GIANNI UND DIE FRAUEN

GIANNI UND DIE FRAUEN“ von und mit Gianni Di Gregorio (Co-B+R; Italien 2010; 90 Minuten; Start D: 22.09.2011); er ist ein filmender Spät-Starter, dieser Römer vom Jahrgang 1949. Der vor drei Jahren mit seinem Debütfilm „DAS FESTMAHL IM AUGUST“ die Fachwelt bei den Filmfestspielen von Venedig wie danach das weltweite Publikum angenehm überraschte. Der am 30. April 2009 hierzulande in den Kinos gestartete Streifen wurde auch bei uns zu einem beachtlichen Außenseitererfolg. Spielte sich der charmante Komödiant Gianni Di Gregorio damals quasi selber, so tut er dies hier auch. Als Frührentner Gianni, der mit seiner noch arbeitenden Ehefrau und einer fast erwachsenen Tochter in einer „normalen“ Wohnung im römischen Stadtteil Trastevere wohnt. Während seine verwitwete, verschwenderische und ihn ständig „benötigende“ steinalte „aristokratische“ Mama in einer feudalen Villa lebt, um mit ihren Freundinnen bei Champagner und Häppchen Poker zu spielen. Was Gianni natürlich großzügig mit-finanziert. „Natürlich“, denn Gianni ist ein Softie. Ein lieber Geduldsmensch durch und durch. Für den „Beherrschung“ ALLES ist. Und DER sich deshalb „gerne“ ausnutzen lässt. Für Besorgungen, die Hunde der attraktiven Nachbarin ausführen, die mütterlichen Eskapaden ruhig ertragend. Dabei würde er so gerne auch mal ganz „individuell“ sein. Dürfen. Sprich – das Liebesleben „auffrischen“. Wie die alten Kerle um ihn herum. Denn „Mädels“ gibt es ja zuhauf, die ihn interessieren. Und die sich offensichtlich auch für ihn „interessieren“. Aus jeglicher Epoche. Also legt der etwas eingerostete Schwerenöter doch los. Mama muss jetzt mal warten. Gianni will es nochmal wissen…

Wenn ein Film aufhört, zu Ende ist, und „darüber“ ein Bedauern lächelnd streicht, kann er so schlecht nicht sein. Wie hier. Denn wie schon „Das Festmahl im August“ ist auch „Gianni e le donne“ eine charmante, sensible Leichtigkeit von Sommerhauch-Kino. Mit viel tragikomischer Wehmut. Über die Emotionen des Lebens. Zu jeder Jahres- und Alterszeit. Ganz sanft, völlig unangestrengt, vor allem unverkrampft, mit einem amüsanten selbstironischen Lächeln erzählt. Beobachtet. Versehen. Um das verzwickte Thema: Elan. Den Erhalt von – wenigstens – einem bisschen Jugend. Spaß. Lust. Ohne blöd umherzurauschen.

Der charismatische Gianni Di Gregorio porträtiert diese „Welt über 50“ sehr einfühlsam und stimmungsvoll. „Macht“ seinen Gianni nicht lächerlich und zeigt, erklärt ihn auch nicht als Alters-Spinner, aber auch nicht als „Macho-Helden“. Eher wie einen sympathischen Träumer auf der Suche nach seinem inneren späten Latin Lover. Und das funktioniert unterhaltungsprächtig, weil Di Gregorio körpersprachliche wie atmosphärische Pointen zu setzen weiß. Mit viel Schmunzel-Potenzial. Zudem hat er wieder diese grandiose, inzwischen 95-jährige VALERIA DI FRANCISCIS BENDONI als seine bunte, temperamentvolle „Mama-Furie“ an seiner Seite, die auch schon am „Festmahl im August“ als seine Film-Mutter teilnahm. Wie diese altersschöne italienische Biest-Lady listig auftrumpft und feudal „herumkommandiert“, ist aller Spaß-Ehren wert.
Eine augenzwinkernde Melancholie – an das Dolce Vita. Das vitale Leben. „Wer nicht genießt, ist ungenießbar“ (Konstantin Wecker).

„Gianni und die Frauen“ „hat was“ von Woody Allen und Marcello Mastroianni (= 3 PÖNIs).

 

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