PÖNIs: (1/5)
„ATOMIC BLONDE“ von David Leitch (USA 2015/2016; B: Kurt Johnstad; nach dem Comic „The Coldest City“ von Antony Johnston/Text und Sam Hart/Zeichnung/2012; K: Jonathan Sela; M: Tyler Bates; 115 Minuten; deutscher Kino-Start: 24.08.2017); der sein Geburtsdatum nicht preisgebende Regisseur DAVID LEITCH war über ein Jahrzehnt als Stuntman für Stars wie Brad Pitt, Jean-Claude Van Damme oder Matt Damon („Jason Bourne“) tätig, bevor er – mit seinem Kollegen Chad Stahelski – die Action-, Design- und Produktionsfirma „87eleven“ gründete und mit ihm zusammen 2014 den mächtig erfolgreichen Hau-Drauf-Thriller „John Wick“ mit Keanu Reeves realisierte. Bei der Fortführung „John Wick: Kapitel 2“ war David Leitch 2016 „nur“ als Produktionsleiter tätig. Mit der Comic-Adaption „ATOMIC BLONDE“ – siehe Credits – schuf er jetzt sozusagen eine „John Wick“-Version mit taffem Action-Weib an der Schieß- und Prügel-Rampe.
In der Hauptrolle: „Oscar“-Preisträgerin CHARLIZE THERON („Monster“/2004). Sie, die den Film auch mit-produziert hat, mimt eine hochrangige britische MI6-Agentin namens Lorraine Broughton. Diese ist nicht nur bildhübsch (mit platinblonder Perücke), sondern auch cool und lässig und Fäuste-Knüppel-hart. Wenn es darum geht, zuzuschlagen und Gegner auszulöschen. Und: Lorraine vermag auch einiges einzustecken. Dermaßen gestählt kommt die taffe Schöne im November 1989 in das aufgewühlte Berlin. West wie Ost. Ihr Auftrag: den Mord an einem britischen Undercover-Agenten aufzuklären. Zudem gilt es, eine Liste zu erhaschen, in der internationale Agenten aufgeführt sind und somit enttarnt werden können. Viele wollen natürlich diese ominöse Liste, folglich wird dauernd geschossen und noch mehr gekloppt. Mit der Lorraine-Erkenntnis. Offensichtlich vermag sie sich nicht mal mehr auf ihren schnippischen, dauer-rauchenden Berliner Stoppelbart-Briten-Arschloch-Kontaktmann David Percival (JAMES McAVOY) zu verlassen.
Story: blöd(e). Ein Wirrwarr von wechselnden, nie handlungsmäßig ausgereizten, also nur unausgegorenen Story-Motiven, vorwiegend begleitet mit explosiven Waffen-und Fäuste-Fights. Dazu, absolut nervend und immer mehr in unsinnige Mode kommend, weil keineswegs spannungstreibend: MUSIK. Bevor wieder duelliert wird und natürlich während des Aggressions-Zirkus‘ brüllen uns zugleich populäre (Cover-)Songs an: wie „Cat People/Putting Out Fire“/David Bowie; sogar „Major Tom/Völlig losgelöst“/Peter Schilling oder sogar „99 Luftballons“ mit Nena oder „Father Figure“ mit George Michael oder „London Calling“ mit The Clash. Sozusagen als: eine musikalisch lärmend-aufgeheizte Dauer-Gewalt-Orgie wird grässlich beschallt. Die inhaltlichen Versuchs-Versuche sind, wie erwähnt, erbärmlich, einfältig und grotesk-doof. Es geht in diesem unsinnigen, holzschnittartig gezimmerten Spionage-Müll einzig darum, eine äußerlich extrem auffallende Heldin (was besonders bei lächerlichen Verfolgungsjagden zutiefst dämlich aussieht und völlig unlogisch erscheint, wie halt so vieles hier) durch die Etagen, Straßen, Wohnungen und per Autoverfolgung zu jagen und sie in „knackige“ Prügel-Aktionen zu verwickeln. Dabei hält sich die 42-jährige Charlize als Gewalt-Domina ganz ordentlich, vermag aber inmitten dieses unübersichtlichen, stoisch-brutalen Action-Tohuwabohus keine atmosphärischen Akzente zu setzen. Als „attraktive Maschine“ mit Arroganz-Geschmack jedenfalls bleiben mögliche Ironie, Charme-Keilereien oder Spaß-Motive außen vor. Und ihre dann lesbischen „Kontakte“ mit einer völlig dussligen französischen Sogenannt-Agentin entpuppen sich als alberne erotische Trockenübungen. Mit schöner Seicht-Begleit-Musik, natürlich.
Nebenbei tun hier auch noch sinnlos mit: John Goodman; Til Schweiger als Uhrmacher; Barbara Sukowa als Gerichtsmedizinerin; der sonst so gute Eddie Marsan als Stasi-Überläufer, den es schließlich in die Spree „verschlägt“.
Unangenehm, zähflüssig, lahm: Diese plumpe Horror-Show besitzt weder Sinn noch Spannung, noch macht sie irgendwie Spaß. „Atomic Blonde“ ist schauderlich-schlecht (= 1 PÖNI; für die tapfere Charlize-Lorraine).