DIE FIRMA

Will man über den Film „DIE FIRMA“ von Sydney Pollack (USA 1993; 154 Minuten; Start D: 14.10.1993) reden, muss man vorher etwas über den Roman-Autoren sagen. Er heißt JOHN GRISHAM und ist 58 Jahre alt. 1981 hat er sein Jura-Studium an der Staatlichen Universität von Mississippi abgeschlossen. Nahezu ein Jahrzehnt war er als Anwalt tätig, bevor er, “nur so zum Spaß“, mit dem Schreiben begann. Das Resultat: Seine bislang vier Romane haben sich über 25 Millionen mal weltweit verkauft und den Autoren zum heißesten Namen auf dem Buchmarkt gemacht. Vor “Die Firma“ entstand “Die Jury“, danach: “Die Akte“, und der jüngste Roman heißt “The Client/Der Klient“. Er ist bei uns noch nicht erschienen.

Nun also der erste Grisham-Film, “Die Firma“, adaptiert von einem der besten Hollywood-Regisseure, von Sydney Pollack. Der hat auch hierzulande durch seine Filme wie “Tootsie“, “Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß“ und natürlich “Jenseits von Afrika“, der 1986 mit 7 “Oscars“ ausgezeichnet wurde, eine große Fan-Gemeinde. Mit seiner Adaption von “Die Firma“ muss man allerdings zweigleisig umgehen. Kennt man den Roman vor dem Film, ist der eine noch größere Enttäuschung als wenn man sozusagen “jungfräulich“ zuschaut. Ich habe den Roman erst hinterher gelesen und kann mich zunächst also auf die ersten,
“unschuldigen“ Leinwandeindrücke mit dem Stoff befassen. An dem übrigens gleich 3 Drehbuch-Autoren herumgedoktert haben: Robert Towne, immerhin “Oscar“-Preisträger für das Skript zum Polanski-Thriller “Chinatown“, sowie David Rayfiel und David Rabe. Sie schrieben einen hausgemachten Spannungsfilm, bei dem die Hauptfigur mit vielen farblosen Bewegungen und einem wenig originellen Schluss herumwuseln muss.

Aber der Reihe nach: Der Bengel heißt Mitch McDeere. Er ist Harvard-Absolvent mit Auszeichnung und wird sogleich von einer kleinen, aber feinen und sehr teuren Anwalts-Kanzlei aus der südstaatlichen Provinz, aus Memphis, lukrativ angeworben. Mitch ist beeindruckt und zieht mit seiner Frau aufs Land. Dort erwartet ihn eine familiäre Atmosphäre. Jeder in der Firma kümmert sich freundlich um jeden, man gibt sich außerordentlich hilfsbereit. Mitch fühlt sich verpflichtet und macht sich vehement an die viele Arbeit. Als er dann aber zufällig auf die mysteriösen Todesfälle von vier früheren Kollegen stößt und das FBI plötzlich mit ihm Kontakt aufnimmt, ist er zunächst etwas irritiert und dann stark verunsichert Und dann kommt es heraus: Seine schöne, saubere, ach so feine Firma ist ein Hort der Mafia. Hier wird das schmutzige Geld des Syndikats ertragreich gewaschen. Der Trick dabei: Man ködert von Zeit zu Zeit junge, begabte, dynamische Anwälte, um sie dann voll und ganz einzuspannen und mitmischen zu lassen. So ist immer “frisches Blut“ daheim, und wenn sie dann nach einiger Zeit die Wahrheit erfahren, gibt es kein Entrinnen mehr. Mitch befindet sich in einer Zwickmühle und ist zudem mit seinem Bruder, der im Gefängnis sitzt, leicht erpressbar. Also denkt er sich einige Tricks aus und setzt alles auf eine Karte, die ihn aber nicht nur die Karriere, sondern auch das Leben kosten kann. Ein Stoff also, der alles für einen erfolgreichen, spannenden Film bietet: Der Gute, die Bösen, das unberechenbare FBI, der Solo-Auftritt des Helden, die Abrechnung. Was auf dem Papier funktioniert, klappt auf der Leinwand nur halbherzig. Der Grund: Hauptdarsteller: Tom Cruise.

Er ist der Schauspieler-Aufsteiger der 80er Hollywood-Jahre, hat sich in Filmen wie “Rain Man“, “Top Gun“ und “Die Farbe des Geldes“ einen guten Namen gemacht. Hier aber schafft er es nur selten, eine Figur zu spielen, die identifizierungsfähig ist. Sein Mitch ist und bleibt eher eine Plastik-Figur, die clean und clever, aber nicht gerade sonderlich aufregend agiert. Cruise ist so steril wie ein heißes Handtuch und so voller Naivität und reiner Moral wie ein Laien-Prediger. Zwar rappelt sich der glatte Streifen immer wieder zu kleinen, spannenden Exkursionen hoch, bleibt aber ständig auf der mittleren Kippe, weil eben die Hauptfigur, weil eben Tom Cruise überhaupt nicht “wirkt“, sondern fehlbesetzt scheint. Sydney Pollack, der große Schauspieler-Regisseur, kann sich hier nur auf die hochkarätigen Mitwirkenden “dahinter“ verlassen. Sie sind, wie Gene Hackman oder Holly Hunter, ja, “die“ aus dem “Piano“, aber ganz anders ‚ großartig…: als Stichwortgeber.

Der Film “Die Firma“: Ein Na-Ja-Erlebnis; das Buch “Die Firma“: Eine bessere Augenweide. Der Roman läuft dem Kino klar den Rang ab. Hollywood gegen John Grisham: Es steht 0:1 (= 2 ½ PÖNIs)!

 

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