DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION FAND NICHT STATT

DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION FAND NICHT STATT“ (auch unter dem Titel „Macht die Revolution ohne mich“) von Bud Yorkin (USA 1969; 90 Minuten; Start D: 14.08.1970; Videoveröffentlichung: 1980; DVD-Veröffentlichung: 31.12.2008)

Beinahe wäre alles ganz anders gekommen. Wie uns Erzähler Orson Welles unter dem Mantel größter Verschwiegenheit mitteilt, hätte es die Französische Revolution beinahe nicht gegeben. Denn 30 Jahre zuvor, also 19759, da werden in einer schäbigen Herberge irgendwo in der französischen Provinz sowohl einem Tagelöhner als auch dem korsischen Herzog de Sissi, einem für damalige Verhältnisse typisch überheblichen adligen Fatzke, jeweils Zwillinge geboren. Und weil dabei alles verständlicherweise recht hektisch zugeht, werden sogleich die falschen „Paare“ zusammengebettet.

30 Jahre später, also im berühmten Jahre 1789, sind aus den „falschen“ Brüdern gestandene Mannsbilder geworden. Nur dass sich der eine Adelsjüngling als draufgängerischer, ungestümer Besserwisser erweist, während der andere, seinem Stand genehm, eher zurückhaltend und beherrscht auftritt. Die beiden Gegenstücke dagegen, Claude und Charles, haben sich ihrer Klasse gemäß den Aufständischen angeschlossen, kämpfen bei ihnen in vorderster Front, aber vorsichtshalber ganz hinten. Von den adligen korsischen Zwillingen erwartet König Ludwig XVI. von Frankreich, dessen Geistesgaben in umgekehrten Verhältnis zu seinem Luxus stehen Schützenhilfe gegen eine Palastintrige, in die auch seine mannstolle Königin Marie Antoinette und einer ihrer Liebhaber, der eitle Herzog d‘ Escargot, verwickelt ist. Die Brüder werden also unter grober Verkleidung nach Paris zitiert. Sie ahnen, was jetzt passiert?! Natürlich. Man verwechselt einander. Die Korsen geraten zu den Revolutionären und überraschen die durch ihre Fechtkunst und Tapferkeit. Während die Bauernzwillinge sich plötzlich in Versailles befinden, wo jede Seite von ihnen Helden-, sprich Bluttaten erwartet. Denn im Schloss, das zeigt sich bei einem Bankett (wo der König in einem Gockel-Kostüm erscheint), möchte inzwischen jeder jeden abmurksen. Ganz fein natürlich. Und so geht es durch Verließe, wo immer noch der „Mann mit der eisernen Maske“ auf seine Erlösung wartet, durch höfische Hallen, Gänge und Zimmer, verkleidete Mönche sausen durch die Gegend, Marie Antoinette muss dauernd ihre Liebhaber wechseln, Soldaten fangen die Falschen oder gar keine…

Schließlich rennt der König den anstürmenden Revolutionären entgegen, mischt sich unter sie und erobert mit ihnen sein Schloss. Und als dann alles vorüber zu sein scheint, muss auch noch Orson Welles dran glauben, weil er uns dieses historische Geheimnis ausgeplaudert hat.

Der amerikanische Regisseur Bud Yorkin („Webster ist nicht zu fassen“, 1973) hat dies 1969 unter dem Originaltitel “ Two Times Two“ als variantenreichen Requisitenklamauk farbenprächtig inszeniert. Vor 10 Jahren lief sein Film hierzulande unter dem Titel „Die französische Revolution fand nicht statt“ und fand unverständlicherweise nur wenig Gegenlieb beim Publikum. Dabei ist sein Streifen gezeichnet durch amüsante Einfälle, die das Abenteuerkino mitunter prächtig auf die Schippe nehmen, makabren bis rustikalen Scherzen, bösen Nettigkeiten und nicht neuen, aber weitgehend gelungenen Kapriolen. Den prominenten Akteuren wie GENE WILDER und DONALD SUTHERLAND, vortrefflich eingestimmt durch Harald Juhnke und Wolfgang Spier, Hugh Griffith als uriger Königs-Trottel oder Billie Whitelaw und Victor Spinetti als das Intigrantenpaar ist der Spaß an diesem ausgelassenen Verwechslungstrubel anzumerken. Gene Wilder sagte dazu: „Diesen Film machte ich, weil ich normalerweise so wenig Bewegung habe“ (= 4 PÖNIs).

Anbieter: “ Warner Home Video“ (vergriffen)

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