GODZILLA: MADE IN U.S.A.

Am kommenden Donnerstag, den 30. Mai 2019, läuft in Deutschland das US-Blockbuster-Movie „GODZILLA II: KING OF MONSTERS“ an. Aus diesem Anlass haben wir den Filmexperten Dr. ROLF GIESEN gebeten, für uns in einem Essay einmal zusammenzufassen, was es mit dem GODZILLA-Thema  innerhalb der Genre-Filmgeschichte auf sich hat. Zudem begutachtet dieser Artikel auch den „Godzilla“-Film aus dem Jahr 2014 von Regisseur Gareth Edwards, der jetzt mit dem aktuellen „Godzilla“-Streifen von Michael Dougherty fortgeführt wird.  (HUP)

GODZILLA: MADE IN U.S.A.  Ein Essay von Dr. Rolf Giesen.

Ein Blick in die Charts beweist: Drei Viertel der zwar nicht unbedingt besten, aber kassenstärksten Filme, Produktionen mit einer Milliarde Dollar und mehr Kinoumsatz, sind Science-Fiction- und VFX (Visual Effects)-Produktionen – und die meisten von ihnen nutzen beim Publikum eingeführte Franchises, die sich die US-Majors gesichert haben. Die Nase vorn hat der Disney-Konzern, der nicht nur ein Ensemble eigener Figuren hat, allen voran die unverwüstliche Mickey Mouse und Donald die Ente, sondern auch für eine Handvoll Milliarden Dollar Star Wars und Marvel im Rennstall hat. Auch andere mögen da nicht hintanstehen. Warner zum Beispiel hält die Hand auf Bugs Bunny, Daffy Duck, den Hobbit, Harry Potter, Super- sowie Batman – und erhält seit einiger Zeit auch Verstärkung aus Japan, das in Warner-Cartoons der 1940er-Jahre wie Bugs Bunny Nips the Nips oder Tokyo Jokyo noch Gegenstand politsatirischer Häme war. Die Rede ist von Godzilla, King of the Monsters. Der Weg, der den Superstar der Tokioter Toho Filmgesellschaft nach Hollywood führte, ist lang und verschlungen. Er begann 1954.

Dai-go Fukuryŭ-maru 

…war der Name eines japanischen Fischkutters. Ins Deutsche übersetzt lautet er Glücklicher Drache V, aber der Drache war ein unglücklicher. Am 1. März 1954 wurde das Schiff im Bikini-Atoll durch radioaktiven Niederschlag eines amerikanischen Kernwaffentests im Bikini-Atoll kontaminiert. Der Zwischenfall endete in den Schlagzeilen der Presse. Das atomare Trauma von Hiroshima, Nagasaki und die Niederlage wurden mit dem Vorfall einmal mehr lebendig.

Das Unglück erregte auch das Interesse der Toho. Die Toho Filmgesellschaft war das Geschöpf des Industriellen Ichizo Kobayashi, der zeitweilig als Minister auch in der japanischen Politik aktiv war. Einem seiner Produzenten, Tomoyuki Tanaka, war soeben eine Co-Produktion in Indonesien geplatzt, weil die Regierung dort keine Arbeitsvisa genehmigte. Nun war er auf der Suche nach Ersatz und beschloss, aus der Affäre um das Fischerboot ein Exploitation-Movie zu machen, und zwar mit einem echten Drachen der Art, wie sie gerade in den USA so populär war. Tanaka hatte gerade The Beast from 20,000 Fathoms (Panik in New York) gesehen, einen kleinen, aber sehr erfolgreichen Schwarzweißfilm, in dem Paul Hubschmid ein durch Atomtests in der Arktis gewecktes Saurier-Ungetüm, einen fiktiven Rhedosaurus, der New York in Angst und Schrecken versetzt, auf Coney Island mit einer Atomgranate vernichtet. Tanaka beschloss, die Amerikaner zu plagiieren: Projekt „G“ (G für Giant). Tanaka 1985: „In jenen Tagen lebte Japan in Furcht vor der radioaktiven Verseuchung. und diese Furcht war es, die Godzilla so enorm machte. Von Anfang am war er ein Synonym für die Rache der Natur an der Menschheit.“ Die Kaiju, die seltsamen, rätselhaften Bestien, waren ein mythologisches Sinnbild für die Erdbeben und andere Naturgewalten, die Japan erschütterten. Es war, als ruhe ganz Nippon auf dem Buckel eines gewaltigen Meeresdrachen. Und irgendwann bebt die Erde, das Monster wacht auf. Und jetzt standen diese Monster zudem für die apokalyptische Gefahr, die von der Bombe ausging.

