„THE CONJURING 2“ von James Wan (Co-B + R; USA 2015; Co-B: Chad Hayes; Carey Heyes; David Leslie Johnson; K: Don Burgess; M: Joseph Bishara; 134 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.06.2016).
Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug
Drei Jahre nach dem großen Erfolg von „THE CONJURING“ (s. Kino-KRITIK) bringt der mittlerweile zum Horror-Kult-Regisseur aufgestiegene James Wan nun den zweiten Teil seines Grusel-Franchises in die Kinos. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen dabei wieder die beiden Profi-Geisterjäger Ed und Lorraine Warren, deren übersinnliche Arbeit irgendwann im Jahre 1971, irgendwo in Rhode Island begann. Und irgendwie etwas mit einer Familie zu tun hatte, die von einer toten Hexe in ihrer Landvilla verfolgt wurde. Nun um 1977 – also um sechs Jahre älter und auch um einiges berühmter – verschlägt es die beiden amerikanischen Spezialisten für Dämonen nach London. Dort lebt die alleinerziehende Peggy Hodgson mit ihren vier Kindern, und einem Poltergeist zusammen, in einem kleinen Reihenendhaus. Der fiese Störenfried beansprucht allerdings nicht nur dieses Domizil für sich, sondern auch den Körper der jüngsten Tochter Janet. Tja, dumm gelaufen und bestimmt nicht in der Miete mitinbegriffen. Wobei – haben wir das nicht schon tausendmal gesehen? Nein, denn in diesem Possenspiel hält am Ende ein ganz anderes Wesen die Fäden in der Hand… und passiert ist das in Wahrheit natürlich auch – wie uns just der Vorspann gerne sagen möchte. Nun ja, sind wir mal ehrlich. Wie bei der stillen Post vielleicht, wo sich zu der ein oder anderen wahren Begebenheit noch einiges an Phantasie hinzumischt. Aber sei`s drum…
Wer sich mal wieder so richtig schön fürchten möchte ist hier im Kinosaal definitiv genau richtig. Gerade weil dabei das „Gruselfeeling“ nicht allein im Erlebnismittelpunkt steht. Denn neu erfinden tut Meister-„SAW“-Wan das Genre sicher nicht. Plötzlich aufkreischendes Spielzeug, das dunkle Kinderspielzelt aus dem der Dämon spricht, und Schatten an der Wand, sind sicher eher bekannt-charmante als frappant-fulminante Schreckensbilder. Aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch, da der Film darauf nicht abzielt, sondern vielmehr die „Schönheit“ des Grauens in den Vordergrund spielt. Herrlich. Die Bilder wirken teilweise so poetisch-schrecklich, dass sie als Gemälde in einer skurrilen 70-Jahre Galerie hängen könnten. Zu verdanken ist dies mit ziemlicher Sicherheit der Arbeit von Don Burgess, der hier sehr wirksam mit dem Zoom seines Kameraobjektives umgeht, um Grenzen von echten Räumen zu sprengen, die sich somit auf einmal und sehr abrupt-unerwartet in düstere Horrorwelten verwandeln. Traumhaft pathetisch und alptraumhaft beeindruckend. Die alt-englische Atmosphäre und die im Originalton vertretenen Dialekte der Insel tun dazu ihr Übriges. Hinzukommt, dass neben den nötigen Schockelementen auch genre-untypische Erzählstile miteinfließen, wie die glaubhafte Liebesbeziehung zwischen dem Ehepaar Warren oder die Darbietung eines Presley-Klassikers, der deutlich macht, dass Elvis das Gebäude sicher NICHT verlassen hat.
Diese Momente sowie die gute Schauspielleistung des gesamten Ensembles (angeführt von PATRICK WILSON und seiner Kollegin VERA FARMIGA als Spezialisten für paranormale Aktivitäten) lassen es nicht „egal“ erscheinen, ob die Leute – auf der komischen Leinwand da sterben – oder nicht. Bedrohlich unter die Haut geht dabei vor allem aber auch der schreiende Score des „Geigen-Paten“ Joseph Bishara, der mit ziemlicher Sicherheit ein großer Anhänger des Hitchcock-Komponisten Bernard Herrmann ist. Schön. Schrill. Grausam. Toll!
Am Ende frage ich mich persönlich dennoch und trotz allem Amüse- ähm Grüselments ernsthaft, was die Kinderdarsteller glauben da am Set getan zu haben? Wie kann es sein, dass diese jungen Menschen nach so einer Produktion nicht völlig verstört durchs Leben rennen? Für das Verschonen der Haustiere sowie der minderjährigen Jungs und Mädels gibt es am Ende (= 4 „Carrie“-PÖNIs; …„for I can`t help falling in love“ with this movie).