AXT

Ich stelle wieder einmal einen neuen DVD-Spielfilm vor, der hierzulande vor seiner DVD-Veröffentlichung weder im Kino noch im Fernsehen zu sehen war, also eine „echte“ deutsche Premiere bedeutet. Das erstaunt insoweit, als der Regisseur und Co-Autor dieses 2005 in Co-Produktion Frankreich/Belgien/Spanien hergestellten Films einer der namhaftesten europäischen Filmkünstler ist: CONSTANTIN COSTA-GAVRAS. Der 1933 in Kilvia/Griechenland geborene und in Frankreich aufgewachsene (und also heute 73-jährige) Filmemacher ist bekanntlich 2facher „Oscar“-Preisträger (als Regisseur für „Z“/1969; als Drehbuch-Autor für „Vermißt“/1982) und sowohl mit der „Goldenen Palme“ von Cannes (für „Vermißt“) wie auch mit dem „Goldenen Bären“ von Berlin (für „Music Box“/1989) ausgestattet.

Er hat Werke wie „Mord im Fahrpreis inbegriffen“, „Das Geständnis“, „Der unsichtbare Aufstand“, „Tee im Harem des Archimedes“ oder „Mad City“ sowie zuletzt, 2002, „Der Stellvertreter“ (nach dem provokanten Rolf-Hochhuth-Stück) als Produzent oder als Regisseur oder in beiden Funktionen geschaffen. Constantin Costa-Gavras zählt zu den wichtigsten POLITISCHEN Denkern/Fragestellern/Provokateuren überhaupt: Seine Spielfilme bilden zumeist eine Gesellschaft ab, die von politischen/sozialen Missständen geprägt ist, gegen die er folgerichtig wie spannend Stellung bezieht. Wie auch hier:

DIE AXT“ von Constantin Costa-Gavras (Fr/Spanien/Belgien 2005; 122 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 26.05.2006)
basiert auf einem Roman des amerikanischen Schriftstellers Donald E. Westlake und ist SEIN Beitrag zum Globalisierungszeitalter. Könnte in Anlehnung an einen berühmten Fassbinder-Film („Warum läuft Herr R. Amok?“/1969) auch „Warum läuft Herr Bruno Amok?“ heißen.

Bruno Davert ist um die 40, verheiratet, 2 Kinder, mit gutbürgerlichem Haus(halt) versehen. 15 Jahre arbeitete er als geschätzter, gutbezahlter Angestellter im mittleren Management einer Papierfabrik. Gerade ist er für seine Verdienste von der Chefetage mit einem digitalen Diktiergerät bedacht worden, ein halbes Jahr später erreicht ihn die Kündigung (wg. „Verschlankung vor der Verlagerung“). Mit 15 Monatsgehältern als Abfindung in der Tasche, glaubt er fest daran, mit seiner Qualifikation und Erfahrung schnell eine neue Stelle zu finden. Doch 2 ½ Jahre später ist er immer noch arbeitslos. Und inzwischen ziemlich „zermürbt“. Seine Frau hält mit 2 Jobs die Familie „über Wasser“. Während das Selbstwertgefühl des im Grunde friedfertigen, aber eben auch erfolgsverwöhnten Angestellten langsam aber sicher „blättert“. In diesem Unruhezustand reift eine teuflische Idee in ihm: Bruno gibt eine fingierte Stellenausschreibung auf und hofft auf Bewerber, die genau SEINE Fähigkeiten besitzen, also auf dem „freien Markt“ eben SEINE Konkurrenten im Existenzkampf sind. Der Plan geht auf, er filtert „die Besten“ heraus und bringt diese nach und nach mit der Armee-Pistole seines (verstorbenen) Vaters um.

„DIE AXT“ ist ein packender, rabenschwarzer GegenwartsTHRILLER, der auf eindrucksvoll-psychologische Art und Weise die Abgründe zeigt/vermittelt, die sich auftun, wenn Menschen um ihre WÜRDE und ihr RECHT AUF ARBEIT „kämpfen“. Es ist ein couragierter, pointierter und dabei eben auch so tragikomischer Spannungsfilm, denn er vermittelt auch eine KLAMMHEIMLICHE teuflische Freude/Sympathie für „Herrn Bruno“, weil sein Verhalten natürlich grauenvoll und schrecklich, aber auch so unendlich/unfassbar „menschlich“ ist. Mit einem geradezu irrsinnigen Schlussgedanken/einer BÖSEN Schlusspointe. Stichwort: Wer sagt denn, dass nicht auch schon längst ANDERE Arbeitslose/Arbeitssuchende auf denselben Gedanken gekommen sind und es auf den inzwischen wieder „in Amt und Würden“ befindlichen „Herrn Bruno“ nun „abgesehen“ haben…

Die Darsteller spielen prima mit/ein Klasse-Ensemblefilm, in dem Hauptdarsteller JOSÉ GARCIA als „Führungsspieler“ herausragt. Ein ebenso beeindruckender wie bestürzender und vor allem dabei auch SEHR UNTERHALTSAMER Film über die Perversion/Schizophrenie der aktuellen (Globalisierungs-/“Heuschrecken“-)Zeit des gierigen, menschenfeindlichen/menschenverachtenden Kapitalismus (= 4 1/2 PÖNIs).

Anbieter: „Alive“.

 

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