Japans führender Experte für tokusatsu: Spezialeffekte, der Kameramann Eiji Tsuburaya, ein Protegé des leitenden Toho-Angestellten Iwao Mori, war seit 1919 beim Film, hatte während des Krieges den Angriff auf Pearl Harbor für die Leinwand rekonstruiert und auch an anderen Propagandafilmen gearbeitet. Deswegen hatte er nach dem Krieg für einige Zeit Berufsverbot bekommen. Inzwischen aber war er für den Einsatz bei „Antikriegs“filmen reaktiviert worden. Tsuburaya schlug vor, das Monster „G“ solle ein enormer Oktopus sein, aber Tanaka befahl einen Dinosaurier, ganz so wie in dem amerikanischen Film Panik in New York, der wiederum von der erfolgreichen Wiederaufführung von King Kong 1952 inspiriert war. Wie Kong war auch der „Rhedosaurus“ ein im Einzelbildverfahren (Stop Motion) bewegtes Modell gewesen, animiert von Ray Harryhausen. Tsuburaya war selbst ein Fan von Kong, seit er den amerikanischen „Trick- und Sensationsfilm“ von 1933 in Kyoto gesehen hatte. Er besaß eine private Kopie des Films, deren technische Effekte er akribisch studierte, aber schließlich entschied er sich gegen das zeitraubende Stop-Motion-Verfahren und für einen Stuntman im Monsterkostüm, nach dem Vorbild von King Kong erscheint in Edo, einem japanischen Film von 1938. Der erste Monsteranzug war so schwer, dass die Stuntmen, die ihn trugen, nur wenige Meter darin zu laufen vermochten, bevor sie zusammenbrachen. Erst ein etwas leichteres Gummikostüm ermöglichte es dem sportlichen Kleindarsteller Haruo Nakajima, im Atelier monstergerecht Häusermodelle von Tokio zu zertrümmern. Den Kopf trug er wie einen Helm mit kabelgesteuerten Augen und Maul, der Schwanz gehalten von unsichtbaren Drähten. Gojira: Gorillawal – so der Name des Sauriers, eines 50 Meter hohen Monsterhybrids aus Tyrannosaurus und Stegosaurus (die Knochenplatten) – entstand gleich im Anschluss an die Sieben Samurai unter der Regie von Akira Kurosawas Freund Ishiro Honda, der fortan, zu seinem Bedauern, mehr und mehr auf diesen Typ Film abonniert war.

Gojira, die düstere Monsterapokalypse mit dem röhrenden Saurier (Komponist Akira Ifukube ließ hierfür einen in Nadelwachs getränkten Handschuh über eine Bassgitarre streichen), war nicht nur in Japan, sondern zwei Jahre später auch in den USA ein Hit, wo zusätzliche Szenen mit Raymond Burr in den Film Godzilla, King of the Monsters eingefügt wurden. Seitdem gehörten Science Fiction und Kaiju aus Japan auch zum Spielplan der US-Filmtheater und Autokinos. Die King-Brüder und Columbia brachten weitere Filme des Teams Honda-Tsuburaya heraus, in Farbe und Tohoscope.

