PÖNIs: (5/5)
2021. Angelockt von den Versprechungen des belarussischen Diktators Lukaschenko haben Bashir (JALAL ALTAWIL) und Amina (DALIA NAOUS) mit ihrer syrischen Familie wie viele andere Geflüchtete den Flug nach Minsk gebucht, um von dort über die grüne Grenze nach Polen und dann zu ihren Verwandten in Schweden zu gelangen. Doch die Verheißung wird zur Falle. Zusammen mit Tausenden anderen steckt die Familie im sumpfigen Niemandsland zwischen Polen und Belarus fest, von den Grenzschützern beider Länder im streng abgeschirmten Sperrgebiet hin und her getrieben, abgeschnitten von jeder Hilfe.
Hier, am Rand der unermesslichen Biatowieza-Wälder, kreuzen sich die Lebenswege unterschiedlicher Menschen. Jan (TOMASZ WTOSOK) ist Beamter beim Grenzschutz, er stammt selbst aus der Gegend, seine Frau ist schwanger, sie bauen gerade ein Haus. Die Eskalation an der Grenze stellt die Gewissheiten seines Lebens mehr und mehr in Frage. Die Psychotherapeutin Julia (MAJA OSTASZEWSKA) ist nach einem privaten Schicksalsschlag nach Ostpolen gezogen, um sich in der Abgeschiedenheit des Grenzlands neu einzurichten. Ohne es geplant zu haben, wird sie Teil einer Gruppe von Aktivisten, die trotz des staatlichen Verbots versuchen, die in den Wäldern festsitzenden Geflüchteten mit dem Nötigsten zu versorgen. Sie treffen auf Bashir und Amina, die jeden Tag neu um das Überleben ihrer Familie kämpfen.
Inmitten dieser urwüchsigen Landschaft an der grünen Grenze entfaltet sich ein vielstimmiges Drama zwischen Hoffnung und Verzweiflung, Zynismus und Menschlichkeit. WEGSCHAUEN IST NICHT MÖGLICH. ES GEHT UM LEBEN UND TOD.
Normalerweise vermag mich ein Kinobesuch nicht dermaßen aufwühlend, schmerzhaft, erschütternd zu beeindrucken. Der Ausgangspunkt ist immer klar, wir befinden uns in einem modernen Lichtspielhaus, werden dort eingebunden, eingemeindet, und „danach“ verlassen wir diese Stätte. Mit zeitlich beschränkten kaputten Gefühlen. Wenn „die Veranstaltung“ / Vorführung überzeugend war. Die nächste Show aber wartet schon. Mit diesem Film „GREEN BORDER“ geht eine solche „Abschüttelung“ nicht. Die Seele tickert weiterhin enorm; die Bilder verschwinden einfach nicht aus dem Gedächtnis; Zeitungs-, Rundfunk-, Fernsehmotive setzen sich im Kopf fest. Brüllen dich geradezu wütend, verstört, fassungslos an. „Mit 74 Jahren hat Agnieszka Holland nichts von ihrer Leidenschaft und ihrem Mitgefühl verloren. „Green Border“ ist ein schonungsloser, wütender, atemberaubend packender Film, ein Schlag in den Solarplexus“ (The Guardian). „Wie Holland es schafft, die Geschichten ihres Films auf eine Art und Weise zu erzählen, die gleichzeitig glaubwürdig, entschlossen und erzählerisch fesselnd ist, grenzt an einer Wunder“ (New York Magazine). „Kraftvolles, kluges Kino, das uns das Herz bis zum Hals schlagen lässt … „Green Border“ kommt letztlich von einem Ort des Optimismus. Wenn wir den Schrecken fühlen können, gibt es vielleicht noch Hoffnung“ (Variety). Ich möchte Ihnen-Allen diesen Film sehr empfehlen (= 5 PÖNIs).