GOLDENES GIFT – OUT OF THE PAST

GOLDENES GIFT“ von Jacques Tourneur (USA 1947; B: Geoffrey Homes, nach seinem Roman „Build my Gallows High“; K: Nicholas Musuraca, M: Roy Webb; schwarz-weiß; 97 Minuten; BRD-Kino-Start: 14.05.1954; BRD-Neustart in der OmU-Fassung im Dezember 1984 unter dem Originaltitel „OUT OF THE PAST“; DVD-Veröffentlichung: 23.06.2011).

1947 spielte sie nicht zum ersten Mal das berechnende, auf ihr Attraktiv-Äußeres und ihren scharfen Verstand setzendes Luder, das mit aller List und notfalls auch Gewalt nach ihrem Anteil an dem schmutzigen Männer-Kampf um die Dollars verlangt, die geilen Kerle nach Belieben austrickst und sich dabei stets auf die Seite des vermeintlich Stärkeren schlägt. Bis sie schließlich einmal zu hoch pokert und alles verliert. JANE GREER, Jahrgang 1924, war damals für Hollywood d a s Bösewicht-Girl und bekam folgerichtig auch die Rolle der Kathie Moffat in diesem reichlich komplizierten “schwarzen“ Spannungsunterhalter. Der 36 Jahre später noch einmal adaptiert wurde und neulich in unseren Kinos unter dem Titel “Gegen jede Chance – Against all Odds“ ein nur mittelmäßiger Erfolg war. Das Teufelsweib von damals aber, Jane Greer, wurde wieder “gebraucht“ und mimte nun also die bösartige, reiche Mutter der jugendlichen Attraktion von 1983, Rachel Ward, wegen der sich wieder die Typen ziemlich deftig ins Gehege kommen.

Aber zurück zum Original, das im Mai 1954 unter dem verheißungsvollen deutschen Titel “Goldenes Gift“ hiesige Premiere hatte und jetzt wieder, allerdings unter seiner originalen Schlagzeile und auch in der Originalversion mit deutscher Untertitelung, wieder ins Programm gelangt ist. “Ein Privatdetektiv verliebt sich in eine skrupellose Gangsterbraut und geht darüber zugrunde. Fast ausschließlich auf das Trostlos-Kriminelle gerichtet, bevorzugt der Film eine so ungesunde Atmosphäre, dass wir vom Besuch abraten“, verurteilte damals der Rezensent vom katholischen ‘Film-Dienst‘ den Schwarz-Weiß-Streifen, lobte aber dabei unfreiwillig in seiner Kritik die Darsteller, die Gangster so spielten, “wie sie ein Kriminalautor kaum kälter und ausgebrannter erfinden kann“. Und noch etwas störte damals das moralische Bild: “Sie repräsentieren eine Welt, in der man unbewegt über Leichen steigt, um Bankkonten anzulegen, von denen man sich fragt, was ihre Besitzer damit anfangen wollen“. Schwierige Zeiten also damals. Auch für Jeff Bailey, den zwar noch jungen, aber doch schon ziemlich “abgekühlten“ Privatschnüffler hier, der einen scheinbar harmlosen, wenig aufregenden Fall übernommen hat, doch dabei einen entscheidenden Fehler begeht, für den er schließlich teuer bezahlen wird: er verliebt sich in sein Opfer, so dass die Routineangelegenheit plötzlich “persönlich“ wird.

Das Ganze ist kurz skizziert. Eine flotte Gangsterbraut hat sich von ihrem Macker abgeseilt und dabei 40.000 Dollar mitgehen lassen. Jeff Bailey, übrigens das ist kein geringerer als der maskuline ROBERT MITCHUM, verspricht Whit Sterling, jenem undurchsichtigen „Ganoven“ KIRK DOUGLAS, sie aufzuspüren und zurückzuholen. Natürlich für ein ansprechendes Honorar. In Acapulco, einem kleinen mexikanischen Nest, tut er sie schließlich auf, aber statt sie nun schleunigst wieder los zu werden, geht er in die Knie, und aus dem sonst so coolen Einzelgänger mit den irren Sprüchen wird ein gefühlsechter Liebhaber mit Kanone. Das Pech ist vorprogrammiert, die Kleine legt ihn voll rein, und Jeff muss zusehen, wie er nun aus diesem Schlamassel von Verrat, Mord, Lügen, Hass und Rache rauskommt. Auch wenn Jahre vergangen sind und er bislang unerkannt untertauchen konnte.

Die Karriere des 1904 in Paris geborenen (und 1977 verstorbenen) amerikanischen Regisseurs Jacques Tourneur begann Anfang der Zwanziger bei MGM als Assistent bei seinem Vater, dem angesehenen Filmpionier Maurice Tourneur (1876-1961). Gegen Ende des Jahrzehnts gingen Vater und Sohn nach Frankreich zurück und arbeiteten weiterhin zusammen. Nach einer Cutter-Ausbildung in Berlin trat Jaques Anfang der dreißiger Jahre mit ersten eigenen Filmen an. 1935 ging er wieder in die Staaten zurück (“Wenn man in Kohle machen will, muss man nach Elsaß-Lothringen gehen. Wenn man im Filmgeschäft arbeiten will, muss man in die Kinofabrikgehen, und das ist in den USA“). Dort, aber immer wieder auch in Frankreich und in England drehte er Filme in fast allen Genres: Horrorfilme, Western, Kriegsfilme, Piratenfilme, Komödien, Historienspektakel. Seine Filme, allesamt immer Auftragsarbeiten, tragen meistens die Handschrift eines soliden Handwerkers, der im Kino um ehrliche Unterhaltung bemüht war. “Out Of The Past“ wurde dabei eines seiner besten Lichtspiele und kann sich durchaus an die Reihe der großen “schwarzen Krimis“ jener Jahre einreihen. Die Story vom betrogenen Detektiven besitzt eine prächtige, ironisch-durchtriebene Sprache und hat mit dem Haudegen Robert Mitchum einen tapferen “Bogey“ im Blickfang, der die Regeln bestens kennt und auszureizen versteht. Ein Held, der weiß, dass es total unnütz wäre, dem Schicksal Widerstand zu leisten. Mit solchen atmosphärischen, reizvollen Burschen umgab sich Hollywood damals gerne. Während Jane Greer eine fiese Pendant ist und nicht minder clever austeilt. Eine hervorragende Klassiker-Ausgrabung (= 5 PÖNIs).

 

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