„DATING QUEEN“ von Judd Apatow (USA 2014; B: Amy Schumer; K: Jody Lee Lipes; M: John Brion; 130 Minuten; Start D: 13.08.2015); Leute – KNALLER, KNALLER, KNALLER!!!!! Der Originaltitel weißt den besseren Weg: „Trainwreck“, ein „Fiasko“ also. Ironisch gemeint. Marke: Hollywood-Frauen kommen immer besser in Rotz-Schwung. Die „Hangover“-Moral-Barbaren waren gestern, jetzt starten die wunderbaren Voll-Proll-Weiber schräg durch. Mit einer Verve, also einer kreativen Leichtigkeit und einem selbstbewussten, beschwingten Lebensgefühl, das köstlich umhaut. (Bin mal demnächst auf die Weiberriege in der neuen „Ghostbusters“-Arie gespannt).
SIE wurde als Amy Beth Schumer am 1. Juni 1981 in New York geboren, nennt sich AMY SCHUMER. Hat sich im Amiland bereits einen „erheblichen Namen“ als Comedy-Lady, Produzentin, Schriftstellerin und Schauspielerin gemacht. Ihr komischer wie respektloser Feminismus macht Furore. Sie ist Erfinderin der TV-Serie „Inside Amy Schumer“, der auf dem „Comedy Central“-Kanal erfolgreich läuft. Ihre lässig-provokative Art kommt immer dann voll zur Geltung, wenn sie sich auf Themen wie Sex, Beziehungen und dem generellen Chaos einlässt, das sich (Frauen-)Leben nennt.
Für ihren ersten „eigenen“ Kinospielfilm schrieb sie das Drehbuch; der dafür „prädestinierte“ Spielleiter konnte nur der angesagte JUDD APATOW („Brautalarm“) sein, ebenfalls ein wunderbar cholerischer Frechdachs bester Pointen-Güte.
SIE heißt im Film auch Amy und findet Monogamie eine Zumutung. Das hat sie von ihrem Dad voll übernommen. Der hat es ihr seit frühester Kindheit eingetrichtert als die volle Menschheitsverarsche. Wie dumm das ist: Von wegen, man soll sich einer Person und dieser für immer und ewig „zuwenden“; komplett verrückt. (Ist ja auch durchaus was dran, d. Kritiker). Als Journalistin arbeitet sie für ein renommiertes Männer-Magazin und führt „deren“ Alpha-Leben: Hat ein exzellentes Appartement, für sich, allein, mag tolle Freunde und hat nichts gegen One-Night-Stands. Kann allerdings „geteilte“ Zahnbürsten nicht ausstehen.
Amy ist gerne viel unterwegs. Kann was aushalten. Besser. Prima mithalten. Mit den Alpha-Männchen dieser Welt. Auf Partys & Co. Mensch, New York. Also die aufgeklärte Ostküste. Sie wissen schon. Wo es nicht so genau genommen wird, wie sich Mann und Frau benehmen. Austoben. Jeder Seins, warum nicht. Von wegen romantische Verpflichtungen. Ist doch so etwas von erdrückend. Langweilend. Wir sind doch aufgeklärt. Und neugierig. Amy, die leicht pummlige, fein-liederliche Blonde, besitzt den herrlichen Knautsch-Pointen-Charme ihres neurotischen New Yorker Kollegen im Geiste, Woody Allen. Wirkt selbst wie ein höchst amüsanter, kluger weiblicher Woody Allen-Orkan. Mit konsequentem Humor, einem perfekten Lächerlich-Blick für so genannte Ziel-Beziehungen, vermischt mit einer saukomischen Selbstironie. Und furiosen Scherzen. Über Unanständiges und die Welt.
Doch irgendwann „patzt“ sie. Soll einen Artikel über einen angesagten Sportarzt verfassen, Aaron Conners (trocken-niedlich: BILL HADER), und bemerkt, dass gefühlsmäßig bei ihr mittenmal etwas aus dem Solo-Ruder läuft. Wie bei so vielen anderen auch. Ihrer Schwester zum Beispiel, die sich für ein gepflegtes, konventionelles Eheleben entschlossen hat und hofft, dass Amy endlich auch „sesshaft“ wird. Aaron wäre doch dafür genau der Richtige. Aber – ob das Amy auch weiß, so sieht und letztlich überhaupt will? Sex, Bier, Drugs & Rock ’n‘ Roll waren doch stets gute und reichliche Emotionsbegleiter. Fehlt da wirklich was???
Meine Güte, lässt Amy Schumer hier komischen, treffsicheren, gefühlsdeutlichen Dampf ab. Aus dem Off wie auf dem lockeren Spiel-Feld. Mit außerordentlich viel Wirkungs-Charme. Inmitten einer prächtigen Unruhe. Mit superbem Peinlichkeits-Appeal. Von wegen Anarcho-Radau. Ihr doppelbödiger Geschmack trifft in den vollen Lachmuskel- und Kopf-Belag. Sie ist grob, verletzlich, krass, selbstbewusst, SIE ist ein pfundiges Juwel von einer gescheiten Ersten-Sahne-Mädel-Frau mit Pfiff. Originalität. Temperament.
Ihren weiteren filmischen Weg will ich unbedingt verfolgen. AMY SCHUMER ist eine Klasse Entertainerin (= 4 ½ PÖNIs).
P.S.: Muss auch noch unbedingt erwähnt werden – TILDA SWINTON als ihre exzentrisch gebräunte, extravagante Chefin ist ebenfalls ein Kurzauftritts-Hammer und erinnert in der unverschämten Präzision-Arroganz an die glanzvolle Meryl Streep-Gala als „Vogue“-Chefin in „Der Teufel trägt Prada“. Und DANIEL RADCLIFFE als Dogwalker ist nebenbei hier auch nicht ohne.