PÖNIs: (4,5/5)
Hauptdarsteller-Wechsel: ER war oft der Kotzbrocken in den Filmen. Wie damals auch, 1983, als er im ersten Sylvester Stallone-„Rambo“-Streich als Sheriff Will Teasle einen garstigen Gesetzeshüter packend mimte: BRIAN DENNEHY (9.7.1938 – 15.4.2020). Ausgerechnet bei seinem letzten Auftritt – hier – vermag er von einer „anderen“ amerikanischen Freundschaft zu erzählen beziehungsweise davon: wie GERADE Elemente kultureller Unterschiede das Zusammenleben zu bereichern verstehen. „Dies erinnere daran, dass jeden Tag in den USA interkulturelle Freundschaften entstehen und nicht nur in Filmen vorkommen“, notiert Justin Chang von der „Los Angeles Times“. Während Stephen Farber von „The Hollywood Reporter“ urteilt: „Ohne als nerviger, sozialer Kommentar zu erscheinen, spielt der Film auf eine Reihe relevanter zeitgenössischer Themen an, so die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen viele Menschen in den USA konfrontiert sind, sowie die Einsamkeit und die Herausforderungen des Alterns“.
Zusammen mit ihrem achtjährigen Sohn Cody (bewegend: LUCAS JAYE) reist Kathy (HONG CHAU) zum Haus ihrer verstorbenen Schwester April, um den Nachlass zu regeln. Doch mit dem, was sie dort erwartet, hatte die alleinerziehende Mutter nicht gerechnet: Das Haus ist unbewohnbar, hat weder Strom noch Internet, muss vor dem geplanten Verkauf komplett entrümpelt werden. Während Kathy missmutig die Ärmel hochkrempelt und beim Entrümpeln immer mehr erkennt, wie wenig sie eigentlich über ihre ältere Schwester wusste, versucht der schüchterne Cody in der fremden kleinen Stadt die Zeit totzuschlagen. Als er den zunächst abweisenden Nachbarn Del (BRIAN DENNEHY), einen 83-jährigen Witwer und Kriegsveteranen, näher kennenlernt, nimmt der Sommer für Mutter und Sohn einen unerwarteten Verlauf voller überraschender Wendungen, ungewöhnlicher Freundschaften und einem neuen, positiven Blick auf die Zukunft.
Mit „DRIVEWAYS“ stellt der koreanisch-amerikanische Independent-Filmemacher ANDREW AHN eine ruhige, empathische, unaufgeregte und erstaunlich originelle Familiengeschichte vor. In einprägsamen Bildern zeichnet er zum einen das Porträt einer tapfer mit den Problemen des Alltags ringenden Mutter und erzählt ganz unsentimental von der Annäherung zwischen einem sensiblen Jungen und einem grummeligen Senior, der noch einmal den Spaß am Leben entdeckt. Schauspieler-Legende BRIAN DENNEHY verabschiedet sich hier mit wunderbarer Lakonie vom berührenden Kino.
„DRIVEWAYS“ lief erfolgreich bei vielen internationalen Festivals, u.a. auch im Berlinale-Programm 2019, und überzeugte mit nahegehenden, lebensnahen Menschen. Bedauerlich, dass auf Grund der zeitgenössischen Unruhen der Film keine Chance hatte, in unseren Kinos zu leuchten; um so mehr gilt jetzt die Kitsch-lose HERZliche filmhäusliche LOHNT-SICH-SEHR-HEIMKINO-Empfehlung (= 4 1/2 PÖNIs).