BEN IS BACK

„BEN IS BACK“ von Peter Hedges (B, Co-Produzent + R; USA 2017/2018; K: Stuart Dryburgh; M: Dickon Hinchliffe; 103 Minuten; deutscher Kino-Start: 10.01.2019); für mich ist einer der besten „Drogen“-Filme beziehungsweise über „das“, was Drogen aus Menschen machen, „Der Mann mit dem goldenen Arm“ von Otto Preminger (USA 1955). Mit Frank Sinatra in der Hauptrolle. Der neue erschütternde „Frank Sinatra“ heißt hier LUCAS HEDGES in der Rolle des im Titel genannten gespaltenen Bens. Ben Burns. Lucas Hedges ist der 22-jährige Sohn des Regisseurs Peter Hedges und erhielt 2017 eine „Oscar“-Nominierung als „Bester Nebendarsteller“ für die Rolle des Patrick in „Manchester by the Sea“. Außerdem war er im Vorjahr als Sohn von Frances McDormand in dem Nr.1-Film „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ zu sehen. Hier spielt er den drogenabhängigen Sohn von Holly Burns (JULIA ROBERTS).

Die Burns sind eine gut funktionierende Patchwork-Family. Die beiden Kinder aus der ersten Ehe von Holly sind im jugendlichen Erwachsenenalter, und mit ihrem zweiten Ehemann Neal (COURTNEY B. VANCE) hat sie zwei weitere Kinder im schulpflichtigen Alter. Man lebt in einem gemütlichen Heim außerhalb von New York. Es ist der Weihnachtsabend, als Sohn Ben unerwartet vor der Tür steht. Ben ist das Sorgenkind und befindet sich seit 77 Tagen in einer Entzugsklinik. Für 24 Stunden hat er frei bekommen. Die Unsicherheit und Anspannung in dem eben noch „sicheren“, gemütlichen Familienverbund ist zu spüren. Greifbar. Als erstes bringt die Mutter Medikamente und Wertsachen in Sicherheit. Ist sie doch schon mehrmals mit Ben durch die Hölle gegangen. Ben blickt mit seinen erst 19 Jahren auf eine langjährige Drogenzeit zurück. Und muss fürchterlich viel Mist dabei angestellt haben, lassen die Verhaltensweisen seiner Umgebung erkennen. Er sei clean, behauptet er, doch die Skepsis ist groß. Dennoch: „Nein“, ist die entschiedene Antwort der Mutter, die unter gar keinen Umständen ihren Sohn aufgeben will. Die ihn um jeden Preis schützen und beschützen will. In den nächsten 24 Stunden kämpft sie wie eine Löwenmutter um ihren Sohn, um den sich herum schon wieder „viel Schlimmes“ abspielt. Doch Holly besteht darauf, ihm ständig zu folgen und gerät so mit in jene dunkle Welt, die auch für sie zur aufreibenden Belastungsprobe wird und für einen „normalen Menschen“ kaum mehr auszuhalten ist.

JULIA ROBERTS. Für ihre couragierte „Erin Brockovich“ erhielt sie im Jahr 2000 den „Oscar“. Als „Pretty Woman“ wurde sie – und ihr Lächeln – 1990 weltberühmt. Hier dominiert sie als bärenstarke Charakterkraft mit eher lauten Bestimmungs-Tönen. Wirkt in der Rolle bzw. ist ausgestattet als herausgeforderte und bedingungslos um ihren Sohn fightende Mutter mit einer grandiosen körpersprachlichen Dynamit-Seele. Als ihr ebenso großartiger junger Partner bietet LUCAS HEDGES eine umwerfende, unter die Haut gehende, wahnsinnig-menschelnde Performance. Und nähert sich damit der Spitzen-Hauptrollen-Liga im amerikanischen Kino.

Wer überragendes, dichtes Schauspieler-Spannungs-Kino mag, ist hier richtig.

Der – nach „Pieces of April – Ein Tag mit April Burns“ (2003); „Dan – Mitten im Leben“ (2007/s. Kino-KRITIK) und „Das wundersame Leben von Timothy Green“ (2012) – vierte Kinospielfilm des Drehbuchautoren („Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“; „About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“) und Regisseurs PETER HEDGES ist jedenfalls ein Vollpfund für das spannende Niveau-Kino (= 4 1/2 PÖNIs).

 

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