BLACKHAT

PÖNIs: (2/5)

„BLACKHAT“ von Michael Mann (Co-B + R; USA 2013/2014; Co-B: Morgan Davis Foehl; K: Stuart Dryburgh; M: Harry Gregson-Williams, Atticus Ross; 135 Minuten; deutscher Kino-Start: 05.02.2015); der Beifall war ironisch gemeint, ein großer Teil des „Sneak Preview“-Publikums am letzten Montag-Abend im „CinemaxX“ am Potsdamer Platz (02.02.2015) war erleichtert, als der Film „endlich“ vorüber war. Was mich traurig stimmte, denn hier handelt es sich immerhin um ein MICHAEL MANN-Werk. Das war bzw. ist aber, zugegebenermaßen, nicht gut. Um es besonnen zu formulieren.

Für das Fernsehen hat der an diesem Donnerstag (5. Februar 2015) 71 Jahre alt werdende Produzent, Drehbuch-Autor und Regisseur Erfolgsserien wie „Miami Vice“ (1984 – 1990) zu verantworten. Für das Kino debütierte er 1981 mit „Der Einzelgänger“/Originaltitel: „Thief“ (mit James Caan; Musik: Tangerine Dream). 1986 kam er mit dem ersten Hannibal Lecter-Thriller heraus, „Manhunter“, hierzulande anfangs auch als „Blutmond“ betitelt (im Finale mit der gekürzten Version des pyschedelischen „In-A-Gadda-Da-Vida“-Songs von Iron Butterfly), dessen Remake von 2002, „Roter Drache“, sehr viel bekannter ist. Mit „HEAT“ schuf Michael Mann 1995 einen der besten Krimis der 90er Leinwand-Jahre; in den Hauptrollen duellierten sich Al Pacino und Robert De Niro. Für den Soundtrack steuerte der Sänger Moby zwei Titel bei („New Dawn Fades“ sowie „God Moving over the Face of the Waters“). Danach drehte Michael Mann weitere Hits wie „Ali“ (2001/mit einem überragenden „Boxer“ Will Smith) sowie Genre-Hits wie „Collateral“ und „Miami Vice“. 2008 entstand das Gangster-Porträt „Public Enemies“ (mit Johnny Depp als John Dillinger).

„Blackhat“ ist ein Stehengeblieben-Movie. Sieht – und fühlt sich an wie „Vorgestern“. Mit gefühltem 1980er Jahre-Oldie-Charme. Mühsam in der Entwicklung, behäbig in der Schilderung, lahm in der Darstellung. Mit bekannten Fights zwischendurch. Obwohl „Blackhat“ im Heute angesiedelt ist. Stichwort: Cyber-Terrorismus. Ein Hacker-Angriff verursacht in einem Atomkraftwerk bei Hongkong den Super-GAU. Zugleich wird an der Börse wild „verrückt“ gespielt, während der Hacker ein Millionen-Vermögen anhäuft. Aufklärung soll durch die (zwangsangeordnete) Kooperation der Geheimdienste zwischen China und den USA erfolgen. Von US-Seite betritt der jetzige Häftling und erstklassige Netz-Pirat Nick Hathaway (CHRIS HEMSWORTH) die Szene. Gemeinsam mit seinem chinesischen Kollegen Chen Dawai (LEEHOM WANG) beginnt er nach Spuren zu suchen. Und wird bald fündig. Seine Ermittler-Reise führt ihn von den USA nach Hongkong, Malaysia und Indonesien. Im Schlepptau „die üblichen Verdächtigen“, bestehend aus FBI-Agenten, Verbündeten sowie Chens attraktiver Schwester Lien (WEI TANG): Klar doch, die Romanze winkt.

Was erleben wir: viel Netz-Gewirr und –Gestrüpp; viel am Computer „herummachen“ (völlig unverständlich für Laien); viel Auto-Fahren; viel Flugzeug-Fliegen; viel wenn Schiffe sich bewegen; viele Verfolgungsjagden; dabei wird viel gerannt; viel geballert; brutale Nahkämpfe und extrem viel – von diesem andauernd bescheuerten wie nervösen Wackeln der Kamera. „Blackhat“ ist ein Thriller für Augen- und Kopf-Schmerzen. Zudem schnitt-technisch bisweilen auch nicht stringent erzählt. Bei viel zu wenig überzeugendem Inhalt. Dessen musikalische Begleitung, eine Überraschung diesmal bei Mann, eher als atmosphärische Stimmungs-Zero ‘rüberkommt. Bedeutungslos. Besser: reizlos. Dazu im permanenten Rampen-Licht: ein gut aussehender Typ aus der Mucki-Bude, Chris Hemsworth (mit auch noch der sinnlichen deutschen Stimme von „Sherlock“ Benedict Cumberbatch ausgestattet: TOMMY MORGENSTERN), neulich als Hammer-Held „Thor“ gut unterwegs, hier aber völlig deplatziert. Wirkend. Ohne Reiz, ohne spannende Bewegungen, ohne glaubwürdige Identität. Ohne Präsenz und Charisma. Ein langweiliger Held.

Natürlich sind bei Michael Mann einmal mehr die optischen Details Kamera-Spitzenklasse. Die Skyline der exotischen Schauplätze, superb, die Motive aus den Metropolen, formidabel, die exzellenten Details in den engen Gassen, klasse. Aber das ist „nur“ visuelles Spitzen-Beiwerk für einen Film, der nach anfänglichem Hochkochen bald nachlässt und dann nur noch stark „humpelt“.

Schade, denn von einem Michael Mann war/ist (sehr) viel mehr an Spannungsunterhaltung zu erwarten (= 2 PÖNIs).

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