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GABRIELLE VINCENT (1928 – 2000) gehört zu den bekanntesten und immer noch populärsten Bilderbuchkünstlerinnen im französischsprachigen Raum. Nach ihrem Studium an der „Akademie der Schönen Künste“ in Brüssel war sie als freischaffende Malerin, Illustratorin und Autorin tätig. Vor allem mit ihren fast zwei Dutzend Bilderbüchern über den Bären Ernest und die Maus Célestine ist sie berühmt und mehrfach ausgezeichnet worden. Diese wurden auch in viele Sprachen übersetzt. Hierzulande erschien diese von ihr geschriebene und illustrierte Kinderbuchreihe unter dem Titel „Mimi und Brumm“. Jetzt hat ein Film über diese beiden tierischen Helden bei uns Premiere gleich im Heimkino. Dabei handelt es sich um einen ebenso ungewöhnlichen wie zauberhaften Animationsfilm! Der in diesem Februar mit dem französischen „Oscar“, dem „Cesar“, als „Bester Animationsfilm“ prämiert wurde und auf vielen Internationalen Filmfestivals wie Cannes, Hongkong, Zagreb oder Toronto erfolgreich lief. Das „Kinderfilmfest München“ stattete ihn in diesem Jahr mit dem Publikumspreis aus. Und: Er wurde jetzt auch als Frankreichs Vertreter für die nächsten „Oscar“-Verleihung in Sachen Animation nominiert. Hierzulande erhielt er das Prädikat „Besonders Wertvoll“. Dass er unsere Kinos aber erst gar nicht erreichte, ist skandalös, denn zweifellos zählt er zu den hervorragendsten und schönsten Animationsfilmen in diesem Jahr: „ERNEST & CÉLESTINE“ von Stéphane Aubier, Vincent Patar und Benjamin Renner (Fr/Belgien 2011; B: Daniel Pennac, nach den Romanen von Gabrielle Vincent; M: Vincent Courtois; 77 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 03.12.2013). Wir befinden uns in zwei Welten. OBEN sowie UNTEN. Oberhalb leben Bären. Wie Ernest. Der hält gerade in seiner Hütte Winterschlaf. Apropos: Dort, in seiner abgelegenen Hütte, sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa. Massigweise schmutziges Geschirr. Abwaschbereit. Drumherum erblicken wir Instrumente wie Klavier, Trompete, Geige. Und erfahren (später), dass, wäre es nach seinen Eltern gegangen, hätte Ernest Richter am Gerichtshof werden sollen. Doch ihn zog es lieber in die Welt des Entertainments. Und so wurde aus Ernest ein großer, dicker Clown und Musikant. Beziehungsweise umgekehrt. Der seinen umfangreichen Appetit nicht immer ausreichend zu stillen vermag. Stichwort: Hunger. Und hier kommt Célestine ins urige Spiel. Célestine, die unten lebt. Célestine, die kleine Waisenmäusin. Die im Waisenhaus lebt, wo die Aufseherin jeden Abend vor Bären gruselig warnt. Die seien gefährlich, weil sehr gefräßig. Und besonders kleine Mäuse „im Visier“ haben. Sollen. Was die pfiffige Célestine gar nicht glauben mag. So eine Welt von Böse (= dort) und Gut (= hier) will sie nicht akzeptieren. Damit gilt Célestine als Außenseiterin. Auch, weil sie es nicht vermag, die tägliche Ration Kinderzähne zu sammeln, die in der Maus-Welt unbedingt benötigt werden. Denn hier legt man stets Wert auf ein gesundes Mundwerk. Im Übrigen: Célestine ist auch schon „verplant“ und soll – natürlich – Zahnärztin werden. Demnächst. Doch das ist ihr viel zu langweilig. Als sie sich zufällig treffen, Ernest & Célestine, stoßen zwei typische gesellschaftliche Außenseiter aufeinander. Und raufen sich „speziell“ zusammen: SIE besorgt ihm ausreichend „süße Nahrung“, ER klaut für sie reichlich ausgefallene Bärenzähne. Was natürlich „dem System“ gar nicht gefällt. Erst einmal, dass sich Bär & Maus zusammentun, was ja streng und strikt verboten ist, und dann halten DIE auch noch zusammen. Geht ja gar nicht, heißt es „amtlich“. Was die Beiden aber wenig stört. Na gut, ein wenig doch, weil sie sich nun mehr „bewegen“ und buchstäblich verteidigen müssen. Was ihre Freundschaft aber nur noch mehr stärkt. „ERNEST & CÉLESTINE“ ist ein phantastischer Gegenentwurf zu all den hysterisch-bunten, künstlich-aufgeregten, knalligen Hollywood-Animationsfilmen. Die zwar ungemein temperamentvoll daherkommen, denen aber oftmals das Wichtigste fehlt: Eine SEELE. Dieser Animationsstreich streichelt permanent das gute Bauchgefühl. Weil: Hier wurde in der Herstellung ganz anders herangegangen. Wie im Bonusmaterial ausführlich von den Machern erläutert wird: „Eine Übertragung von handgezeichneten Illustrationen hin zu einem Animationsfilm“ fand statt. Bevor der Streifen in den Computer zur Fertigstellung gegeben und dort end-gewerkelt wurde. Chef-Layouter Patrick Imbert ergänzt: „Die mit Bleistift gezeichneten Kulissen wurden mit FEDER und NUSSBEIZE nachgezogen“. Die Bilder besitzen dadurch eine ganz eigenwillige, charme-prächtige Herzenswärme wie es für heutige Animationsfilme ungewöhnlich ist. In der guten Tat: „ERNEST & CÉLESTINE“ ist ein Meisterstück an Spaß, Emotionen und Sinn: Vourteile = Scheiße. Ein Freund ist ein Freund ist ein Freund. Egal wie groß, klein, dick, dünn, Hautfarbe, Aussehen und überhaupt: FREUNDSCHAFT IST TOLL. Dieser Film ist bestes, weil liebevoll-gescheites, gagreich-pointiertes, also wunderbar unterhaltsames Familienprogramm. Geeignet für kleine wie große Kinderaugen. Eine ganz, GANZ dicke (Advents-/Weihnachtsfilm-)HEIMKINO-Empfehlung gilt. !!!!! Anbieter: „Ascot Elite Home Entertainment“ |
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