DOWNTON ABBEY

PÖNIs: (4/5)

„DOWNTON ABBEY“ von Michael Engler (GB 2018; B: Julian Fellowes; basierend auf seiner gleichn. TV-Serie/2010-2015; K: Ben Smithard; M: John Lunn; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.09.2019); für die Nicht-Eingeweihten – „DOWNTON ABBEY“ ist im Ursprung eine britische Fernsehserie. Die Folgen spielen in der Grafschaft Yorkshire, auf dem Familiensitz von Graf und Gräfin Grantham, Downton Abbey. Die Reihe erzählt vom Schicksal dieser Adelsfamilie und ihrem Personal zu Anfang des 20. Jahrhunderts und ist begleitet von zeitgenössischen Ereignissen und gesellschaftlichen Umbrüchen (wie etwa dem Untergang der Titanic; der Einführung des Frauenwahlrechts; der spanischen Grippe oder dem irischen Unabhängigkeitskrieg). 6 Staffeln mit 52 Episoden umfasste die Serie, die von 2010 bis 2015 im britischen Fernsehen und ab 2011 hierzulande ausgestrahlt wurde. Ab 19. Oktober 2019 gibt es die vollständige TV-Kollektion von „Downton Abbey“, mit sämtlichen Weihnachtsspecials und umfangreichem Bonusmaterial, im hiesigen Heimkinomarkt zu erwerben.

Wie schon bei der britischen Erfolgsserie „Upstairs, Downstairs“, „Das Haus am Eaton Place“, in den Siebziger Jahren legte man auch bei der Produktion von „Downton Abbey“ besonderen Wert auf Detailgenauigkeit. 2011 erhielt die Serie einen Eintrag ins „Guinness-Buch der Rekorde“ als „von Kritikern am besten bewertete Fernsehserie des Jahres“. Schließlich: Mit 3 „Golden Globes“ und 15 „Emmys“ (die US-TV-„Oscars“) wurde „Downton Abbey“ insgesamt ausgezeichnet.

Serien-Schöpfer JULIAN FELLOWES, Schauspieler, Drehbuch- und Roman-Autor („Snobs“/2006), „Oscar“-Preisträger für das „Beste Originaldrehbuch“ für den Film „Gosford Park“ von Robert Altman/2002 und seit Januar 2011 für die Konservativen Mitglied im britischen Oberhaus, schrieb auch für den Kinofilm das Drehbuch, während als Spielleiter der US-amerikanische Theater- und TV-Serien-Regisseur MICHAEL ENGLER verpflichtet wurde, der einst das Finale der Mutterserie inszenierte und davor auch Episoden für TV-Serien-Hits wie „Six Feet Under“ und „Sex and the City“ verantwortete.

Anno 1927. Als wenn es nicht schon genug „Aufregungen“ im Gebäude der Adligen und ihrer Untergebenen, genannt: Dienerschaft, gäbe, nun kommen weitere – und was für welche – hinzu. Der König und die Königin beabsichtigen, demnächst hier vorbeizuschauen. George V. und Gattin Mary, die Großeltern von Queen Elizabeth II.,  sorgen dafür, dass auf Downton Abbey noch intensiver geputzt und herumgewuselt wird. Und dann all diese anderen Fragen – „Oben“, hochherrschaftlich, nach der richtigen Kleidung zum Beispiel, „Unten“, bei den Bediensteten, nach der besten Nahrung. Alle wollen das Beste für Ihre Majestäten geben. Doch dann stellt sich heraus, dass das royale Paar seine eigenen Claqueure mitbringt. So dass das Hauspersonal stinkesauer ist. Wird. Und auf wunderbar „dumme Gedanken“ kommt. Die dann auch prompt umgesetzt werden. Das dekadente Spiel kann beginnen.

Es dauert. Anfangs findet eine Art Verzettelung statt. Bis man alle Beteiligten eingeordnet „und übernommen“ hat. Eine quirlige Unruhe. Die sich dann aber bald schon formidabel zu entfalten versteht. Rund 20 Figuren aus der TV-Serie sind hier aktiv, sie einzeln vorzustellen vermeide ich tunlichst. Stattdessen seien nur einige „Heros“ hervorgehoben wie: Lord Grantham (HUGH BONNEVILLE/der neulich mit „Paddington“ auftrat) oder die impulsive Küchen-Mamsell Mrs. Patmore (LESLEY NICOL) oder der wieder zurückgeholte ehemalige und sehr traditionsbewusste Butler Charles Carson (JIM CARTER) oder die einmal mehr brillante IMELDA STAUNTON („Vera Drake“) als furiose, unerschrockene Lady Bagshaw, eine „Neue“ im Abbey-Ensemble. Und… und… und. DER STAR aber in dieser Riege exzellenter Exzellenzen war, ist und bleibt MAGGIE SMITH als Lady Violet Crawley, verwitwete Gräfin von Grantham, die mit unwiderstehlichen 84 Jahren hier das Pointen-Zepter anführt („Ich streite mich generell nicht, ich erkläre“). Sie alleine ist schon eine abendfüllende köstliche Kostbarkeit in diesem herrlichen Ausstattungs-, Kostüm- und überhaupt Very British-Pomp-Ironie-Film, mit ihrem kategorisch-kritischen Augenaufschlag und ihrem trocken-komischen Mundwerk („Ich bin eine Expertin – in allen Dingen“). Die einzigartige, störrisch-fein-charismatische Maggie Smith adelt diesen originellen Unterhaltungsfilm, der sich dann zu einem ganz besonderen, ganz speziellen „Klassen-Kampf“ entwickelt, bei dem die starren „amtlichen“ Posten- und Befindlichkeits-Grenzen für einen aufrührerisch-gerechten Nacht-Moment urig umgepolt werden. Von wegen: die spannenden Eitelkeiten. Mit ihren reizvollen Folgen. Und: Sogar eine berittene Einheit der heutigen königlichen „King‘s Troop, Royal Horse Artillery“ darf sich hier mit über 100 Soldaten und Pferden präsentieren; was für eine Choreographie! Und was für ein satter Bilderrausch!

Toller Film. GUTE UNTERHALTUNG (= 4 PÖNIs).

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