COCO – LEBENDIGER ALS DAS LEBEN!

PÖNIs: (4/5)

„COCO – LEBENDIGER ALS DAS LEBEN!“ von Lee Unkrich (USA 2016/2017; B: Adrian Molina, Matthew Aldrich; K: Matt Aspbury, Danielle Feinberg; M: Michael Giacchino; 109 Minuten; deutscher Kino-Start: 30.11.2017); es ist der wichtigste mexikanische Feiertag, der „Día de Muertos“ (auch = „Día de los Muertos“), der „Tag der Toten“, der alljährlich in den Tagen vom 31. Oktober bis zum 2. November begangen wird. Dabei wird der Gedenktag je nach Region auf verschiedene Weise gefeiert. Dieses Brauchtum zum „Tag der Toten“ übrigens wurde 2003 von der UNESCO zum „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ ernannt und 2008 in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ übernommen.

Unvergessen: Die erste Viertelstunde beim letzten, dem 25. James Bond-Abenteuer „Spectre“, der in Mexiko am „Feier-Tag der Toten“ einsetzt. Es war d e r Augen-Wahnsinn inmitten des mexikanischen Volks-Spektakels. PIXAR, diese kreative, ideenreiche Animationsschmiede, die sich bekanntlich vor Jahren mit „Disney“ verbündete (bzw. umgekehrt), geht in seinem 19. abendfüllenden Trick-Spielfilm diesem Erinnerungstag an die lieben Toten thematisch-spielerisch nach. Verraten wir so viel: Er ist 12, heißt Miguel und besitzt eine große Leidenschaft für: Musik. Blöd nur, dass in seiner Familie jede Form von Musik und schon gar Musiker abgelehnt werden. Der Grund: Ururgroßmutter Imelda wurde einst von ihrem Ehemann, einem Gitarristen, verlassen, weil dieser lieber Musiker werden wollte, anstatt Familienvater zu sein. Also verfluchte ihn die Ur-Ur-Oma, und seitdem hat Musik/haben Musiker in der Familie den Status von „Aussätzigen“. Doch Miguel will das nicht akzeptieren, ist sich ganz sicher, ein Nachfahre des berühmten Musikers Ernesto de la Cruz zu sein und dessen Talent geerbt zu haben. Ab hier etwa beginnen die … Schwierigkeiten. Und der kesse Bengel landet – ganz magisch, versteht sich – im Reich der Toten. Zu seiner (und unserer) Verwunderung ist dort nicht „Asche“ angesagt, sondern: Party! Das peppige, exzentrisch wie über-bunt gestaltete Abenteuer kann beginnen. Für Miguel und seine treuen Begleiter, seinen ebenfalls ganz aufgedrehten einheimischen „Xolo“-Hund, sowie einem sich ziemlich ungeschickt anstellenden Tunichtgut-Skelett namens Héctor. Es gilt, den immer noch zornigen Ahnen diesen verdammten Fluch endlich „auszureden“. Und sein Idol Ernesto de la Cruz aufzutreiben. Damit Miguel endlich seiner großen Leidenschaft frönen darf: der Musik. Wenn er sich „zurück“ begibt. Die Zeit allerdings wird knapp, denn hält er sich im Totenreich zu lange auf, wird er selbst zu einem „Mitglied“ dort. Sprich: zu einem Skelett.

Diese herrliche Unbekümmertheit. Wie PIXAR mit einer spielerischen wie wunderschön selbstverständlichen Art sich der Endlichkeit und „dem Danach“ nähert. Wie der bunte Trubel und dieser fröhliche Jahrmarkt im Reich der Toten bebildert, mit viel Spaß-Sinn und bitter-süßem Ernst beschrieben wird: Du kannst als Toter „endgültig“ verschwinden, wenn du von deinen Nachkommen vollends vergessen wirst. Das Totenreich als Event-Veranstaltung, als bitter-süße Vermittler-Party zwischen Drüben und Hier. Tod-Sein bedeutet nicht das finale Aus, sondern: Auch wenn derjenige nicht mehr da ist, bleibt er trotzdem weiterhin „anwesend“, „am Leben“, in Gedanken und Emotionen.

Auffallend allerdings ist, dass diese Identifikationsfigur Miguel ein bisschen „zu lasch“, also unpersönlich, daherkommt, während „daneben“ sehr viel mehr interessante, reizvolle, spannende Herzens-Figuren lecker herumeiern – wie die grandios-luftige Oma, der ulkige Vierbeiner mit seinen niedlichen Gags und vor allem der pfiffig-ulkige Skelett-Weggefährte Héctor. Dafür blinkt es visuell immens-prächtig; etwa bei der bunt schillernden, herrlich leuchtenden Ringelblumenblätter-Brücke, die das schwebende Jenseits mit dem Diesseits überwältigend als Augen-Pracht-Schmaus verbindet. Mit seinen Schau-Werten vermag „Coco“ brillant zu punkten. Während die stimmungsvollen einheimischen Soundtrack-Klänge des „Oscar“-Preisträgers Michael Giacchino („Oben“) für eine Stil-feine Begleitung und Kommentierung sorgen. Während II: Für das Finale dann schon mal „lächelnde“ Taschentücher bereit zu halten sind…

Fazit: Der neue PIXAR berührt Gedanken-tief und ist einmal mehr emotional als menschelndes Animations-Neuland zu bestaunen und zu bewundern (= 4 PÖNIs).

P.S. 1: Die (unverständliche) FSK-Freigabe „ab 0 Jahren“ ist „mit Vorsicht“ zu genießen: Kleine und Kleinst-Kinder sollten unbedingt von Erwachsenen in den Film begleitet werden, um so manche süß-ernste Motive ab- bzw. auffangen und beruhigend erklären zu können.

P.S. 2: Der 22-minütige Vorfilm „Die Eiskönigin: Olaf taut auf“ bei dem HAPE KERKELING Schneemann Olaf spricht, ist zu lang und auch nicht so witzig wie erhofft.

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