Gastkritik von Hans-Jürgen „Tatze“ Günther
„BEWARE OF MR. BAKER“ von Jay Bulger (USA 2012; 92 Minuten; Start D: 19.12.2013)
„Der Teufel schert sich nur um seinesgleichen…“, glaubt Ginger Baker und ergänzt: „Gott straft mich für meine früheren Sünden, indem er mich am Leben hält und mir soviel Schmerz zufügt, wie er kann.“
Dies ist der Inhalt des Dokumentarfilmes BEWARE OF MR. BAKER, der im rasant montierten Patchworkstil das unstete Leben des mittlerweile 73jährigen aufarbeitet. Geboren 1939 in London, Vater im Krieg gefallen, ab Mitte der Fifties Schlagzeuger bei Terry Lightfoot und Mr. Acker Bilk, dann bei Alexis Korner und Graham Bond und schließlich 1966 Gründung und Weltruhm mit dem superlegendären Trio Cream. Es folgten Blind Faith, Ginger Baker´s Airforce, die Baker Gurvitz Army, ein Gastspiel bei Hawkwind, viel Jazz, Masters of Reality, die Dreier Ginger Baker Trio und Baker, Bruce, Moore. Schließlich 2005 der Nova-artige Wiederauftritt von Cream. Geld floss in großen Mengen – aber noch größer war der Strom von Drogen, Dauerstreitereien, Wutattacken und gescheiterten Ehen, die Baker zum unkalkulierbaren Psychopathen gemacht haben, der heute mit seiner vierten Frau, 39 Pferden und etlichen Hunden in Südafrika im Status des finanziellen Ruins lebt.
Zahlreiche Zeit- und Musikgenossen wie Eric Clapton, Steve Winwood, Charlie Watts, Jack Bruce und Johnny Rotten sowie Ex-Frauen und Kinder kommen im Film zu Wort und sind sich letztlich immer einig: Baker ist ein mürrisch-irrer Exzentriker, der im Leben nichts geregelt bekommt, weil er über nur eine wirkliche Begabung verfügt: Schlagzeug spielen auf einem Niveau, dem im Rock die Note „erheblich besser als herausragend“ gebührt. Was ihn zu einer faszinierenden Persönlichkeit macht, der man zähneknirschend (fast) alles verzeiht. Berührend ist die kurze Sequenz, in der Baker seine vier wirklichen Freunde nennt: Phil Seamen, Art Blakey, Max Roach und Elvin Jones, bezeichnenderweise alles Schlagzeuger. Ansonsten hat das Schild an seinem Anwesen volle Gültigkeit: „Beware of Mr. Baker“ – es sei denn man ist ein Pferd oder Hund.
(= 3 PÖNIs)
Hans-Jürgen Günther (Gastkritiker)