Kingu Kongu tai Gojira

Inzwischen war Willis O’Brien, der technische Schöpfer des Original-King Kong, fast vergessen. Längst hatte ihn sein früherer erster Assistent Ray Harryhausen mit Fantasyfilmen wie Sindbads siebente Reise verdrängt. Anders als O’Brien, der im Ruf stand, Budgets zu überschreiten, arbeitete Ray sozusagen für Peanuts. In seiner Not erinnerte sich O’Brien an seinen größten Erfolg und ein Projekt, das er Ende der 1920er-Jahre zu animieren gedachte: Frankenstein. Seine Idee: King Kong versus Frankenstein trug er dem Produzenten John Beck vor, der damit schnurstracks nach Japan eilte und ihn der Toho anbot. So wurde daraus King Kong gegen Frankenstein – King Kong versus Godzilla. (Den riesigen Frankenstein hoben die Japaner für spätere Produktionen auf.) O’Brien, der davon aus der Branchenpresse erfuhr, war entsetzt und starb, noch bevor der japanische Film die USA erreichte. Seine Witwe wies die Freikarten, die ihr Beck zukommen ließ, erbost zurück. King Kong gegen Godzilla (in der Bundesrepublik später als Die Rückkehr des King Kong) war der publikumsstärkste Kaiju-Film überhaupt. 11 Millionen Japaner sahen ihn damals im Kino. Der Zottel-Kong war ein echter Brüller, und auch Godzilla clownte mit einem Mal herum, sehr zur Freude der Kinder. Den puerilen Zerstörungsphantasien kamen die Toho-Gummikostüm-Produktionen im Spielzeugland gerade recht, und auch das feilgebotene Merchandising schien sich bei den Kleinen blendend zu verkaufen. In der Folge waren es meist Schaukämpfe der Monstren, die mit der Zeit immer preiswerter wurden und schamlos Szenen aus früheren Filmen verwerteten: Godzilla gegen die Riesenmotte Mothra, den dreiköpfigen King Ghidorah, den Riesenkrebs Ebirah, gigantische Mantiden und die Riesenspinne Kumonga sowie (ganz schön innovativ) das umweltverseuchende Smog-Monster Hedorah. Inzwischen war aus dem Schrecken Godzilla sogar ein Menschen- und Kinderfreund geworden, eine Comic-Figur. Die Filmindustrie steckte Anfang der 1970er-Jahre weltweit, also auch in Japan, in einer schweren Krise. Mitte der 1970er-Jahre – Tsuburaya war längst an Überarbeitung gestorben, er überwachte nicht nur Toho-Produktionen, sondern auch die Ultraman-Serie seiner eigenen TV-Fabrik Tsuburaya Productions, Honda wurde dazu verdonnert, ältere Filme für Kindervorstellungen umzuschneiden – war das Ende der Fahnenstange erreicht.

Godzilla 1984

1984 aber erschien Godzilla dann doch wieder aus den Fluten des Meeres und stärkte sich an Kernkraftwerken, größer denn je, 80 Meter hoch, damit er mit der Höhe der neuen Tokioter Wolkenkratzer mithalten konnte. Mit einem Mal war Godzilla wieder zornig, nicht mehr so vermenschlicht wie in den vorangegangenen Filmen. Sogar ein russisches Atom-U-Boot vernichtete er. Schon bald aber gab es auch in der sogenannten Heisei-Serie die altgewohnten Monsterschlachten. Es war, um mit Nietzsche zu sprechen, die ewige Wiederkehr des Gleichen. Aber Toho melkte die Kuh bis zum Ausverkauf.

In den USA engagierte sich besonders der Produzent Henry G. Saperstein (UPA) für den Vertrieb der Godzilla-Filme. Gelegentlich hatte er sogar abgehalfterte US-Stars wie Nick Adams oder Russ Tamblyn nach Tokio geschickt. Er arbeitete hart daran, die erste US-Produktion mit dem japanischen Star-Monster einzufädeln. Schließlich gelang ihm ein Abschluss mit TriStar. Auf der Suche nach einem geeigneten Regisseur kamen die Veranwortlichen von TriStar, nachdem Jan de Bont genervt das Projekt verlassen hatte, auf keinen anderen als Roland (Independence Day) Emmerich. Emmerichs Film wirkte wie ein überdimensionales Remake von Beast from 20,000 Fathoms, aber Ray Harryhausen, der Schöpfer des Beast, wurde, als er mit seiner Frau das MGM-Studio und die Dreharbeiten besuchen wollte, von einem ahnungslosen Pförtner abgewiesen. Schließlich war dieser Godzilla weder ein Stop-Motion-Geschöpf noch aus Gummi, sondern kroch aus dem Computer wolkenkratzerhoch in New York an Land. Emmerich änderte nicht nur die Technik, er ließ auch ein neues Godzilla-Design entwickeln, das mit dem Original nur noch den Namen gemein hatte. Emmerich hatte die frühen Godzillas in den Jugendvorstellungen des örtlichen Kinos im schwäbischen Sindelfingen gesehen. Bei ihm aber wollte sich die naive, kindliche Schaufreude nicht mehr einstellen. Denn anders als Emmerich ging es den Kollegen aus Japan nie um platten Naturalismus in der Darstellung, nie um Realismus, sondern um asiatisch stilisierte, märchenhafte Schaufreude um ein Ballett aus Gummikostümen. In einem Film von 1965, Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht (Furankenshutain tai Baragon), greift ein Unterwelt-Monster mit Segelohren einen Bauernhof an und attackiert ein Pferd. Das Pferd hätte gut und gerne ein echtes sein können, per Compositing in das Bild integriert, aber Tsuburaya entschied für ein Modellpferd, weil es netter sei und den Spieltrieb der Kinder befriedige. So etwas ist im CG-Zeitalter natürlich unmöglich und würde als unfreiwillig komisch abgetan.

