CHEAP THRILLS

Ich habe, weiß Gott, schon so viel und vieles filmisch gesehen / erlebt, aber DIESER FILM hier fällt eindeutig unter die Kategorie „GANZ WAS BESONDERES“. Beziehungsweise: SO noch nie – ansatzweise – gesehen. Gedankliche Filme „in diese Richtung“ gab es gewiss viele, aber in dieser wahnsinnigen wie plausiblen Konsequenz und bösen Intelligenz noch nie. Stichwort: „Was Dich nicht umbringt, macht dich reicher!“ Motto: DAS GELD = DIE GIER. Was tust du, wie weit gehst du, wenn es darum geht, „damit“ klarzukommen. Halbwegs. Oder eben auch gar nicht. Neugierig geworden? Hoffentlich. Denn dieser neue Heimkino-Streich ist ein furioser DENK-Hammer und geht voll an / auf die berühmten Augen-Nieren.

CHEAP THRILLS“ von E.L. Katz (USA 2012/2013; B: Trent Haaga, David Chirchirillo; K: Andrew Wheeler, Sebastian Wintero Hansen; M: Mads Heldtberg; 87 Minuten; Heimkinoveröffentlichung: 20.03.2014).

Craig (PAT HEALY) ist ein offensichtlich netter Mensch. In den Dreißigern. Verheiratet, gerade ist das süße Baby geboren. Der erste Blick hier schaut auf ein eigentlich beschauliches Durchschnittsbürger-Glück. Na ja, an der Haus-Tür hängt die Ankündigung der Räumung, wenn nicht endlich die Miete bezahlt wird. Wir erfahren von 4500 Dollar Mietschulden. Die aufgelaufen sind. Ehefrau Audrey (AMANDA FULLER) sagt ihm, er soll doch auf der Arbeit den Chef um eine Gehaltserhöhung bitten. Doch stattdessen wird dem Automechaniker Craig dort gekündigt. Die Werkstatt wird `runtergefahren. In einer Pinte, wo er Bier-Luft ablassen muss, trifft Craig den alten Schulkameraden Vince (ETHAN EMBRY). Einen Hey-alles klar-Kumpel-Typen. Man trinkt was zusammen, aber natürlich will bei Craig keine gute Saufstimmung aufkommen. Man kommt mit einem Paar ins Gespräch, das in der Ecke sitzt. Sie, Violet (SARA PAXTON), hat wohl heute Geburtstag, er, Ehemann Colin (DAVID KOECHNER), zeigt sich spendabel. Protzt mit seiner gut gefüllten Brieftasche. Beginnt mit Craig und Vince erste kleine Lokal-Wetten. Mal 50, mal 100 Dollar, wenn sie dies & das tun. Nix dolles. Kleine Scherze. „Teddybär“ Craig will im Grunde nicht weiter mitmachen und ab nach Hause, doch irgendwie „riecht“ er die Dollar. Die in immer größerem Umfang Colin an-bietet. Bei seinen immer „kesser“ werdenden Wetteinsätzen. Man zieht also gemeinsam weiter.

Erst in eine Strip-Kaschemme, wo Craig fürchterlich eins auf die Nase bekommt, für immerhin 500 Dollar („…wenn du ihn zuerst schlägst“), dann in das traute Heim von Colin und Violet. Eine „geile Haus-Party“ wird vom Hausherrn und Spiel-Leiter ausgerufen („Ich will Spaß, ich will Spaß“). Mit immer „verlockenderen“ Wett- und Gewinnangeboten. Und immer saugemeineren „Spielchen“. Wenn ihr alles macht, was wir euch sagen, sind schließlich sogar beziehungsweise beispielsweise 4.500 Dollar (für einen Business-Fick), 15.000 Dollar (für das Abschneiden des kleinen Fingers), 50.000 Dollar (für das schnellste Auffuttern eines gegarten toten Hundes) und schließlich 250.000 Dollar (für ein mörderisches „Tie Break“) drin. Der ramponierte Craig könnte in dieser Nacht seine Schulden vergessen und sogar eine Menge für die Familie zurücklegen („Bewahre deine Familie vor der Straße…“), doch natürlich plustert und dröhnt sich nun auch Vince mächtig auf, um an das „leckere Money“ zu gelangen. Aus den beiden Kumpels werden die geballte Ladung Duell-Kontrahenten. Bei diesen immer mehr aus dem Anstands- und Zivilisationsruder laufenden perversen Gigs. Sehr zum Vergnügen des zahlenden und genüsslich zuschauenden Paar-Publikums.

