„EIN VERBORGENES LEBEN“ von Jim Sheridan (Co-B + R; Irland 2015; Co-B: Johnny Ferguson; nach dem Roman „The Secret Scripture“ von Sebastian Barry/2008; K: Mikhail Krichman; M: Brian Byrne; 108 Minuten; deutsche Heimkino-VÖ: 25.5.2018); ER ist 6 x für den „Oscar“ nominiert worden und hat mit dafür gesorgt, dass so großartige Filme wie „Im Namen des Vaters“ (1993) oder „Mein linker Fuß“ (1989) entstehen konnten: der irische Produzent, Drehbuch-Autor und Regisseur JIM SHERIDAN, geboren am 6. Februar 1949 in Dublin, der auf der Berlinale von 1994 den „Goldenen Bären“ gewann mit seinem Drama „Im Namen des Vaters“. 2015 machte er sich daran, den Roman des irischen (Bühnen-)Autors Sebastian Barry zu adaptieren. Dieser Roman, der nach eigener Aussage des Schriftstellers auf Ereignissen aus seiner Familie basiert, bekam nach seiner Veröffentlichung im Jahr 2008 zahlreiche Auszeichnungen, darunter den renommierten und ältesten Preis, der im Vereinigten Königreich vergeben wird, den „James Tait Black Memorial Prize“.
Irisches Thema: Die Empörung über unzumutbare religiöse wie politische wie (un-)menschliche Zustände.
Rose McNulty (VANESSA REDGRAVE) befindet sich seit über einem halben Jahrhundert in der regionalen Nervenklinik von Sligo, der Hauptstadt der irischen Grafschaft County Sligo. Warum sie einst eingewiesen und nie freigelassen wurde, ist nur noch wenigen bekannt. In den Unterlagen heißt es, dass sie 1942 beschuldigt wurde, ihr Baby ermordet zu haben und deshalb hier eingeliefert und „behandelt“ wurde. Der renommierte Psychiater Dr. Stephen Grene (ERIC BANA), der aus der Gegend stammt und gerade dabei ist, das Haus seiner Eltern zu verkaufen, wird von der Chefetage der örtlichen katholischen Kirche beauftragt, herauszubekommen, ob Rose heute, zum Jahrtausendwechsel, endlich entlassen werden kann oder ob sie mit-umziehen muss. Denn das Gebäude wird bald stillgelegt, soll abgerissen werden und einem Hotel-Neubau weichen. Für den Chefarzt der Klinik ist klar, dass Rose eine „verrückte Mörderin“ ist und weiterhin auch „als solche“ behandelt werden muss. Dr. Grene dagegen entdeckt „andere Spuren“, nicht zuletzt als er vom Inhalt eines Tagebuchs von Rose erfährt, in dem diese die Ereignisse in ihrer Jugend schildert, die ihre Geschichte mehr und mehr in ein ganz anderes Licht rücken. Dabei geht es um die höchst zweifelhaften Umstände, unter denen Rose damals „weggesperrt“ wurde. Wobei Dr. Grene auf Gemeinsamkeiten mit seiner eigenen Herkunft beziehungsweise Identität stößt, denn Rose und auch er sind auf ähnliche Weise offenbar Opfer der religiösen und politischen Geschehnisse und traditionellen Umwälzungen im streng katholischen Irland während damaligen Zeiten.
Eine schöne Frau. Rose in der Jugend (ROONEY MARA). Die als Protestantin ebenso angefeindet wird wie als vermeintliches „Briten-Liebchen“. Denn die Stimmung in der spießigen, Vorurteils-sättigen Gemeinde von Sligo ist gereizt. Dabei legt Rose keinen Wert auf „Popularität“, sondern will ihr Leben einfach wie still-normal leben. Sie ist bemüht, die „eifrige“ Aufmerksamkeit des örtlichen katholischen Priesters, Pater Gaunt (THEO JAMES), zu vermeiden, doch „Umstände“ sprechen gegen sie. Ihre kurze Liebe zu einem britischen Soldaten bedeutet für einige Momente heimliches, individuelles Glück. Als sie schwanger wird, gilt Rose im Ort als verdammungswürdig. „Entsprechend“ wird sie fortan behandelt.
Ein spannender Roman, ein schmucker schicksalhafter Streifen. Der mit großartigen Schauspielerinnen beseelt ist – der Grand Dame VANESSA REDGRAVE („Oscar“ 1978/“Julia“) sowie der zweifach „Oscar“-nominierten ROONEY MARA („Verblendung“/“Carol“) -, die für sehr viel Empathie und Reiz sorgen. Während in der letzten halben Stunde die „Aufschlüsselung“ zu einer Herz-dramatischen Verblüffung und immenser emotionaler Anteilnahme führt. „Ein verborgenes Leben“ ist das filmische Eintauchen in ein aufwühlendes menschliches Schicksal; in die jahrzehntelange System-immanente „Hexenverfolgung“ eines gebeutelten Menschen, der endlich „an den Zuständen“ zerbrechen soll, aber einfach nicht aufgibt, aufgeben will. Unschuld zu beteuern und stur- beharrlich endlich auf eine Klärung/Lösung setzt. Der Film erzählt dies konventionell, „liest“ sich dabei gut, unterhält tiefgründig-emotional, läuft sehenswert durch. Dank zweier überragender Akteurinnen.
„EIN VERBORGENES LEBEN“ ist eine exquisite wütend-dramatische Literatur-Verfilmung (= 3 1/2 PÖNIs).
Anbieter: „Universum Film“.