„GODZILLA“ von Gareth Edwards (USA/Japan 2013; B: Max Borenstein, Frank Darabont nach einer Story von Dave Callaham; K: Seamus McGarvey; M: Alexandre Desplat; 123 Minuten; deutscher Kino-Start: 14.05.2014).

Immer häufiger veräußerten die Japaner das Tafelsilber. Im März 2010 annoncierten die Amerikaner, dass Toho den 30. Godzilla-Film an Legendary Entertainment und Warner Bros. lizensiert hätte. Yoshimitsu Banno,. der Regisseur von Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster (Gojira tai Hedora), war als Executive Producer an Bord und hatte den Deal mit Toho gesichert. Gareth Edwards, der soeben mit dem Low-Budget-Film Monsters aufgefallen war, der, wie der „Film-Dienst“ bemerkte, mit Realismus kokettierte, aber auf Grundlage eines schlampigen Drehbuchs voller logischer Brüche, wurde im Januar 2011 als Regisseur verpflichtet. Zwei Monate später lieferte die Nuklearkatastrophe von Fukushima den Amerikanern eine „willkommene“ PR-Plattform, auch wenn die Hersteller einen direkten Zusammenhang bestritten. Die Story stammte von Dave Callaham, der mit Sylvester Stallone auch die Expendables schuf. Das Drehbuch überarbeitete (ungenannt) Frank Darabont, ein erklärter Harryhausen-Fan, der Godzilla, wie vor ihm schon der 1997 verstorbene Tomoyuki Tanaka, als „riesige, erschreckende Naturgewalt“ verstand. Aber im Gegensatz zu den Japanern hatten die Amerikaner wirklich Kohle für CGI und Promotion: 160 Millionen Dollar. Volker Engel, Roland Emmerichs VFX-Supervisor bei Godzilla, erinnerte sich eines Besuchs bei der Toho, als sein Fachkollege Koichi Kawakita bedauernd auf den Unterschied japanischer und amerikanischer Budgets hinwies. Emmerichs Godzilla war kein Monster für arme Leute – und der von Warner sollte es noch viel weniger sein, denn er war für den Beginn einer neuen Filmserie vorgesehen. Gedreht wurde 2013 in Vancouver und in 2D, das in Postproduction in 3D-Stereoskopie konvertiert wurde. Es wurde nicht gekleckert. Es wurde, dank der Mitwirkung der U.S. Navy, auch geklotzt.

Vor dem Filmstart führte Warner den Journalisten den Anfang des Films vor, und man hatte das Gefühl, es mit eine Geschichte zu tun zu haben, die den Kindern der Anti-Atomkraft-Bewegung der 1970er- und 1980er-Jahre durchaus gefallen könnte. Es beginnt mit einem prähistorischen Riesenmonster, das bei Minenarbeiten wieder zum Leben erwacht und ein japanisches AKW à la Fukushima zerstört. Dabei kommt die Mutter des jungen Protagonisten ums Leben. Roland Emmerich hatte in seinem Godzilla-Film den Franzosen Jean Reno besetzt. Gareth holte für die Rolle der Mutter die Französin Juliette Binoche vor seine Kamera, die mit Regie-Assen wie Godard, Louis Malle, Krzysztof Kieślowski, Michael Haneke und John Boorman gedreht hatte. Ein zweites Monster der gleichen Art taucht auf einer Atommülldeponie in Nevada auf. Und die amerikanische Version eines reiselustigen Godzilla steigt in Honolulu an Land, gigantischer denn je, über hundert Meter groß. Für die visuellen Effekte war Peter Jacksons berühmter Weta Workshop in Neuseeland verpflichtet. Wenn das nichts war!

