PÖNIs: (2,5/5)
„GHOST IN THE SHELL“ von Rupert Sanders (USA 2016; B: Jamie Moss, William Wheeler, Ehren Kruger; basierend auf dem gleichnamigen japanischen Manga von Masamune Shirow/1989; K: Jess Hall; M: Clint Mansell, Lorne Balfe; 120 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.03.2017); MANGA, der japanische Begriff für Comics; der Ursprung dieses Films ist solch ein Manga aus dem Jahr 1989, von Masamune Shirow. Er gilt als Kult-Klassiker des Science-Fiction-Animes; bis heute erschienen „davon“ insgesamt drei Kinofilme, zwei Fernsehserien sowie drei Videospiele. Der hierbei bekannteste japanische Anime-Spielfilm kam am 18. November 1995 in die japanischen Kinos, wurde im Jahr darauf auf den Filmfestspielen von Venedig präsentiert und lief in vielen westlichen Ländern (wie Großbritannien, Spanien, Frankreich und den USA) im Kino. Hierzulande wurde „Ghost in the Shell“ von Mamoru Oshii 1996 auf Video veröffentlicht, 2005 erstmals im Fernsehen gezeigt und am 1. August 2005 auf DVD herausgebracht.
Jetzt also die Real-Blockbuster-Adaption aus Hollywood. Wie heißt es so inzwischen normal: in einer dystopischen Zukunft. In New Port City. Ist die künstliche Intelligenz-Technologie des Unternehmens „Hanka Robotics“ bedeutsam. Menschen haben Teile ihres Körpers dort durch künstliche Elemente ersetzen lassen und sind so zu Cyborgs geworden. Das menschliche Gewebe in ihnen reduziert sich zumeist nur noch auf einen Teil ihres Gehirns, der ihre Persönlichkeit enthält. Diese Zellen werden „Ghost“ genannt, sind sozusagen die menschlichen Elemente in der künstlichen „Shell“, der Bio-Kapsel. Jedoch sind diese „Bausteine“ inzwischen ein „genüssliches Spielfeld“ für Hacker-Attacken geworden, jedenfalls bemüht sich gerade eine anonyme Hacker-Einheit, sich in die Psyche solcher Maschinen-Menschen einzuloggen, um so Kontrolle über sie zu bekommen. Demzufolge hat die Regierung eine Spezialeinheit, die Section 9, beauftragt, die terroristischen Hacker-Angreifer zu finden und auszuschalten. Anführerin dieses Sonder-Kommandos ist Major Mira Killian (SCARLETT JOHANSSON), die nach einem Unfall zu einer Cyborg-Kampfmaschine „umgebaut“ wurde. Während ihres Einsatzes jedoch bekommt Mira immer mehr Zweifel an ihrer Mission und auch an ihrem Ich und hinterfragt mehr und mehr ihre Existenz und vor allem Herkunft. Tauscht sich mit ihrem Kumpel Batou (PILOU ASBAEK) darüber aus, währenddessen sie gemeinsam den Oberschurken Kuze (MICHAEL PITT) ins Visier nehmen, der mit seinen aggressiven Hacker-Jüngern die mächtige Cybertech-Firma „Hanka Robotics“ immer heftiger attackiert.
Die Kampf-Fights: gewöhnlich. Mal wird viel geballert, mal mit dem Schwert geköpft. Hauptsache: oft. Die Story: Ein „künstliches Mädel“ und ihre gigantischen Hau- und Schieß-Fähigkeiten rhythmisch wie ausführlich zu demonstrieren. Atmosphäre: Die üblichen zwiespältigen Verdächtigen inmitten eines aufgemotzten „Blade Runner“-Szenariums; als imponierender Fiction-Comic-Kosmos; mit dieser riesigen städtischen Architektur, den gigantischen Neon-Lichttafeln; mit in der Luft wie „unten“ herum düsenden Masken-Typen. Mitten drin in diesem lärmenden Spektakel: der „mittelgroße“ Scarlett-Major-Klon „mit Gewissen“. Die einerseits ihrer Pflicht nachgeht als brutale System-Ikone, andererseits sich immer mehr hinterfragt nach ihrer tatsächlichen Identität. Und dabei auf eine grausame Entdeckung stößt: Ihre angebliche Lebensrettung einst war gar keine. Ganz im Gegenteil.
Auf Budenzauber-Optik wird gesetzt: Mit diesen flirrenden Bauten, diesen exotischen Kostümen (mit zum Beispiel einem „superben“ Geisha-Killer), dazu: Scarlett Johansson, 32, im fleischfarbenen engen „Nackt“-Kostüm. Als erotische Androidin-Perle. Inmitten des ansonsten wenig „inspirierenden“ Trubels und Trabbels. Scarlett-Mira als Power-Modell. Zunächst interessant, dann immer mehr sich ausreizend-ermüdend. Ihre Performance zieht sich. Erst taff an der Front-Spitze, dann melancholisch-irritierend, als manipuliertes Opfer. Der britische Regisseur RUPERT SANDERS, der 2012 mit „Snow White and the Huntsman“ debütierte (s. Kino-KRITIK), hat mit seinem zweiten Spielfilm ein emotional queres wie aufwendiges Trash-Movie geschaffen, mal cool fiebrig, mal dann mit (viel zu) dicker Gefühlsluft. Ebenso bei der musikalischen „Kommentierung“, hier traditionelle japanische Gesänge, dort elektronischer Synthie-Score. Um im Abspann dann den Soundtrack des Originals tönen zu lassen.
Und die körperlich fitte Scarlett? Geht in dem rauhen Comic-Gedöns mechanisch wie charakterlich unter. Ist „nur“ eine hollywood‘sche Starkstrom-Star-Furie, die als Luc Bessons-„Lucy“ vor drei Jahren (s. Kino-KRITIK) eine sehr viel spannendere, faszinierende Dampf- und Feuerwalze war als hier bei und mit dieser westlichen Manga-Figur. Der nur nebenbei auftretende japanische Superstar TAKESHI KITANO („Hana-Bi“/“Goldener Löwe“ Venedig 1997) jedenfalls besitzt als ihr Ober-Guru-Chef Daisuke Aramaki weitaus mehr Charisma und Präsenz als die ganz-zeitliche Major Scarlett (= 2 1/2 PÖNIs).