PÖNIs: (3,5/5)
„DAS LEUCHTEN DER ERINNERUNG“ von Paolo Virzì (Co-B + R; Italien/USA 2016; Co-B: Stephen Amidon, Francesca Archibugi, Francesco Piccolo; nach dem Roman „The Leisure Seeker“ von Michael Zadoorian/2009; K: Luca Bigazzi; M: Carlo Virzi; 113 Minuten; deutscher Kino-Start: 04.01.2018); das englischsprachige Regie-Debüt des italienischen Filmemachers PAOLO VIRZÌ, bekannt durch seine Filme „Die süße Gier“ (s. Kino-KRITIK) sowie zuletzt „Die Überglücklichen“ (s. Kino-KRITIK), basiert auf dem in Italien zum Bestseller avancierten zweiten Roman des US-Schriftstellers Michael Zadoorian und ist mit zwei Großen des internationalen Kinos Hauptrollen-besetzt: „Oscar“-Lady HELEN MIRREN („The Queen“), Jahrgang 1945, und dem Ehren-„Oscar“-Preisträger von 2017: DONALD SUTHERLAND, Jahrgang 1935. Die beiden Oldies mimen – klar, Oldies. Spielen das seit Jahrzehnten verheiratete US-Südstaaten-Ehepaar Ella und John Spencer. Aus Wellesley, Massachusetts. Er leidet an aufkommender Demenz, sie hat Krebs im fortschreitenden Stadium. Um noch einmal ihrem reglementierten Leben ein Schnippchen zu schlagen und bevor ihre erwachsenen Kinder ihnen das ausreden können, hauen sie einfach ab. Mit einem Oldtimer-Wohnmobil namens „The Leisure Seeker“. Mit Ziel – das Hemingway-Haus in Key West. Denn mit der US-Schriftsteller-Ikone hat sich John zeit seines Berufslebens als Lehrer befasst. Unterwegs aber winken zuhauf d i e Dinge des Lebens, die sie genüsslich wie barmherzig zwingen, noch einmal richtig ein- und ausatmen zu dürfen. Mit all den verqueren Situationen, problematischen Erlebnissen, natürlichen Konflikten des Da-Seins… Komisch, anrührend, liebevoll. Auch: kauzig.
Zwar kann die im Kino nicht unbekannte Geschichte nicht immer mitpusten, aber, natürlich: Der Film ist ja auch und vor allem als ein imposantes SCHAUSPIELER-Road Movie angelegt. Helen Mirren, mit ihrem faszinierenden, behutsamen, klug-intensiven, fein-weisen Mimen-Spiel wird nach der „Golden Globe“-Nominierung mit Sicherheit auch für den „Oscar“ nominiert werden; ihr zuzusehen ist eine Wonne. Donald Sutherland verblüfft mit einem sensiblen wie würdevollen Gala-Auftritt als Mensch, dem sein Geist „entflieht“ und der sich relaxed zu verabschieden gedenkt. „So lange“ es noch möglich ist.
Ohne jede Rührseligkeit: „Das Leuchten der Erinnerung“ strotzt vor unsentimentaler Kraft, Nähe und emotionaler (An-)Spannung; bedeutet: wunderbares, einfühlsames Schauspieler-Kino zu genießen. Aus dem Leuchten der Erinnerung wird schließlich ein melancholisches Lächeln der Erinnerung (= 3 1/2 PÖNIs).