabei viel Kälte-Charme ausstrahlend. Weil innen herzlich wenig wirklich „passiert“. Eine hübsche Frau mit Niedlich-Charakter, zwei Kerle. Der Ehemann und der „Herausforderer“. Drumherum die „üblichen Verdächtigen“: Herausgeputzte, herumstaksende Girls, strenggesichtige Handlanger, lärmendes Affenvolk im Frack. Mittendrin: LEONARDO. Als braungebrannter, statischer Lover-Schönling. Der doch „die Daisy“ unbedingt „haben“, wieder erobern will. Mit Pomp und Gesülze. Dann wendet sich die Bunte Bühne. Entwickelt sich zum auch nicht dollen Krimi. Ein bisschen Action. Erst verbal, dann „tatsächlich“. Mit „entscheidenden“ Toten. Schließlich. Vorhang (endlich) zu.
Was für ein hohler, teurer, faszinationsloser Glanz- und Glamour-Kramfilm. Mit spürbar „gemachten“ Stimmungen, konstruierter Wichtigkeit, kaltem Glitzer-Gedöns. Bastei auf Hochglanz. Interessier „so“ 2013 kaum. Nur peripher: Am Rande. Die gierige Meute, die rücksichtslose Parallelgesellschaft in einer Gesellschaft. Sozusagen – die luxuriöse Oben-Geld-Welt inmitten des tanzenden Pöbels. Hätte thematisch reizvoll sein können. Und charakterstark spannend. Mit aktuellen Anspielungen. Bezügen. Macht durch gemeines Geld. VIEL Geld. Entsetzlich viel Geld. In den Händen Einzelner. Wie Gatsby. Aber DER will nur spielen. Mit Daisy. Wie banal. SO.
Denn Baz Luhrmann macht daraus nur ein dösiges Verkleidungsspektakel. Als hohle Schau-Schmonzette. Zum Wegfühlen und Viel-Gähnen (= 2 PÖNIs).