„DESTINATION WEDDING“ von Victor Levin (B + R; USA 2017; K: Giorgio Scali; M: William Ross; 90 Minuten; deutscher Kino-Start: 02.08.2018); am 14. September 1989 kam ein Film in die BRD-Kinos, der sich bald schon zu einem fulminanten Beziehungsklassiker der Film-Geschichte entwickelte: „Harry und Sally“ von Rob Reiner; Drehbuch: Nora Ephron. Unvergessen auch wegen der berühmten Restaurant-Szene, bei der sie ihm mitten beim Salat-Schmaus einen Orgasmus vortäuscht, der eine ältere Mithörerin spontan „inspiriert“ (s. Kino-KRITIK). Ein solches Motiv gibt es hier natürlich nicht, aber in „DESTINATION WEDDING“, „Ziel: Hochzeit“, gibt es gleichwohl die wohl groteskeste Sex-Szene in einem Hollywood-Mainstream-Movie der letzten gefühlten 500 Jahre überhaupt.
Dabei können sich Frank (KEANU REEVES) und Lindsay (WINONA RYDER) überhaupt nicht ausstehen. Und sagen sich das auch direkt und mit voller Verbal-Schärfe. Als sie sich das erste Mal am Flughafen begegnen. Motto: Eine Hochzeit bringt fremde Menschen zusammen. Wie diese beiden, die zu einer Hochzeit bei Bekannten in die schönen kalifornischen Weinberge eingeladen wurden. Er, als Halbbruder mit Anwesenheits-Pflicht, Sie – sozusagen als Masochistin – als Ex vom Bräutigam. (Vor sechs Jahren waren sie mal ein Paar). Frank, der zynische Marketingchef mit dem Hang zum Vordrängeln; die entrüstete Anwältin mit dem empörten Mundwerk von wegen seinem „kulturell unsensiblen Verhalten“. Ab sofort beginnt die putzmuntere gegenseitige Beschimpferei. Sowohl im kleinen Flugzeug, wo man nebeneinander sitzen muss, wie dann auch im Hotel, wo man „nebenan“ wohnt. Da beider Interesse an der Hochzeit ziemlich „gering“ ist, kann man am Katzentisch (wo bekanntlich die unwichtigsten Gäste platziert werden) sich sarkastisch über das „bescheuerte Geschehen“ vor ihnen äußern und dabei zugleich heftigst-persönlich-verschroben bekabbeln, wobei man sich unanständig annähert. Als man gemeinsam mal nach draußen abhaut, wartet bereits ein Puma auf sie. Mit Folgen.
Frank und Lindsay, zwei offensichtlich „Verbrannte“ in Sachen Gefühle. Er verbreitet unterkühlt Grusel-Charme („Alles ist scheiße!“); Sie besitzt viel zerstreute Frust-Vielfalt und spricht gerne mit Pflanzen. Solch einem sich dauer-beharkenden Paar wünscht man gewiss baldigen Tschüss-Abschied.
Zuhören als brillantes Ohren-Amüsement; Zusehen als Sprechen mit viel komischer Gesichtsmuskelbalance. Von der ersten Sekunde an verbreitet der Autoren-Regisseur VICTOR LEVIN („Von 5 bis 7 – Eine etwas andere Liebesgeschichte“/2014) mit seinen beiden Dauerkratzbürsten viel pointierten wie köstlich-spitzzüngigen Geschlechter-Dampf: als ein originelles Vergnügen. Währenddessen die Chemie zwischen dem sonst so derben, robusten „John Wick“-Keanu Reeves und der sonst so perligen Winona Ryder („Black Swan“) geradezu musterhaft disharmonisch dampft.
Wunderbar not amused: Man kommt aus dem Prima-Feixen einfach nicht `raus: „DESTINATION WEDDING“ ist ein schmuckes, neu-(e)rotisches Komödien-Pfund (= 4 PÖNIs).