FREUNDE FÜRS LEBEN

Der spanische „Oscar“ heißt „GOYA“. Gleich 5 der wichtigsten „Goyas“ bekam dieser Film im März 2016: als „Bester Film“; „Beste Regie“, „Bestes Original-Drehbuch“; „Bester Schauspieler“ (RICARDO DARIN) & „Bester Nebendarsteller“ (JAVIER CÁMARA). Jetzt ist er – nach einem vergleichsweise wenig beachteten Kino-Start bei uns im Februar für das hiesige heimische Kino herausgekommen und sollte unbedingt Mehr-Beachtung finden:

FREUNDE FÜRS LEBEN“ von Cesc Gay (Co-B + R; Spanien/Argentinien 2015; Co-B: Tomás Aragay; K: Andreu Rebens; M: Nicoa Cota, Toti Sler; 105 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 04.07.2016).

„Truman“ heißt der Film im Original, und hinter diesem Namen verbirgt sich eine Masse älterer Hund. Der beste Freund des in Madrid lebenden Schauspielers Julian (RICARDO DARIN).

In ihrer Kindheit und Jugend waren sie Dicke-Freunde: Julian und Tomás (JAVIER CÁMARA). Dann wurden sie erwachsen und verloren sie sich irgendwann aus den Augen. Jeder machte sein „Ding“: der ursprünglich aus Argentinien stammende Julian blieb in der spanischen Hauptstadt, ist heute geschieden, schlägt sich am Theater durch und lebt allein mit seinem geliebten vierpfotigen Vertrauten Truman. Tomás lebt in Kanada, wo er eine Familie gegründet und als Informatik-Professor erfolgreich Karriere gemacht hat. Als er hört, dass es seinem Freund schlecht geht, beschließt er, ihn in Madrid spontan zu besuchen. Für ein langes Wochenende und voraussichtlich zum letzten Mal. Denn Julian ist unheilbar an Krebs erkrankt und beschließt, „offensiv“ mit der Diagnose umzugehen. Lehnt eine weitere Chemo-Behandlung ab.

Die beiden Freunde, so gegensätzlich sie auch sein mögen, treffen und verstehen sich als ob sie sich erst kürzlich voneinander verabschiedet haben. Man frotzelt, stichelt freundschaftlich, lässt sich durch das atmosphärische Scene-Viertel „Las Salesas“ treiben, durch die Cafés und Restaurants, wo sie einst viel gemeinsam herummachten. Haben zufällige wie beiläufige Begegnungen: erst beim Bestattungsunternehmer, um „die Fakten“ zu klären, dann mit Bekannten und Vertrauten, darunter dem behandelnden Arzt von Julian, seinen Bühnen-Kollegen, seiner attraktiven Schwester Paula (DOLORES FONZI), für die Tomás immer schon eine Schwäche hatte, und seiner Ex-Ehefrau, bei denen einige bisher „unausgesprochene“ Begebenheiten sich offenbaren und klären. Eine physische wie seelische Abschiedstour, auch für den treuen Truman. Für den sucht Herrchen eine adäquate Adoptiv-Familie. Für Julien eine Herzensangelegenheit und deshalb von vorrangiger Bedeutung.

Der Tierarzt wird befragt, ob Hunde ebenso „Verlust“ empfinden, erleben, wie der Mensch. Schließlich die „sich ergebende“ Tagesflugtour nach Amsterdam, um die Funkstille zwischen Julian und seinem dort studierenden Sohn zu entknoten. Für Momente wird „Truman“ zu einem leisen emotionalen Thriller. Mit der Bestätigung, diese emotionale Balance zwischen Trauer & Humor, zwischen Lebensfreude & Sterben verbindet sich beeindruckend warmherzig.

Der Tod als Sinn-Ziel des Lebens. Zwei Freunde auf ihrer letzten gemeinsamen Reise. Kein wehmütiger Schmalz, keine Mitleids-Arien, sondern ein Reigen völlig unsentimentaler, tragikomischer Erlebnis-Motive. Als bereichernde, unterhaltsame Hymne auf wahre Freundschaft. Nicht großspurig, sondern lakonisch-ernsthaft und mit vielen Nicht-Worten wie nebenbei erzählt. In ihrem körpersprachlichen Ausdruck brillieren die beiden Hauptdarsteller ungemein-berührend wie großartig-eindringlich. Mit einer ehrlichen, nachhaltigen Empfindsamkeitsübertragung, die faszinierend unter die Haut geht: Der Argentinier RICARDO DARIN (bekannt als Sprengmeister Simon Fisher aus der vierten Episode – „Bombita“ – des argentinischen Meisterwerks „Wild Tales – Jeder dreht mal durch“/s. Kino-KRITIK) und der Spanier JAVIER CÁMARA (bekannt aus Filmen von Pedro Almodóvar wie „Sprich mit ihr“ oder „Fliegende Liebende“) sind DIE aktuellen Kerle-Stars des spanischsprechenden Kinos. Ziehen hier mit ihrer Interpretation von existenzieller Freundschafts-Tiefe in den Bann, vermeiden dabei jedwede stereotypen Manierismen. „Kriegen“ das stille Menschelnde so wunderschön „hin“.

„Freunde fürs Leben“ ist vortreffliche Poesie für das Herz! Ein Gefühls-Punch mit sehr viel Sinn-Spaß (= 4 PÖNIs).

Anbieter: „Ascot Elite Home Entertainment“

 

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