„FIREBIRD TORNADO“ von H.B. Halicki (B, Prod., D, Stunts +R; USA 1982; 78 Minuten; Start D: 31.03.1983)
Also Leute, anschnallen! Dies, hier ist KINO, das euch den Kopf weghaut! Im Originaltitel heißt es sehr viel präziser „The Junkman“ (Der Schrotthändler), und Halicki dürfte nach Beendigung der Dreharbeiten eine ganze Menge für diesen Berufsstand getan haben. Wie übrigens schon mal. 1973 drehte er den 98minütigen Self-Made-Streifen “Gone in sixty seconds“ als Produzent, Autor, Regisseur, Hauptakteur und Stuntman und für den Schnitt Verantwortlicher. Hierzulande kam er unter dem („Constantin“ – Verleih)Titel “Die Blechpiraten“ ins Kino, was nicht einmal so unzutreffend war. Denn Blech hatte es Halicki schon damals magisch angetan, und zwar am liebsten dann, wenn es so richtig schön total zertrümmert wurde. Ein Autodieb narrte damals die Highway-Bullen und jagte sie kreuz und quer durch die breiten Straßen. Von einem „agilen Freibeuter der amerikanischen Vorstadttrassen“ sprach denn auch der ‘Film-Dienst‘-Kritiker, verwies aber schließlich auf die „anspruchslose Unterhaltung“ hier, die „wegen der eindeutigen Sympathie für die Gauner fragwürdig“ sei.
Noch intoleranter heute. Auf selbigen Schrottplatz wie „Die Blechpiraten“ gehöre dieser 78-Minuten-Schwachsinn, hieß es an gleicher Stelle im April dieses Jahres über dieses einzigartige moderne Grimms Märchen in der Schrott-Version.
„Firebird Tornado“, im Vorjahr wieder im Halicki-Alleingang erstellt, ist ein Q-Picture, das nun kein Pardon mehr kennt. Auf einer hanebüchenen
Story folgt das totale Chaos. Nur so viel: Da ist einer Schrotthändler und Hollywood-Stuntman, hat gerade wieder einen Film abgedreht, der bereits in drei Tagen Premiere haben soll. Und als sich dieser Typ auf eine wohlverdiente Freizeit freut, wird er mittenmal von der Luft aus und von
schweren Limousinen vor und hinter sich angegriffen. Man will ihm offenbar endgültig den Hals brechen, aber da ist man bei ihm gerade richtig. Jetzt kann er mal zeigen, was er drauf hat und das Gaspedal so richtig voll durchtreten.
Kino aus dem hohlen Bauch, Kino aus dem Spaß heraus, der totalen Lust daran, Kino aus der Freiheit heraus, das wirklich machen zu können, was man machen will. Nach langen Jahren der emotionalen Künstlichkeit mit fadem Blut-Horror kommt endlich mal wieder jenes tolle, kleine, unendlich schmutzige Dreck-Kino auf die Leinwand, das sich weder um eine gute Story noch um brave Darsteller noch um irgendwelchen Sinn schert. Das nur nach dem Lustprinzip verfährt und die wohl sensationellsten Auto-Stunts bietet, die je im Kino zu sehen waren Aufregend ist das, und wahnsinnig spannend, schön und sogleich verrückt machend. Es ist so, als wenn man plötzlich im Kino aus einem tiefen Schlaf geholt und wie irre aufgeschüttelt wird. Ich wünschte, man würde dieses billige Kino-Ding mal unseren Akademie-Filmschülern als Muster vorführen, damit sie sich endlich einmal ihren Depressions- und Literaturkram aus dem Kopf schlagen und Lust auf das totale Kino der Sinne, der ungestümen Emotionen und der zügellosen Bilder bekommen mögen. So ein Kino gibt es nämlich viel zu wenig, und bei uns schon überhaupt nicht. In 007-Protzereien rennen sie doch auch alle mittlerweile und warum auch nicht, nur ist ein Bond gegen dies hier das reinste Kaffeekränzchen.
Übrigens, für unsere christlich-moralischen Wanderprediger: “Firebird Tornado“ ist für jedermann erträglich; denn wie es sich für einen duften Billigfilm gehört, „erwischt“ es immer nur die Bösen, ansonsten kommt noch jeder aus seinem umgekippten und/oder zusammengeschrotteten Mobil stets heraus (= 4 ½ PÖNIs).
Und noch ein P.S: Lieber Heins Badewitz, Hof. Halicki ist unbedingt ein Filmemacher, um den du dich kümmern solltest. Damit er auch bei uns (für Publikum und Kritik) bekannt und „hoffähig“ wird.