„BRONSTEINS KINDER“ von Jerzy Kawalerowicz (D 1991; B: Jurek Becker; 90 Minuten; Start D: 25.06.1992). Armin Mueller-Stahl zählt zu den wenigen deutschen Schauspielern, die es auch im Ausland und sogar in Hollywood “geschafft“ haben. Armin Mueller-Stahl ist heute ein gefragter, internationaler Star. Der aber gerne auch zu Hause arbeitet, wenn es denn qualifizierte Arbeit gibt. Als wir uns im Februar anlässlich der Berliner Filmfestspiele trafen, klagte er sehr über den desolaten Zustand des deutschen Films. Niemand interessiert sich mehr für ihn, niemand will ihn, und dennoch werden Jahr für Jahr viele Filme hierzulande hergestellt. Auch immer mal wieder ganz passable, die durchaus eine Chance beim Kino-Publikum verdient hätten. Nur: Unsere lächerlichen Klecker- Versuche, das Produkt Film auch professionell zu vermarkten, bedürfen endlich der Korrektur. Dabei verwies Armin Mueller-Stahl besonders auf einen Film, der ihm persönlich sehr am künstlerischen Herzen liegt. Dieser Film heißt “Bronsteins Kinder“, entstand vor 2 Jahren und kommt heute erstmals ins Berliner Kino. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jurek Becker, der ihn 1986 bei ‘Suhrkamp‘ herausbrachte. Jurek Becker, seit “Jakob, der Lügner“ ein international anerkannter Schriftsteller, bleibt in “Bronsteins Kinder“ bei seinem früheren Dauer-Thema: Der deutschen Vergangenheitsbewältigung. Und Becker, der heute als Autor der erfolgreichen Fernsehserie “Liebling Kreuzberg“ umjubelt wird, war auch am Drehbuch des Films beteiligt, gemeinsam mit dem polnischen Autor und Regisseur Jerzy Kawalerowicz. Der hat sich in den sechziger Jahren mit seinen Filmen “Mutter Johanna von den Engeln“ und “Pharao“ einen internationalen Namen gemacht und liefert hier seine erste Regiearbeit für einen deutschen Produzenten ab. Jurek Becker und Jerzy Kawalerowicz erzählen in “Bronsteins Kinder“ von einem frei erfundenen Kriminalfall, der im Ost-Berlin von 1973 angesiedelt ist. Arno Bronstein (ARMIN MUELLER-STAHL) entführt mit zwei ehemaligen Leidensgefährten einen alten, kranken Mann, den sie als einstigen KZ-Wächter identifiziert haben. Sie halten ihn in einer Waldlaube fest. Verhören ihn, prügeln ihn, wollen ein Geständnis. Ein Geständnis, nicht nur damals “dabei“ gewesen zu sein, sondern selbst auch geschossen, erschossen zu haben. Hans Bronstein, der 20jährige Sohn, kommt dahinter und will von seinem Vater Klarheit. Stellt Fragen, die der aber nicht beantworten will oder kann. Man gerät barsch an- und gegeneinander. Hans hat sich nie als “Sohn eines Opfers“ verstanden. Er kann den Hass der Väter zwar nachvollziehen, aber “so“ nicht verstehen. Er will auf keinen Fall den “Opfer“- Begriff der Familie übernehmen und fortführen, ganz im Gegenteil. Hans will seinen Vater vor sich selbst schützen, während der konsequent und unbarmherzig in seinem Rache-Hass weiterwühlt. Es kommt zum Eklat. Leider weichen Autor und Regisseur von diesem packenden, zeitlosen Stoff zu oft ab. So als ob sie ihrer eigenen, starken Geschichte nicht recht trauen, füllen und ergänzen sie diese mit einer völlig nichtigen, ablenkenden Love-Story zwischen Hans und seiner Freundin. Dann wird einige Male die verstörte ältere Schwester von Hans vorgestellt, die in einer psychiatrischen Klinik untergebracht ist, weil sie nach den furchtbaren Kriegserlebnissen mit der Realität nicht mehr klarkam und klarkommt. Und zudem muss Armin Mueller-Stahl als Arno Bronstein in der Film-Mitte auch noch einen längeren Monolog über die ewige deutsche Philosophie von nicht verkrafteter Schuld und Sühne anbringen, den das junge |
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