GEORG ELSER – Einer aus Deutschland (1989)

Der österreichische Schauspieler KLAUS MARIA BRANDAUER ist ein Weltstar und immer noch sehr ehrgeizig. Nach seinen großen historischen Rollen und Figuren in “Mephisto“, “Oberst und “Hanussen“ ist er jetzt nochmal in die deutsche Vergangenheit eingetaucht, um eine zeitgeschichtliche Person zu porträtieren. Doch diesmal ist es keine bekannte, sondern eine bislang übersehene, vergessene, “kleine“ Person namens Georg Elser.

Der lebt 1938 im Hitler-Deutschland als unauffälliger Tischler in München. Während um ihn herum die Nazis triumphieren, begegnet er der Euphorie eher zurückhaltend und misstrauisch. In der Hausgemeinschaft dagegen sind starke, laute Töne an der Tagesordnung.

GEORG ELSER – EINER AUS DEUTSCHLAND“ von und mit Klaus Maria Brandauer (BRD 1988/89; B: Stephen Sheppard, nach seinem gleichnamigen Roman; K: Lajos Koltai; M: Georges Delerue; 97 Minuten; Start D: 26.10.1989).

Erstmals führt der große Charakterdarsteller auch Regie. Brandauer geht den persönlichen Spuren und Motiven dieses unbekannten deutschen Widerständlers nach, in dem er das eine Jahr beschreibt, in dem Georg Elser ein Attentat auf Hitler vorbereitet. Dabei erfährt die Hauptfigur keine Verklärung, keine Heroisierung. Elser war und bleibt ein eher scheuer, einfacher Mann, dem klar wurde, was um ihn herum passierte und der reagieren wollte, musste. Dabei werden Hintergrund und erklärende Tiefe weitgehend ausgespart. Die Bilder des Films konzentrieren sich fast ausschließlich auf den Mann und sein heimliches, einjähriges Tun im privaten Widerstand. Kleine Abweichungen wie eine erfundene Liebesgeschichte und der kurze, private Blick auf einen scheinbar zwiegespaltenen SA-Mann sind Konzessionen an die englischen Geldgeber, die den Film unter dem reißerischen Titel „Seven Minutes“ weltweit verbreiten wollen. Ansonsten aber existiert nur dieser Georg Elser, den Brandauer bemerkenswert distanziert und eher spröde vorführt. Da ist er, seht ihn euch an, seht, was er macht und warum – das ist es. Keine weitreichenden Motiv-Forschungen dazu, keiner psychologischen Interpretationen, ein achtbarer deutscher Mann im Mittelpunkt einer ‚Hymne auf den privaten Widerstand‘.

“Georg Elser – Einer aus Deutschland“, ein diskutabler Film von und mit Klaus Maria Brandauer. In weiteren Rollen: Brian Dennehy, Rebecca Miller, Elisabeth Orth und Vadim Glowna
(= 3 ½ PÖNIs).

 

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