PÖNIs: (2/5)
„DIE DREI !!!“ von Viviane Andereggen (D 2018; B: Sina Flammang, Doris Laske; nach der gleichn. Jugendbuchreihe von Maja von Vogel, Henriette Wich, Petra Steckelmann und Mira Sol; K: Martin Langer; M: Riad Abdel-Nabi; 103 Minuten; deutscher Kino-Start: 25.07.2019).
Gastkritik von Caroline „Carrie“ Steinkrug
Ist etwas Kult, wird es verehrt. Von vielen Menschen, die gewisse Emotionen oder geliebte Erinnerungen damit verbinden. Wird solch ein verehrtes „Ding“ künstlerisch neu beziehungsweise anders umgesetzt ist es also im Grunde wesentlich dies mit Bedacht zu tun. Hier, das sei vorweggenommen, n i c h t geschehen.
Alles beginnt 1964 mit den berühmten DREI ???: Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews. Drei lässige Freunde, die als junge Detektive unter dem amerikanischen Originaltitel „The Three Investigators“ ermittelten. Ihr Erfinder: Robert Arthur. Ihr Angeblich-Schirmherr immerhin: Alfred Hitchcock. Der Rest ist im wahrsten Sinne des Wortes (Erfolgs-)Geschichte. Millionen verkaufte Bücher, Fans, Hörspiele und Filme. Im Mittelpunkt stets: Mysteriöse Rätsel und Spukgeschichten, deren meist reale Ursprünge von dem mutigen Trio aufgedeckt werden. Konsequent dazu wurde im Stuttgarter Fragezeichen-Heimatverlag Franckh-Kosmos 2006 dieses Konzept, also gut 40 Jahre später, auch für Mädchen adaptiert. Unter dem Titel DIE DREI !!! – DETEKTIVGESCHICHTEN FÜR CLEVERE MÄDCHEN erforschten fortan in knapp 80 Fällen Kim Jülich, Franziska Winkler und Marie Grevenbroich unerklärliche Phänomene. Mit Na-ja-Effekt, denn während die „Boy-Ermittler“ ohne große Klischees auskommen und einfach mit klasse Spannung Verbrecher jagen, wurde den „Girls“ ein dämliches Schubladendenken angedichtet: Mode, Jungs und Ponys. Und von dem kann sich leider auch die Verfilmung nicht lösen.
Die drei Freundinnen haben Sommerferien und nehmen an einer Bühnenaufführung von „Peter Pan“ teil, um ein altes, stillgelegtes Theater wieder aufzubauen. Doch kaum haben die Proben unter dem schrulligen Regisseur Robert Wilhelms (JÜRGEN VOGEL) begonnen, geschehen gruselige Dinge in den verfallenen Katakomben. Ein unheimliches Geschöpf treibt hier sein Unwesen und schickt die Gang auf Geisterjagd. Ach ja … und ARMIN ROHDE, schaut als Hafenkneipen-Wirt auch noch kurz vorbei…
„Das Phantom der Oper isst Rollmops im Nimmerland“ – könnte also der Untertitel lauten. Klingt aufregend, oder? Ist es aber nicht, denn schon in den ersten zehn Minuten schreit Jürgen Vogels (un-)sympathische „Krimi-Hackfresse“ die Lösung des Fall-Rätsels heraus. Und alle Bemühungen um eine „kindgerechte“ Geistergeschichte sind verloren. Ebenso wie die schaurige Abenteuer-Entdecker-Lust, die das Format eigentlich auszeichnet. Die restlichen 1 ½ Stunden verbringen wir mit Schauspielerpuppen, die ohne Gefühl, aufgesetzte Geschlechterkategorien verkörpern und sich ungelenk durch gekünstelte Dialoge hangeln: die Shopping-Queen Marie (PAULA RENZLER), die Sportskanone Franzi (ALEXANDRA PETZSCHMANN) und der Mathebücherwurm Kim (LILLI LACHER). Inspirierende junge Frauenvorbilder: Fehlanzeige. Stattdessen eine Casting-Band(e) à la den britischen „Spice Girls“, zusammengesetzt aus unterschiedlichen Typen, um ein bestmögliches Marketing zu gewährleisten. Damit sich auch ja jeder irgendwie damit identifizieren kann. Individualität: Nö! Stattdessen steht ein Pony in der Garage (ohne jegliche Erklärung), weil SIE eben darauf stehen, die Mädels, und auf dem Dachboden wird die erste große Liebe angehimmelt. Sehr einfallsreich. Ach so … und gesungen wird natürlich auch zwischendurch, schließlich müssen wir den USA-Teenie-Produktionen wie „High School Musical“ fleißig nacheifern. Fast schon sarkastisch erscheint diesbezüglich die Tatsache, wie unwichtig Filmmusik an sich in Deutschland bewertet wird. Die Suche nach Komponist RIAD ABDEL-NABI erweist sich sowohl im Presseheft als auch in der Online-Datenbank als sehr schwierig. Nicht, dass der Soundtrack so außerordentlich gut wäre, aber es geht ums Prinzip. Schließlich handelt es sich hierbei um ein a u d i o-visuelles Medium, was „good old Germany“ bis heute ebenso wenig verstanden hat wie aktuell gute Kinder-Movies zu produzieren. So geben wir der Jugend gar nichts mit auf den (Lebens-)Weg. Wirklich schade. Diese drei Leerzeichen können jedenfalls den kultigen Fragezeichen nicht das Wasser reichen und das enttäuscht mich persönlich als junggebliebenes „Mädchen“ sehr. „Hell und weit und schön“, wie uns der Titelsong weiß machen möchte, strahlt dieser Fernsehniveau-Film jedenfalls nicht.
Ein Punkt für das Pferdchen (klar!) + einen für FELICE AHRENS als zickige Kontrahentin Verena, die im Gegensatz zu den anderen ironischerweise recht „natürlich“ spielt… (= 2 „Carrie“-PÖNIs; …traurig, dass man das hierzulande so zusammenrechnen muss)