„BUCK – DER WAHRE PFERDEFLÜSTERER“ von Cindy Meehl (USA 2008-2010; M: David Robbins; 88 Minuten; Start D: 31.05.2012); „Die Menschen denken immer, ich kümmere mich um Menschen mit Pferdeproblemen, dabei behandele ich eigentlich Pferde mit Menschenproblemen“: BUCK BRANNAMAN, geboren am 29. Januar 1962 in Sheboygan/Wisconsin, ist ein Star. Als „Natural Horseman“, als Pferdeflüsterer. Obwohl er diesen Begriff nicht sehr mag, denn gleich zu Filmbeginn stellt er fest, dass er mit den Tieren nie „geflüstert“ habe. Vielmehr lege er Wert auf Körpernähe und Tuchfühlung. Bei „verhaltensgestörten“ Pferden. Für die er viele Monate des Jahres unterwegs ist. Um ihnen, vor allem aber auch um „ihren Menschen“ zu helfen. Damit DIE verstehen lernen. Warum das Tier bockt. Aufsässig ist. Sich unwohl fühlt. Angst hat: „Ich kann mich in die Pferde ´reinversetzen, weil ich weiß, was Angst ist“. Buck Brannaman wurde in seiner Kindheit von seinem alkoholkranken Vater „erheblich“ gequält. Misshandelt. Und wurde zum Gegner jeglicher Gewalt. Lernte sich und die Pferde „verstehen“. Über Mittel von Vertrauen, Toleranz, Einfühlungsvermögen. Stichwort: Empathie. Sich hineinzuversetzen. Können.
Der Dokumentarfilm „Buck“ ist kein banales Händeauflege-Movie mit Rührseligkeitseffekten, sondern die faszinierende Geschichte eines Begeisterung erzeugenden, humanen, selbstbewussten „Pädagogen“. Der es sich zur (begehrten) Aufgabe gemacht hat, Pferden und Menschen in Seminaren und Workshops „Verstand“, besser „Anstand“, zu lehren. Respekt „einzuführen“. Gegenüber einem so wunderbaren, sensiblen Geschöpf wie einem Pferd. Man traut seinen Augen nicht, wenn seine einfühlsamen Methoden binnen kurzem tatsächlich zum Erfolg führen. Bei den meisten seiner „Klienten“. „Dein Pferd ist ein Spiegel in deine Seele“, erklärt er einmal einer erschrockenen Besitzerin. Die ihr Leben offensichtlich nicht „gebacken“ bekommt. Und sich „entsprechend“ gegenüber ihrem Tier verhält. Das dann über Buck Brannaman erst einmal wieder Trauen, „Vertrauen“ lernt. Begreift.
ER war Vorbild für Nicholas Evans´ Bestseller-Roman „Der Pferdeflüsterer“ und während der Dreharbeiten zum gleichnamigen Hollywoodfilm von 1998 (s.KRITIK) Coach und Double von Robert Redford (kommt hier auch zu Wort). In der Rolle des Tom Booker. Tom Booker ist eigentlich Dan „Buck“ Brannaman. In den USA ist der charismatische 50jährige längst eine Legende. Eine Art Volksheld. Viele Menschen kommen mit der Erwartung zu seinen „clinics“, dass ihrem widerspenstigen Pferd geholfen wird. Und kommen am Ende des Tages zu der Erkenntnis, dass sie es letztlich selbst sind, die Hilfe brauchen. Deshalb ist der grandiose Dokumentarfilm „Buck – Der wahre Pferdeflüsterer“ auch weniger ein „hübscher“ Tierfilm, sondern vielmehr eine packende Psycho-Metapher für unser aller Umgangs-Leben. Von wegen auch „so“ mit unseren Mitmenschen umzugehen. Versuchen. Einfühlsam, verständnisoffen, vor allem – gewaltlos. Dies nicht als Bibelansprache, sondern als coole, unterhaltungssagenhafte „Vernunftsansage“. „BUCK träumt den Traum von einem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz“, heißt es in dem gewaltigen Schlußsatz der Kritik von Matthias Dell in der Juni-Ausgabe des Monatsfachmagazins „epd Film“ mächtig zutreffend.
Mehr als zwei Jahre begleitete die frühere Designerin und Modefrau CINDY MEEHL für ihren ersten Dokumentarfilm diesen Naturkerl und Magier Buck Brannaman. Bei seinen aufregenden, anregenden Begegnungen mit Pferden und ihren Menschen. Beziehungsweise umgekehrt. Herausgekommen ist dabei das sensible Porträt eines „realen“, außergewöhnlich menschlichen Menschen. Als naturgewaltiger „Denk-Thriller“. Mit nachhallenden Eindrücken und vielen beeindruckenden Gedanken. In den USA bekam „Buck – Der wahre Pferdeflüsterer“ sehr viel Aufmerksamkeit. Und Zuspruch. Beim renommierten „Sundance Festival“ wurde der Film im Januar 2011 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Bei den internationalen Festivals von Zürich und Bergen wurde er im Vorjahr jeweils als „Bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet.
Für mich zählt dieser neue Dokumentarfilm „BUCK“ zu den besten Besten der letzten Jahre (= 5 PÖNIs).