FRITZI – EINE WENDEWUNDERGESCHICHTE

PÖNIs: (4,5/5)

„FRITZI – EINE WENDEWUNDERGESCHICHTE“ von Ralf Kukula und Matthias Bruhn (D/Luxemburg/Belgien/Tschechien 2017-2019; B: Beate Völcker, Péter Palátsik; nach dem Tatsachenroman „Fritzi war dabei. Eine Wendewundergeschichte“ von Hanna Schott/2009; Art Director: Alex Tiedtke; Charakter-Design: Carolin Schweizer; Set-Design: André Martini; M: André Dziezuk; 86 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.10.2019); d e r Zeitfilm zum Jubiläums-Datum: 30 Jahre Mauerfall. Als europäische Animationsfilm-Perle! Und tatsächlich: als überzeugender, großartig Trick-übersetzter politischer Unterhaltungs-Streifen. Mit SEHR viel Empathie und Spannung. Und für den Nachwuchs: als „spielerische“ deutsch-deutsche Geschichtsinformation. Bestens geeignet. Als unterhaltsame Mitteilung über das, was vor drei Jahrzehnten in unserem Land „passierte“. Es ist übrigens der erste Animationsfilm, der sich umfangreich mit den Gegebenheiten während der letzten Monate „DDR“ befasst.

Leipzig. Im Spätsommer 1989. Liebevoll kümmert sich die 12-jährige Fritzi um den kleinen Hund Sputnik. Es ist der Hund ihrer besten Freundin Sophie. Die ist mit ihrer Mutter neulich in den Urlaub nach Ungarn gefahren. Doch zum Schulanfang, am 1. September, bleiben Mutter und Tochter Sophie weg. Wie so viele andere Familien sind sie in den Westen geflohen. Fritzi ist verzweifelt. Weil ihre Freundin nicht mehr da ist und weil diese doch sicherlich ihren geliebten Vierbeiner gerne um sich hätte. Also beschließt sie, Sputnik zu ihr hinzubringen. In den Westen. Das große FRITZI-Abenteuer nimmt seinen Lauf.

Hier wird nicht gekitscht. Und schon gar nicht „schwer“ gekünstelt. Basierend auf dem, siehe Credits, bekannten Roman, der sich allein in Deutschland mehr als 2,5 Millionen Mal verkaufte, entstand ein auf Tatsachen beruhender, ebenso amüsanter wie hintergründiger und manchmal auch sehr witziger Spielfilm. In dem eine 12-jährige allmählich die gesellschaftlichen wie politischen Zusammenhänge mitbekommt, die schließlich dazu führen werden, dass es die DDR bald nicht mehr gibt. Dabei ist Fritzi keine besondere Heldin, sondern ein gutmütiges, naives, couragiertes Mädchen, das bislang – offensichtlich vom Elternhaus gut behütet – ein unbeschwertes Leben führte. Und nun in ihrer neuen Schulklasse, bei ihrer verbissenen Lehrerin und bei den meisten Mitschülern/Innen, mit simplen Fragen aneckt und dann sogar mit Sputnik in die Montagsdemonstrationen hinein-gerät. In die authentische Handlung werden dabei historische Foto-Aufnahmen und reale bewegte Bilder von einst in die Animationsmotive mit-eingefügt; bis schließlich hin zum legendären Genscher-Auftritt in der westdeutschen Prager Botschaft. Mit d e r Botschaft.

Detailgetreu, faktisch und mit viel tollem Gespür für Atmosphäre und authentische Stimmungen erzählt der bewegende, berührende wie eindringliche animierte Spielfilm von der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 aus dem Blickwinkel eines Kindes. Als spannende wie höchst unterhaltsame Wendegeschichte um Mut und eine tiefe Freundschaft. „In Zeiten, in denen Animationsfilme immer schneller, lauter und bunter werden, ist FRITZI ein – zugegebenermaßen – ambitioniertes Projekt. Wie ein gutes Märchen muss diese Geschichte weitererzählt werden, damit sie für folgende Generationen erhalten bleibt. Nur dieses Mal ist es kein Märchen – es ist wirklich passiert“ (Matthias Braun; Director’s Notes; im Presseheft).

Für mich ist „FRITZI – EINE WENDEWUNDERGESCHICHTE“ ein wunderbares, erstaunlich-gelungenes klein-großes Meisterwerk (= 4 1/2 PÖNIs).

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