Und es war nichts!! Das Versprechen eines ökologisch bewussten Science-Fiction-Thrillers wurde nicht eingelöst. Es war wie bei den Marvel-Filmen: eine durchaus interessante, vielversprechende Exposition – und danach prügeln sie sich wie die Kesselflicker. Die prähistorischen Monstren werden als sogenannte „MUTOs“ charakterisiert: Massive Unbekannte Terrestrische Organismen. Das Ziel ihrer Zerstörung ist Kalifornien. Wie in solchen Filmen üblich sind sie gegen konventionelle Waffen immun. Das ratlose US-Militär plant das Äußerste, den Einsatz von Atomwaffen, zum Entsetzen des ökologisch bewussten japanischen Wissenschaftlers Dr. Ishiro (Vorname entlehnt von Honda) Serizawa, der als Kind in den Ruinen von Hiroshima gefunden und adoptiert wurde. Er ist sicher, dass Godzilla das Gleichgewicht der Natur wiederherstellen und die bösen Kreaturen verprügeln wird. Ken Watanabe, bekannt aus Last Samurai, Batman Begins und Letters from Iwo Jima, spielt ihn. Und was er sagt, trifft auch ein. Die Schauspieler-Null Aaron Taylor-Johnson, ein junger Mann mit ausdruckslosem Gesicht, der den Sohn von Juliette Binoche spielt, hat es schwer, als menschlicher Held in der Rolle von Lieutenant Ford Brody aufzutrumpfen und läuft mit seinen stahlblauen Augen hilflos durch die Szenen, die von den Monstren und nichts anderem beherrscht werden. Der Endkampf tobt in San Francisco. Chinatown, heute Trumps Wirtschaftsfeind, wird schon mal symbolisch in Schutt und Asche gelegt. (Übrigens hatten die Amerikaner schon einmal vor, einen Godzilla-Film, den zweiten von 1955, Godzilla kehrt zurück/Gojia no gyuakshŭ, so umzuschneiden und zu ergänzen, dass er nicht, wie das Original, in Osaka spielte, sondern auch in San Francisco.) Aus dem Plan wurde aber nichts, und das Filmchen ging in den USA weitgehend unverändert unter dem Titel Gigantis, the Fire Monster in den Verleih von Warner Bros.)

Dass derlei Einfallslosigkeit so viel Geld kosten muss, ist schon ein Hohn. Aber die Warners machen weiter. Nach Kong Skull Island 2017 bekämpft Godzilla II: King of the Monsters von Michael Dougherty 2019 mehrere neue Digital-Versionen altbekannter Toho-Monstren, insbesondere den Dreikopf Ghidorah. Und für 2020 ist Godzilla vs. Kong angedroht, der gewiss nicht so kindlich-unschuldig ausfallen wird wie das japanische Original von 1962. Das Furchtbare an diesen Blockbustern ist ihr monströs aufgepumpter Schauwert. Alles stammt aus der gleichen digitalen Retorte, die einem bald zum Halse heraushängt, so als gebe es jeden Tag Spaghetti. Batman sieht aus wie Superman, die Avengers wie Pacific Rim. Die ästhetische Geschmacklosigkeit fährt vierspännig. Einen poetisch-mythologischen Subtext sucht man vergebens. Dennoch: Widerstand ist zwecklos, solange diese Blockbuster-Kultur wie von Godzilla umgestürzte Wolkenkratzer über uns hereinbricht.

Eine Geschichte am Rande: Kurz vor 9/11 veröffentlichte ein deutsches Telekommunikationsunternehmen einen Werbespot, in dem ein Flugzeug in ein Hochhaus flog. Dann kamen die infernalischen Anschläge, und der Spot wurde beschämt aus dem Programm genommen. Noch heute wird gerätselt, was die Manager bewog, eine solche Idee abzusegnen. Die Werbeagentur hatte damals übrigens einen Alternativvorschlag: Statt des Flugzeugs sollte ein Monster wie Godzilla das Werk der Zerstörung übernehmen, doch dazu kam es nicht mehr!

Dr. Rolf Giesen

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