PÖNIs: (4/5)
„CALL JANE“ von Phyllis Nagy (USA 2021; B: Hayley Schore; Roshan Sethi; K: Greta Zozula; M: Isabella Summers; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 1.12.2022);STARKE AKTIVE FRAUEN. Titel = „CALL JANE“ von Phyllis Nagy (USA 2021; B: Hayley Schore; Roshan Sethi; K: Greta Zozula; M: Isabella Summers; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 1.12.2022). Der Film handelt von einer Schande – Männer sind Herrscher. Bestimmen, was Frauen dürfen und – vor allem – was nicht. Denken und Machen sollen. Oder umgekehrt.
Chicago, 1968. Während die Stadt und die Nation – mit hitzigen Rebellen – am Rande eines gewalttätigen politischen Umsturzes stehen, führt die bürgerliche Hausfrau Joy (ELIZABETH BANKS) mit ihrem Mann, einem Anwalt, und ihrer 15-jährigen Tochter Charlotte ein gewöhnliches, also gutbürgerliches Vorstadt-Leben. Doch Joys ungewollte Schwangerschaft führt sie unerwartet in einen lebensbedrohlichen Zustand. Sie muss sich mit einem medizinischen System auseinandersetzen und mit männlichen Ärzten = Entscheidern. Motto: Man ist nicht bereit, ihr zu helfen. Eine legale Abtreibung wird nicht akzeptiert, der Antrag des Ehepaares auf Genehmigung für einen „therapeutischen Abbruch“ wird von einem nur aus Männern bestehenden Klinikgremium einstimmig mit der Begründung abgelehnt, das Kind habe doch bei einer planmäßigen Beendigung der Schwangerschaft eine sehr gute Überlebenschance. Das Risiko, dass Joy durch die Schwangerschaft sterben kann, interessiert die Herren nicht. Also macht sich Joy allein auf den Weg, um eine adäquate Lösung zu finden. Ihre Suche nach einem Ausweg, führt sie zu den „Janes“, einer geheimen Frauen-Organisation, die Joy eine sichere Alternative durch Abtreibung anbieten – und damit nicht nur ihr Leben zu retten vermögen, sondern Joy auch grundsätzlich verändern.
Eine fesselnde und gerade in den USA auch gerade wieder aktuelle Geschichte, die zum Teil auf wahren Begebenheiten rund um das Jane-Kollektiv beruht. Das in einem Zeitraum von vier Jahren durch seine verdeckte und präzise Mobilisierung Tausende von Abtreibungen ermöglichte. Unterstützt von einem beeindruckenden Ensemble (in dem sich auch SIGOURNEY WEAVER als Virginia befindet), spielt Elizabeth Banks die engagierte Joy, deren Entschlossenheit und Charakterstärke auch mehr als ein halbes Jahrhundert später noch aktuell ist. Der Filmtitel „Call Jane“ bezieht sich auf die kurze Botschaft, die von der Organisation damals auf Zettel gedruckt und in Chicago aufgehängt wurden. Die Figur Virginia im Film ist lose an die „Janes“-Gründerin Heather Booth angelehnt. „CALL JANE“ oder: Ein auch Männer ansprechender Film, der spannend zu informieren versteht.
Von wegen – 50 Jahre nach dem Grundsatzurteil des Supreme Court Roe v. Wade mit der Zustimmung zur Abtreibung in den USA ist seit einem Urteil vom 24. Juni 2022 das bundesweite Abtreibungsrecht in Amerika wieder „in Gefahr“ (= 4 PÖNIs).