(Disneys) Eine Weihnachtsgeschichte Kritik

(Disneys) EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE“ von Robert Zemeckis (B, Co-Prod.+R; USA 2008/2009; 96 Minuten; Start D: 05.11.2009); der heute 57jährige Drehbuch-Autor, Produzent und Regisseur ist ein langjähriger Weggefährte von Steven Spielberg. Hat in den 80er Jahren die erfolgreiche „Zurück in die Zukunft“-Trilogie sowie den bahnbrechenden Real-Animationsfilm „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ gedreht. Für seinen immens erfolgreichen Film „Forrest Gump“ erhielt Zemeckis 1994 den „Oscar“ für den „Besten Film“ und als „Bester Regisseur“. 2004 schuf er mit „Der Polarexpress“ das erste „Performance Capturing“-Movie. Bei dieser „Darstellungsaufzeichnung“ wurden Schauspieler real mit Sensoren am Körper gefilmt und ihre Darstellung (Mimik/Gestik) dann anschließend in Computer zur „Animation“, zur digitalen Filmbearbeitung weitergeleitet. Die Folge(n): „Drumherum“ ist ALLES an PHANTASIE möglich, machbar.

Das Einfangen der Bewegungen und der Darstellungskunst nennt sich inzwischen „Motion Capturing“ (abgekürzt: MoCap) und ist technisch verfeinert worden: Dabei werden Schauspieler in verkabelte Anzüge gesteckt, die jede Bewegung registrieren und die Gesichter ständig mit aufwändiger Technik digital abtastet. Wenn der Akteur dann eine Szene spielt, werden die Bewegungsdaten und alles Wissenswerte über Gesichtsmimik und Augenbewegungen in Hochleistungsrechner übertragen. Auf dieser Basis beginnt die Übertragung der Performance in den Trickfilm. War es eingangs Superstar Tom Hanks, der sich für „Der Polarexpress“ „zur Verfügung stellte“, so ist es diesmal Hollywoods Clowndolli JIM CARREY. Der 47jährige Komiker und Charakterdarsteller, dessen großes Vorbild JERRY LEWIS ist, hat sich mit Filmen wie „Dumm und Dümmer“; „Die Maske“; „Batman Forever“ (als Schurke Riddler); „Der Dummschwätzer“; „Die Truman Show“ („Golden Globe“); „Der Mondmann“ („Golden Globe“); „Der Grinch“ und zuletzt „Der Ja-Sager“ in die erste Darstellerriege Hollywoods platziert.

Hier nun verleiht er Profil und Bewegung einem Urgestein der britischen Literatur, dem Fiesling und Geizkragen EBENEZER SCROOGE aus dem berühmten Charles-Dickens-Roman „A Christmas Carol“, verfaßt 1843. Bereits mehrmals filmisch adaptiert, ob mit Bill Murray in „Die Geister, die ich rief“ (1988) oder von den Muppets mit Michael Caine als „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ (1992), ist sie doch gerade heute SEHR aktuell: Ein ebenso herzloser wie dauer-gieriger „Finanzhai“ wird an Weihnachten von Geistern der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft mit seinem bösen Wesen konfrontiert und mutiert zum Gut-Menschen. Der Film bietet also inhaltlich Altbekanntes, ist aber optisch, visuell furios. Grandios. Nutzt – auch in digitaler 3 D-Version – die neuen technischen Möglichkeiten und spult ein Feuerwerk an brillanten Tricks und Effekten ab. Unter der Leitung von Szenenbildner und „Oscar“-Preisträger DOUG CHIANG („Der Tod steht ihr gut“) entstanden – nach originalen viktorianischen Vorlagen und Kostümen – exzellente Bilder, die außerordentlich atmosphärisch in das weihnachtliche Dickens-London des 19. Jahrhunderts eintauchen. Dabei erstaunt, wie Disney hier keine thematische wie bildliche „Süße“ mehr entwickelt bzw. zuläßt, sondern die ziemlich düstere Roman-Stimmungslage adäquat übernimmt. Und mit Albernheiten wie Gags mehr als „züchtig“ umgeht.

Stattdessen konzentriert man sich auf das furchtsame Thema: Wie „Reich“ mit „Arm“ umspringt; „Unternehmer“ mit „Angestellten“; der Besitz und die diktatorische Macht von Einzelnen gegenüber der Masse; die Ausbeutung der Menschen durch den Menschen. „Eine Weihnachtsgeschichte“ ist ein Erwachsenenfilm für Kinder (ab 10), mit achterbahnfahrt-ähnlichen Tempo-Motiven, die Augen und Sinne beeindruckend füllend, spektakulär in den kinematographischen Neuerungen/Erweiterungen, in der circensischen Bewegungswucht und Farbenprächtigkeit. Eine erstaunliche, hochinteressante, doppelbödige Show. Mit Jim Carrey in gleich 7facher „Ausfertigung“, sowohl als garstiger Titelheld wie auch als Ebenezer Scrooge in seinen verschiedenen Altersstufen wie auch als die 3 Geister der Weihnacht. Partnerschaftlich unterstützt von dem gleich „dreifachen“ GARY OLDMAN (der Harry-Potter-Pate Sirius Black) sowie von Bob Hoskins (der Detektiv aus „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“), Colin Firth („Tatsächlich…Liebe“) sowie Robin Wright Penn (die Jenny aus „Forrest Gump“). „Disneys EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE“ überrascht als phänomenales, neuartiges Familienprogramm im Fantasy-Kino. Denn: So optisch lustvoll ausufernd wie „realistisch“-direkt begeisterte ein Disney-Märchen noch nie (= 4 PÖNIs).

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