PÖNIs: (4,5/5)
„DAS BLAU DES KAFTANS“ von Maryam Touzani (Co-B + R; Fr/Marokko/Belgien 2021; Co-B: NabiI Ayouch; K: Virginie Surdej; M: Kristian Eidnes Andersen; 118 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.03.2203);EMPATHIE. Im Poesie-Reigen. Titel = „DAS BLAU DES KAFTANS“ von Maryam Touzani (Co-B + R; Fr/Marokko/Belgien 2021; Co-B: Nabil Ayouch/auch Produktion; K: Virginie Surdej; M: Kristian Eidnes Andersen; 118 Minuten; deutscher Kino-Start: 16.03.2023). Halim (SALEH BAKRI) und Mina (LUBNA AZABAL) sind seit langer Zeit ein Ehepaar. Beide betreiben ein traditionelles Kaftangeschäft in der Medina der marokkanischen Stadt Salé. Das Paar lebt mit dem Geheimnis, dass Halim eigentlich homosexuell ist. Was gesellschaftliche Sanktionen bedeuten würde, wenn „die Straftat“ bekannt werden würde. Halim hat seine wahre Sexualität zu verschweigen gelernt. Dies ändert sich, als Mina erkrankt und der junge Lehrling Youssef (AYOUB MISSIOUI) im Geschäft mitzuarbeiten beginnt. Ohne viele Worte beginnt eine Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. Halim und Youssef teilen dieselbe aufrichtige Leidenschaft für das Nähen. Doch der Familienbetrieb scheint gefährdet, weil die Kundschaft weniger auf präzise Qualität und mehr auf modische Schnelligkeit Wert legt. Doch Halim ist ein „Maalem“, ein Schneidermeister, der das Handwerk wertschätzt. Dem das Handwerk als Kunst wichtiger ist als Billigware beziehungsweise „Fast Fashion“. Zudem beginnt das private sensible Gleichgewicht zwischen den drei Beteiligten in Wallung zu geraten. Und mit der Zeit bemerkt Mina, wie sehr sich Halim und Youssef sanft, „unbemerkt“, zu mögen beginnen. Und eine Gemeinschaft entsteht, bei der jeder versucht dem anderen zu helfen, sich den eigenen Ängsten zu stellen.
Der „zauberhafte“ Film erzählt dies nicht in vielen Worten, sondern über seine Bilderpracht. Statt Sprache die ergreifenden stummen Gesten. „Es ist ein kleines Wunder, wie Kamerafrau VIRGINIE SURDEJ die alltäglichen Szenen in Gemälde verwandelt, sie in warmes Licht taucht, die Gesichter streichelt und durch die Augen ins Innere blickt. In seiner Detailtreue verlässt sich der Film auf den Tanz der Blicke, auf die Choreographie leichter Berührungen und die Koloratur der Tonlagen ….. Nur eine solch sorgfältig ausgeklügelte Kameraarbeit und Lichtdramaturgie kann es mit dem Niveau der Nähkunst aufnahmen, die vom Aussterben bedroht ist und für die der Film ein eindrückliches Requiem komponiert. Verwoben sind hier gleich drei Hommagen: an die Liebe, die Toleranz und das Loslassen. Eine bewegende Verbeugung vor den ganz großen Themen des Menschseins, gekleidet in die stille Größe einfacher Leute“ (von https://www.kino-zeit.de/film-kritiken-trailer-streaming/das-blau-des-kaftans-2022 von Andreas Köhnemann).
„DAS BLAU DES KAFTANS“ ist meisterhaftes, weil intelligentes, poetisches Gut-Tun-Kino (= 4 1/2 PÖNIs).