Zu den besten Heimkino-Filmen hierzulande zählte im Jahr 2010 der kanadische Streifen „One Week“ (s. Heimkino-KRITIK). Buch und Regie: Michael McGowan. Jetzt ist von diesem Autoren-Regisseur ein neuer Film für das hiesige Heimkino veröffentlicht worden und erneut heißt es – die Empfehlung gilt. Unbedingt!: „FÜR IMMER DEIN“ von Michael McGowan (B + R; Kanada 2012; K: Brendan Steacy; M: Hugh Marsh, Don Rooke, Michelle Willis; 98 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 26.06.2014). Beide, sowohl der originale Titel „Still Mine“, also „Stiller Bau“, wie auch der deutsche Filmtitel entsprechen dem doppelbödigen Inhalt. Der auf einer wahren Begebenheit basiert. Ihr Name: Craig und Irene Morrison (JAMES CROMWELL + GENEVIÉVE BUJOLD). Sie leben seit 61 Jahren zusammen, befinden sich jetzt im neunten Lebensjahrzehnt und betreiben immer noch gerne ihre kleine Landwirtschaft im kanadischen New Brunswick. Craig und Irene sind ein Liebes-Paar. Sie haben fast jede Minuten ihres Lebens in den vielen Ehe-Jahrzehnten immer zusammen verbracht und sind auch heute noch ineinander „vernarrt“ („Wir sind noch da – und wir haben uns“). Sie haben Kinder zur Welt gebracht, mit denen sie einen halbwegs harmonischen Kontakt pflegen. Innerhalb dieser überschaubaren ländlichen Region. Halbwegs bedeutet, dass es unterschiedliche Meinungen innerhalb der Großfamilie über das Leben im hohen Alter von Craig und Irene gibt. Die Alten wollen auf gar keinen Fall irgendwo in ein „gesichertes Altersheim“, während die Kinder die beginnende Alzheimererkrankung ihrer Mutter besorgt zur Kenntnis nehmen. Und gerne auf Pflege-Sicherheit setzen würden. Doch das genaue Gegenteil beabsichtigt Craig. Er plant auf dem eigenen Land einen neuen Haus-Bau. Will, als Ex-Baufachmann und Holzexperte, ein altersgemäßes und alterssicheres neues Haus bauen. Als Akt der Liebe und Notwendigkeit. Dabei ist er sich durchaus bewusst, dass das Alter „zwar ein Hindernis“ ist, „aber keine Zwangsjacke“. Irene ist begeistert, lautet doch seine unmissverständliche Ansage: Wir bleiben HIER und wir bleiben zusammen. Egal, was passiert. Und es „passiert“ eine ganze Menge. Stichwort: Die kanadische (Provinz-)Bürokratie scheint mitunter genauso bekloppt, keineswegs den Menschen/den Bürgern dienend und erbarmungslos zu sein wie bei uns. Motto: Genehmigung, Bau-Ordnung, Pläne. Und vieles mehr. Müssen vorliegen. Sonst darf nichts bewegt werden. Er, der rüstige Craig, hat derweil kräftig in die Hände gespuckt und einfach auf seinem eigenen Land und Boden mit dem Bauen angefangen. Ohne „rechtsverbindliche Dokumente“. Oder Stempel eines vereidigten Inspektors auf seinem Holz. Das System ist empört. Und karrt zurück. 26 Gesetzesverstöße werden aufgelistet. Die Anklage gegen den sturen alten Craig wird formuliert. Zwei Fundamente. Das des Lebens beziehungsweise Zusammenlebens sowie das des Systems. Während Craig mit der zunehmenden Betreuung seiner Frau und gegenüber dem gesetzesfanatischen „Amt-Mann“ immer mehr an zwei Fronten zu kämpfen hat, setzt er sich vehement weiterhin für ein zwar schwieriger gewordenes, aber durchaus weiterhin mögliches eigenbestimmtes Da-Sein und Eheleben ein. Dabei gilt es auch, die eigenen Kinder „davon“ zu überzeugen. Während selbst die Nachbarn und Freunde mehr und mehr an dem „alten Sturkopf“ Craig zweifeln. Vor allem aber dann, als er es tatsächlich auf einen Prozess ankommen lässt. WÜRDE könnte der Film auch heißen. Der im Vorjahr gleich sieben Nominierungen für die kanadischen „Screen Awards“, den einheimischen „Oscars“, abräumte. Vermittelt durch zwei außergewöhnliche Schauspieler. IHN, den Zwei-Meter-Schlacks JAMES CROMWELL, Jahrgang 1940, der den „Screen Award“ als „Bester Hauptdarsteller“ zugesprochen bekam, kennen wir von vielen Nebenparts aus unzähligen Filmen („L.A. Confidential“; „Die Tochter des Generals“; The Green Mile“), vor allem aber ist und bleibt er unvergessen als maulfauler Farmer Arthur Hoggett in „Ein Schweinchen namens Babe“ („Oscar“-Nominierung). Als beharrlicher wie listiger alter Craig Morrison füllt er seine Rolle mit sensibler Kraft und knochiger Seelentiefe aus. Bietet eine überragende Interpretation eines cleveren und trockenhumorigen wie rebellischen alten Menschen. Der sich nicht ´rumkommandieren lassen will, bloß weil er 80 plus alt ist. SIE dagegen, die am 1. Juli 1942 in Montreal geborene GENEVIÉVE BUJOLD, hatte man schon lange nicht mehr auf der Filmrechnung. Drei Jahrzehnte, von den Sechzigern bis in die Neunziger Jahre, gehörte sie zum immer wieder (SEHR) gerne gesehenen Personal in unterschiedlichsten Kunst- wie Kommerzfilmen („Königin für tausend Tage“; „Schwarzer Engel“; „Der Wolf hetzt die Meute“; „Das Auge“). Danach trat sie immer weniger auf, doch hier dominiert sie noch einmal furios wie temperamentvoll wie herrlich gesichtsschön und alterscharmant in einer furiosen Rolle zwischen realem und abbauendem Sein. Ein emotionales Erlebnis, weil sie dabei ebenso hinreißend diskret wie faszinierend und spannend mimt. Was für ein feines Alters-Comeback von Geneviéve Bujold! Zwei Hauptakteure, durch die ein solider Film geadelt wird. Hervorragend! „Für immer dein“ ist ein sowohl gedankliches wie emotionales Meisterwerk (= 4 PÖNIs). Anbieter: „Koch Media“ |
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