Freeheld Kritik

FREEHELD: JEDE LIEBE IST GLEICH“ von Peter Sollett (USA 2014; B: Ron Nyswaner; basierend auf dem US-Dokumentarfilm „Freeheld“ von Cynthia Wade/2007; Co- Produzentin: Cynthia Wade; K: Maryse Alberti; M: Hans Zimmer; 114 Minuten; Start D: 07.04.2016); am gedanklichen Anfang steht dieser großartige 40minütige Dokumentarfilm von Cynthia Wade aus dem Jahr 2007, der sich mit der Diskriminierung homosexueller Partnerschaften befasst und 2008 mit dem „Oscar“ als „Bester Dokumentar-Kurzfilm“ ausgezeichnet wurde. Die damalige Co-Produzentin, Kamera-Frau und Regisseurin Cynthia Wade war auch an diesem Spielfilm-Projekt – als Co-Produzentin – mit-beteiligt. Das auf tatsächlichen Begebenheiten basiert. Laurel Hester (JULIANNE MOORE) ist eine gestandene Frau. Hat sich in New Jersey seit über 20 Jahren in ihrem Beruf als Polizistin bewährt. Bei Kerlen würde man sagen: wacker geschlagen. Hat allerdings dafür auch oft auf Privatleben verzichtet. Dies ändert sich, als sie die junge Mechanikerin Stacie (ELLEN PAGE) kennen- und lieben lernt. Die Beiden gehen eine offiziell eingetragene Partnerschaft ein. Und (ver-)schaffen sich eine bürgerliche Gemütlichkeit: mit Haus und Hund. In die brachial „Krebs“ einbricht. Laurel erkrankt. Im Endstadium. Und kämpft zuvorderst, dass Stacie ihre Pensionsansprüche übertragen werden und so nach ihrem Tod im Haus bleiben darf. Was die Oberen ablehnen. Ein kräftezehrender Prozess ist die Folge. Bei dem Laurel zunächst nur auf ihren Kollegen Dane (MICHAEL SHANNON) und den exzentrischen schwulen Aktivisten Steve Goldstein (STEVE CARELL) zählen kann.

Diese Geschichte ist passiert. Die regionale Liebe-Gott-Moral gegen eine „biblische Unmoral“. Der kleine Staat von New Jersey, vertreten durch seine Gemeindevertreter, die sogenannten „Freeholders“, die Bezirksbeamten, die Entscheider über Eigentums- und Finanzfragen, gegen zwei Lesben. Offiziell geht es um Staatsknete, die doch nur „begründet“ ausgegeben werden darf, inoffiziell natürlich um die Erhaltung von „öffentlicher Moral-Sauberkeit“.

JULIANNE MOORE (2015 „Oscar“ für „Still Alice“) adelt jeden Film, für den sie sich verpflichtet. Als gepeinigte Laurel trifft sie beeindruckende Charakter- und Seelentiefe. ELLEN PAGE („Juno“) dagegen zeigt sich in der Figur der Stacie eher nüchterner. Hat spürbare Mühe, neben „Laurel“-Julianne Moore natürlich zu bestehen. Die Chemie zwischen den beiden Hauptakteurinnen wirkt begrenzt. Sowie: Das Skript von Ron Nyswaner („Oscar“-Nominierung einst für „Philadelphia“) ist brüchig. Die Handlung wie die Inszenierung ist auf dünnem konventionellem Intellekt gestrickt: Glatt, ohne Raffinesse, mehr einer überschaubaren, also vorhersehbaren TV-Dramaturgie erzählerisch folgend als sich tatsächlich um Personen und belegbare Ereignisse spannender kümmernd. Während der wunderbare „Exot“ Steve Goldstein alias Steve Carell („Foxcatcher“) mit seiner Originalstimme sehr viel treffender bissig-„wummert“ als mit seiner glattgebügelten deutschen Voice.

Absicht wichtig, Ausführung in Na Ja-Nähe, Darsteller-Ensemble, mit der phantastischen Front-Lady Julianne Moore, ordentlich (= 3 PÖNIs).

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