Das Verrückte hier ist – so bekloppt, eklig, entwürdigend die Chose um Geld = Macht, Macht = Entscheider; Arme = Marionetten der Macht-Reichen; also der dreckige Kapitalisten-„Jux“ sich hier auch hochreizt, so „möglich“ erscheint er. Machbar. Durchführbar. Ein „Dschungelcamp“ auf Speed in den häuslichen vier Wänden, nur weitaus noch unsinniger. Geschmackloser, schlüpfriger, exzessiver. Aggressiver. Noch mehr entsetzlich erniedrigender. Für DIE, die nichts haben, aber auch „was“ haben wollen. Müssen. Wie Craig. „Honorar“. Um weiterhin vernünftig existieren zu „dürfen“. Natürlich könnte er immer NEIN sagen. Aussteigen. Doch wenn es ums „gute Verdienen“ geht, ist nichts heilig. Verbunden mit der ständigen Anmachfrage an UNS, die empört wie „angemacht“ Zusehenden, wie weit würdest DU gehen, um an so viel „schnelle Kohle“ steuerfrei heranzukommen? Würdest du deine „anständigen“ Grenzen finden? Würdest du sagen, bis hierher und nicht weiter? Oder würdest du, wie auch Craig, für Geld schließlich ALLES akzeptieren? Üble Wunden, lausige Schmerzen, die große Wut, die sich entlädt? Über die Ungerechtigkeiten der kapitalen Welt? Die Einen wie ihn, Craig, bitter und böse „tanzen“ lässt, weil Andere, Colin & Violet, sich DAS gerne süffisant wie hinterlistig wie hinterhältig wie absolut widerlich und unmenschlich „leisten“ wollen? Und können? Also gerne wie lästerlich was kosten lassen??? „Das war Böse“, entfährt es am Schluss dem Dollar-Mephisto Colin. Zynisch. Aber nicht, weil soeben etwas ganz Grausliches passiert ist, sondern weil er gerade (s)eine Wette gegenüber seiner Ehefrau Violet verloren hat.

DIE sehen übrigens allesamt „normal“ aus. In und mit den Figuren. Wie Nachbarn. Von überall. Der Nette, aber Schwächliche (Craig); der Volldampf-Angeber, der ständig unter Strom steht (Vince); der ältere Geschäftsherr mit dem Hut und den vielen Penunsen (Colin); seine junge, geile Geburtstagsfrau (Violet). Weshalb „es“ ja auch so überzeugt: Ganz normale Bürger beschließen ein ganz normales Spiel. Präziser: Gesellschaftsspiel. Komm‘ schon. Was soll’s? Ich will Spaß, ihr profitiert davon. Na und? Natürlich müsst IHR „dafür“ schon ein bisschen was tun. Doch was soll’s? So sind nun mal die Spielregeln unseres Lebens. Ich zahle, ihr macht. Hey, schaut auf diese herrlichen und vielleicht bald EURE Dollar-Scheine…

Von der Idee über die Gestaltung und Figuren-Bewegung, der Film „Cheap Thrills“, also „Billige Reize“, knallt. Von Anfang an. Packt einen. Lässt einen nicht mehr aus den Sinn-Klauen. Wird vom kleinen exzellenten Ensemble grandios-erregend ´rübergebracht. So dass wir bei dieser perfiden schwarzen Thriller-Spannung ebenso angeturnt wie fassungslos fasziniert sind. Werden. Ob der vielen Möglichkeiten der unterhaltsamen „Anteilnahme“.

„CHEAP THRILLS“, natürlich: FSK-Freigabe ab 18 Jahren, das Regie-Debüt des 32jährigen E.L. Katz aus New York City, ist Kopf- & Bauch-Radau vom Allerbesten. Was für ein widerwärtig – toller Heimkino-Knaller! (= 4 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „Koch Media“

 

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