Gastkritik von Hans-Jürgen „Tatze“ Günther
„ENTRE LES BRAS – 3 Sterne, 2 Generationen, 1 Küche“ ein Dokumentarfilm von Paul Lacoste (Fr 2011; 90 Minuten; Start D: 09.08.2012).
Vor gut zehn Jahren drehte Paul Lacoste den Dokumentarfilm „Inventing Cuisine: Michel Bras“ über den Drei-Sterne-Koch Michel Bras und sein Restaurant „Le Suquet“ in der südfranzösischen Region Aubrac. Der nun folgende zweite Teil der „Bras-Saga“ entstand aus Anlass eines Generationenwechsels: Michel und seine Frau Ginette übergeben das Restaurant an ihren Sohn Sébastien und dessen Frau Veronique.
Kein leichter Abschied, denn wie alle Spitzenköche ist Michel Bras natürlich ein „kulinarischer Überzeugungstäter“, ein höchst anspruchsvoller gastronomischer Perfektionist, der besser als jeder andere weiß, was in der Küche getan werden muss. Zum Beispiel neue, spannende, gewagte, extravagante Gerichte kreieren – und die nötigen Zutaten sehr früh am Morgen auf den regionalen Märkten einzukaufen. Und selbstverständlich muss man die – mittlerweile 65köpfige – Küchen- und Service-Crew immer im Griff haben.
Hiervon berichtet dieser Film mit teilweise exakten, aber oft auch zu flüchtigen, in besten Momenten stimmungsvollen und liebevoll komponierten Bildern sowie eher knappen, wortkargen Dialogen. Darauf hätte sich Lacoste auch beschränken sollen. Leider aber franst der Streifen schon nach kurzer Zeit ziemlich ziellos aus. Elegische Großaufnahmen der Protagonisten, fröhliche Feiern, stimmungsvolle Landschaftsbilder, Hausmusik, ein Trip nach Japan, der Kontrast zwischen einer leckeren Butterstulle der Großmutter und hyperkomplexen Kreationen aus Reis-Crackern, Brombeeren und Milchhaut. Vor lauter zusammenhanglosen Sequenzen und allzu beliebigen Impressionen verliert der Film sein eigentliches Thema aus den Augen.
Am Ende hat man als Zuschauer eigentlich nichts dazu gelernt. Das ist eindeutig zu wenig für ein derart ambitioniertes Thema. Ein Film nicht fürs Kino, sondern fürs Nachtprogramm des TV-Senders Arte (= 2 Pönis).