PÖNIs: (5/5)
KINO-GROSSEREIGNIS. Titel = „EMILIA PÉREZ“ von JACQES AUDIARD (Co-B + Produktion + R; Fr 2023; Co-B: Thomas Bidegain; frei nach dem Roman „Écoute“ von Boris Razon/2019; K: Paul Guilhaume; M: Camille, Clément Ducol; 130 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.11.2024). Mit IHM verbinden sich „ununterbrochen“ sehenswerte, wertvolle, unterhaltsame, bedeutsame, „kulturelle“ Kinofilme. Wie zum Beispiel „Ein Prophet“ (s. Kino-KRITIK /2010 /4 PÖNIs /9 „Cesars“); „The Sisters Brothers“ (s. Kino-KRITIK /2019; 4 1/2 PÖNIs); „Wo in Paris die Sonne aufgeht“ (s. Kino-KRITIK /2022/4 PÖNIs). „EMILIA PÉREZ“ ist ein Spielfilm von JACQUES AUDIARD, den es „SO“ noch nie gegeben hat. Handelt/erzählt von einem „schlimmen“ mexikanischen Drogenbaron (KARLA SOFIA GASCÓN), der seine Vergangenheit hinter sich lassen und ein neues Leben als Frau beginnen möchte. Die Titelrolle übernahm die spanische transgeschlechtliche Schauspielerin Karla Sofia Gascón. Zum weiteren Schauspielensemble gehörten ZOE SALDANA, SELENA GOMEZ; ADRIANA PAZ und ÉDGAR RAMIREZ. Die französische Studioproduktion mit überwiegend spanischen (und synchronisierten) Dialogen, wurde im Mai beim 77. Filmfestival von Cannes uraufgeführt und mehrfach preisgekrönt. Auch wurde „Emilia Pérez“ als französischer Kandidat für den Auslands-„Oscar“ 2025 bestimmt.
Einen außergewöhnlichen Erfolg konnte Karla Sofia Gascón verbuchen. Erstmals konnte sie als erste offene Trans-Schauspielerin bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes einen der Hauptpreise erringen, den als „Beste Darstellerin“, der ihr gemeinsam mit Selena Gomez, Adriana Paz und Zoe Saldana für „Emilia Pérez“ zuerkannt wurde. Zugleich wurde ihr eine Nominierung für den „Europäischen Filmpreis“ als „Beste Darstellerin“ zuteil.
Es ist beinahe unfassbar, was hier das Team um JACQES AUDIARD tatsächlich und überzeugend gelungen ist. Eine Geschichte als Mix aufzubereiten, die bislang „SO“ überzeugend noch nie in einem Lichtspielhaus „beobachtet“ werden konnte. Nämlich sowohl als Gangsterstory wie auch als Transgender-Drama, als Telenovela und – ! – als „ernsthaftes“ Musical. Bei der Erstaufführung in Cannes flippte jedenfalls das Saalpublikum aus. Jetzt gilt es, DAS „komplett“ zu verstehen, zu begreifen, zu fühlen. Seit die hiesigen Pressevorführungen durchwaren.
Um was es eigentlich geht. Die Anwältin Rita (Zoe Saldana) ist ein kleines Licht in einer großen Firma: überqualifiziert, aber unterrepräsentiert. Ihrer Intelligenz und strafrechtlichen Pfiffigkeit verdanken Drogendealer, Mörder und Kartellbosse die Freiheit. Im Blitzlichtgewitter sonnt sich hinterher ihr stets der korrumpierbare Chef. Eines Tages bietet sich ihr ein Ausweg, sozusagen „eine Möglichkeit“: Kartellboss Manitas de Monte (Karla Sofia Gascón) will mit ihrer Hilfe aus der Mafia-Welt aussteigen. Rita soll den Schlussstrich unter sein zweifelhaftes Lebenswerk ziehen, soll ein neues Leben für seine Gattin Jessi (Selena Gomez) und die beiden Kinder organisieren und einen Plan umsetzen, den er seit Jahren im Verborgenen vorbereitet hat: um sich voll und ganz in die Frau zu verwandeln, die er tief im Inneren schon immer war: EMILIA PÉREZ. Doch Manitas‘ Vergangenheit ist eine Geschichte, die nur ihre eigenen Regeln gehorcht, die wiederkehrt und sich mit aller Gewalt rächen wird.
Und was es ist. Nämlich als eine einzigartige Kino-Offenbarung präsentiert sich dieses epochale Meisterstück. Mit grandioser Starbesetzung. Der mehrfach preisgekrönte Autoren-Regisseur Jacques Audiard taucht sich mit dieser formal revolutionären Geschichte über die absolute Freiheit der Selbsterfindung endgültig in der kinematographische Welt fest. Als betörendes Ereignis. Mit einer grandiosen Show voller Vitalität und Energie, die alle Sinne fesselt, diese in ihren Bann zieht und die Macht und Popularität des Kinos so leidenschaftlich zelebriert. Wie wohl noch nie. Zuvor.
Und: Für die wuchtige, temperamentvolle, atmosphärische, emanzipatorische, aufwühlend-kommunizierende MUSIK arbeitete Komponistin Camille mit ihrem Lebensgefährten, dem Musiker und Arrangeur Clément Ducol, zusammen. Die Songtexte schrieb sie selbst mit Hilfe eines mexikanischen Übersetzers und führte sie für das Musikdemo auch auf.
Was für ein Mut. Was für eine Wut. Was für eine packende Bewegungsorgie. Was für eine begeisternde Stimmung. Was für eine Lichtspieloffenbarung. Tausende Emotionen toben sich hier „freihändig“ auf. Und aus. Hart wie einfach. Dieser Film füllt das Kino-Leben immens. Wunderbar trifft zu. Ereignisreich erst recht (= 5 PÖNIs).